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35 - Sendador 02 - In den Kordilleren

35 - Sendador 02 - In den Kordilleren

Titel: 35 - Sendador 02 - In den Kordilleren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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dicken Salzkruste bedeckt gewesen, wie andere Wasser mit Eis zur Winterzeit, und Wind und Wetter hatten diese Decke zerrissen und die Schollen durch- und aufeinander getrieben.
    Am Rand einer solchen Scholle lag etwas Dunkles, Kreisrundes. Ich nahm das Fernrohr her und erkannte, als ich durch dasselbe blickte, diesen Gegenstand als den abgebrochenen, konkav nach innen gebogenen Boden einer gläsernen Flasche. Daneben lag ein kleines Häufchen Sand auf der sonst vollständig reinen und blanken Salzscholle.
    Ich kehrte mich wieder zu der vorigen Stelle zurück, um nochmals zu suchen, ohne aber etwas zu finden. Dann aber sah ich an der nahen Kaktusstaude einen vielleicht acht oder zehn Zoll langen Zwirnfaden hängen.
    Bis jetzt hatte ich kein Wort gesagt, und die anderen hatten meinem Tun schweigend zugesehen. Jetzt erklärte ich:
    „Wir sind sehr dumm gewesen. Der Sendador hat die Kipus bei sich.“
    „Nein“, antwortete Pena. „Ich habe ihn ganz genau untersucht.“
    „Und doch hat er sie bei sich! Wir müssen ihn durchsuchen. Was zwischen dem Zeug und dem Futter steckt, das wissen wir nicht.“
    „Was soll da stecken! Wie kommen Sie überhaupt auf diese Idee?“
    „Hier haben Sie mein Rohr. Betrachten Sie sich den dunklen, glänzenden Gegenstand auf jener Scholle genau!“
    Pena richtete das Fernrohr nach dem angegebenen Punkt und sagte:
    „Ich sehe ihn, ganz deutlich, es ist ein Stück Flasche.“
    „Was liegt daneben?“
    „Sand.“
    „Gut, die ganze Flasche ist hinübergeworfen. Sie ist mit Sand gefüllt worden, damit sie im Wasser untergehen soll. Da es aber nachts gewesen ist, so hat der Betreffende nicht eine offene Stelle des Sees, sondern den Rand dieser Scholle getroffen. Die Flasche ist daran zersprungen, der Boden mit einem Teil des Sandes auf der Scholle liegengeblieben, das übrige aber in das Wasser gefallen.“
    „Mit Sand gefüllt? Warum diese Vorsicht?“
    „Der Betreffende wußte, daß wir kommen würden; darum mußte die Flasche untersinken, damit wir sie nicht sehen könnten. Es ist die Flasche, welche hier vergraben war.“
    „Das begreife ich nicht.“
    „Ich sehr leicht. Er hat die Flasche weggeworfen, weil er inzwischen erfahren hatte, daß man den Ort und auch die Flasche genau kannte; darum mußte er die Kipus auf eine andere, vorteilhaftete Weise verbergen. Er grub sie aus, füllte die Flasche mit Sand, warf sie in den See und setzte sich dann her, um die Kipus in seinem Anzug zu verstecken. Daß darüber die Nacht vergangen ist, darf gar nicht Wunder nehmen. Nicht jeder ist ein guter Schneider, zumal des Nachts, ohne Licht.“
    „Woher wissen Sie denn das vom Nähen?“
    „Hier in dieser Vertiefung hat er gesessen, die er durch sein Hin- und Herdrehen ausgehöhlt hat, und die parallel laufenden Eindrücke rühren von seinen Stiefeln her.“
    Die beiden betrachteten die Stelle genau und dann meinte Pena, indem er mir beistimmte:
    „Ja, hier hat er gesessen; das kann aber auch nur in der Absicht, sich auszuruhen, gewesen sein. Wie kommen Sie auf die Vermutung, daß der Betreffende gestickt hat?“
    „Durch den Vergleich der Umstände und vor allen Dingen durch dieses hier.“ Ich nahm den Faden vom Kaktus und gab ihn Pena.
    „Ein Zwirnfaden, ein dunkelblauer, wahrhaftig!“ rief dieser. „Eine Rolle gerade solchen Zwirns hatte der Sendador vorhin nebst Nähnadel im Gürtel!“
    „Da haben Sie es. Wir brauchen also nur wieder nach oben zu gehen und mit Gomarra – – – ah, wo ist dieser? Ich sehe ihn ja nicht!“
    „Ich auch nicht; er ist fort.“
    „Dann schnell nach, und hinauf auf die Höhe! Dieser Kerl hat irgendeine Teufelei vor.“
    Ich hatte, nachdem mir Gomarra die Stelle, an welcher die Flasche vergraben gewesen war, gezeigt hatte, nicht weiter auf ihn geachtet. Er war uns entflohen, und da konnte er nur die Absicht gehabt haben, sich in meiner Abwesenheit an den Sendador zu machen. Wir folgten ihm in eiligem Lauf, sahen ihn aber nicht, da der Weg eine weite Krümmung machte. Aber als wir nicht mehr weit von der Felsenplatte entfernt waren, hörten wir einen wahren Höllenlärm vor uns.
    „Hund!“ hörte ich die Stimme des Sendadors brüllen. „Du hast mich nicht zu richten. Warte, bis der Deutsche kommt!“
    „Halt, nicht weiter, ihn nicht anrühren!“ hörte ich dann die Stimme des Steuermanns. „Sie dürfen ihm nichts tun!“
    „Zurück!“ ertönte die keuchende Stimme Gomarras. „Zurück, oder ich steche! Mein Messer ist

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