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36 - Das Vermächtnis des Inka

36 - Das Vermächtnis des Inka

Titel: 36 - Das Vermächtnis des Inka Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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setzen sich auf ihre Pferde und reiten davon, sie erhalten dadurch einen Vorsprung, welchen wir nicht einholen können.“
    „Sie werden nicht reiten können, sondern gehen müssen. Dafür sorge ich jetzt.“
    Er legte sein Doppelgewehr an und richtete es nach der Stelle, an welcher die Pferde der Flüchtlinge standen. Die beiden Kugeln trafen so genau, daß die Tiere sofort niederstürzten. Dann fuhr er fort, indem er gleich wieder lud: „Übrigens ist es vielleicht gar nicht nötig, daß wir ihren Spuren mühsam folgen. Hast du gehört, was Kapitän Pellejo uns zurief, als wir an ihm vorüberjagten?“
    „Ja.“
    „Er scheint in die Pläne seiner Kumpane eingeweiht zu sein und wird sich rächen wollen, indem er sie uns verrät. Vielleicht ist er nicht zu Tode getroffen. Wenn er noch lebt, werden wir vielleicht Wichtiges von ihm hören. Laß uns also umkehren.“
    Er wendete sein Pferd um, ohne noch einmal zurückzublicken. Anciano aber folgte ihm nicht eher, als bis er die Faust drohend gegen die Stelle geschüttelt hatte, an welcher die entkommenen Feinde zu vermuten waren. Er, der sonst so ruhige und bedächtige Greis, zitterte fast vor Grimm darüber, daß die erst so vielversprechende Verfolgung ein solches Ende gefunden hatte.
    Als sie sich im Galopp der Stelle näherten, wo Pellejo vom Pferd gestürzt war, sahen sie, daß er seinen Oberkörper mühsam erhob und ihnen zuwinkte. Er lebte also noch. Sie hielten bei ihm an und stiegen von ihren Pferden. Er lag in einer Blutlache und hielt die Hand auf die Wunde, als ob er dadurch das entfliehende Leben zurückhalten könne. Der Vater Jaguar sah es seinem todesbleichen Gesicht und den schon starr werdenden Augen an, daß jede Hilfe hier unmöglich sei; dennoch kniete er bei dem Verwundeten nieder und schnitt die Kleidung desselben auf, um die Wunde zu untersuchen.
    „Geben Sie sich keine Mühe, Señor“, sagte Pellejo mit schwacher Stimme. „Ich fühle, daß die Kugel im Leben sitzt. Haben Sie gesehen, daß ich von dem Gambusino meuchlerisch vom Pferde geschossen wurde?“
    „Ja. Er, der Ihr Verbündeter war, ist zum Mörder an Ihnen geworden. Ich sehe, daß es keine Rettung für Sie gibt. Sie haben nur noch wenige Minuten zu leben. Wollen Sie Ihr Gewissen erleichtern? Haben Sie einen Wunsch, den ich Ihnen vielleicht erfüllen kann?“
    „Einen Wunsch – – –? Ja!“ antwortete der Gefragte, indem sein Auge für einige Sekunden neues Leben bekam.
    „So teilen Sie ihn mir mit!“
    „Rache!“
    „An dem Gambusino?“
    „Ja. Rächen Sie meinen Tod, Señor!“
    „Ich will es tun. Auch ich habe eine schwere Rechnung mit dem Gambusino und werde den an Ihnen begangenen Mord dazu addieren. Aber unterstützen Sie mich. Kennen Sie die Pläne dieser beiden Männer?“
    „Ja“, antwortete Pellejo, indem er die Hand wieder auf die Wunde drückte, um das Blut aufzuhalten und so einige Minuten länger leben zu können. „Meine Augenblicke sind gezählt, aber sie werden ausreichen, Ihnen mitzuteilen, was ich erlauscht habe. Der Gambusino und Perillo wollten durch den jetzigen Kriegszug und das darauffolgende Pronunciamiento reich werden. Sie hofften, reiche Beute zu machen. Darauf müssen sie nun verzichten. Dafür aber wollen sie sich den gewünschten Reichtum nun aus den Bergen holen.“
    „Ach! Kennen Sie den Ort?“
    „Ja. Er liegt in der Nähe der Salina del Condor.“
    „Kennen Sie den Namen?“
    „Ich kenne ihn; aber ich bin schon so schwach, daß – daß ich mich erst noch besinnen muß.“
    „War es vielleicht die Barranca del Homicidio?“
    „Ja, ja, die war es!“ antwortete der Sterbende lebhafter als bisher.
    „Soll es denn dort Schätze geben?“
    „Große Reichtümer aus der Inkazeit!“
    „Woher weiß das der Gambusino?“
    „Antonio Perillo erzählte es ihm. Dieser hat einen Indianer belauscht, der in einer Vollmondnacht in die Barranca stieg und am nächsten Morgen mit Kostbarkeiten beladen wieder heraufkam.“
    „Wann ist das gewesen?“
    „Das weiß ich nicht, denn es wurde nicht mit erwähnt.“
    „Hat Perillo denn die Kostbarkeiten gesehen?“
    „Nicht nur gesehen. Er ist dem Indianer nach und hat ihn ermordet, um ihn zu berauben. Sogar seine Kopfhaut hat er mitgenommen.“
    Der alte Anciano hatte geschwiegen; jetzt ließ er einige dumpfe, unverständliche Worte hören. Der Vater Jaguar fragte weiter: „Ist Perillo später wieder in der Barranca gewesen?“
    „Ja. Er hat nach den Schätzen gesucht, aber nichts

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