35 - Sendador 02 - In den Kordilleren
befriedigende Lösung derselben denken. Pena und Gomarra haben natürlich die Absicht, bei uns zu bleiben. Sie wollen aber den Sendador haben und brennen darauf, ihn zu bestrafen. Wir aber wollen mit ihm reisen. Wie wird das in Einklang zu bringen sein?“
„Das ist allerdings eine Schwierigkeit, welche nicht leicht zu überwinden ist“, antwortete ich.
„Wollen wir ihnen sagen, wie die Sachen stehen?“
„Nein, wenigstens jetzt noch nicht. Pena würde sich wohl beruhigen lassen, Gomarra aber nicht.“
„Oder wollen wir uns von ihnen trennen?“
„Nein. Das wäre nicht recht und gut gehandelt, selbst wenn die beiden uns fremd wären. Pena aber ist ein Bekannter, ein früherer Gefährte von mir, gegen den ich unmöglich treulos handeln kann.“
„So sollen sie also bei uns bleiben; zugleich aber soll auch der Sendador zu uns stoßen. Ich verstehe nicht, die Sache einzurichten, und bezweifle auch, daß Sie das fertig bringen.“
„Ja, es ist unangenehm. Vielleicht ist es am besten, wenn wir die Sache jetzt gehen lassen, bis wir den Sendador treffen.“
„Nun, so gibt es Mord und Totschlag! Gomarra wird sofort über ihn herfallen.“
„Das bezweifle ich sehr, denn der Sendador wird nicht so plötzlich in unsere Mitte treten. Ich denke, er erwartet uns und gibt mir ein heimliches Zeichen, daß er da ist. Dann kann ich ihm ja sagen, daß Gomarra unversöhnlich ist, und werde hören, welche Vorschläge er mir in dieser Beziehung macht.“
„Er wird Ihnen sagen, daß wir Gomarra fortschicken sollen.“
„Das ist wahrscheinlich. Aber wir können auf diesen Vorschlag nicht eingehen. Ich mag nicht in dieser Weise gegen einen bisherigen Gefährten handeln. Und selbst wenn wir das täten, glauben Sie, daß dadurch die Sache besser würde?“
„Nein.“
„Ich auch nicht, denn Gomarra würde uns nachschleichen, um den Sendador zu erschießen. Dieser würde das vermuten und also auf seiner Hut sein. Einer von beiden müßte fallen. Nein, ich halte es doch für das allerbeste, Pena und Gomarra die Wahrheit zu sagen.“
„Dann machen Sie sich nur auf Vorwürfe gefaßt, welche jedenfalls keine freundlichen sein werden.“
„Was das betrifft, so fürchte ich mich nicht. Ich werde sie mir gefallen lassen, so lange sie sich innerhalb der Grenzen derjenigen Höflichkeit bewegen, welche ich selbst in diesem Fall beanspruchen muß.“
Jetzt kam Pena von der Suche zurück. Er machte ein missvergnügtes Gesicht und sagte, sich an mich wendend:
„Sie haben recht gehabt. Wir waren dumm, als wir in den Büschen herumkrochen. Der Boden ist zertreten, und nun mag der Kuckuck entscheiden, welche Stapfen von den Füßen des Sendador herrühren.“
„Ich wußte, daß Sie vergeblich suchen würden.“
„Ich weiß es nun auch; aber ich habe nun doch wenigstens meine Schuldigkeit getan. Es muß mich wundern, daß andere nicht ebenso denken.“
Er warf bei diesen Worten einen vorwurfsvollen Blick im Kreise umher.
„Es wundert Sie, daß wir so ruhig sitzen bleiben, ohne uns in der Weise wie Sie zu bemühen?“
„Selbstverständlich! Ihnen scheint es sehr gleichgültig zu sein, ob der Kerl entkommt oder nicht!“
„O nein. Aber wir haben zwei triftige Gründe, uns die Mühe des Nachforschens gar nicht erst zu geben.“
„Welche wären das?“
„Der eine Grund bezieht sich auf die Zeit. Sie haben auf der Strecke, welche Sie durchsuchten, die Spuren verwischt. Um sie doch noch zu finden, müßte man in einer sehr weiten Kreislinie um das Lager gehen, Schritt für Schritt, jeden Zoll breit des Bodens genau untersuchend. Das kann von jetzt bis zum Abend dauern, ohne daß wir unsern Zweck erreichen. Und selbst wenn das Glück uns so günstig wäre, daß es uns einen Fußeindruck zeigte, so wird der Sendador so klug gewesen sein, späterhin ein Terrain aufzusuchen, auf welchem er keine Fährte hinterläßt. Selbst wenn er über grasigen Boden gegangen ist, werden sich die Halme, bis wir kommen, wieder aufgerichtet haben. Wir würden also unsere Zeit verschwenden, ohne einen Erfolg zu haben.“
„Das ist wahr; ich sehe es auch ein. Und nun Ihr zweiter Grund?“
„Der ist noch viel triftiger als der erste. Wir wissen nämlich, daß wir den Sendador ganz gewiß treffen werden.“
„O!“ rief er verwundert aus. „Wo?“
„Hier in diesem Flußbett, aufwärts von hier. Er selbst hat es uns gesagt.“
„Wie! Gesagt? Er selbst?“
„Ja. Er hat es uns sogar fest versprochen.“
„Señor, Sie machen
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