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36 - Das Vermächtnis des Inka

36 - Das Vermächtnis des Inka

Titel: 36 - Das Vermächtnis des Inka Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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er. „Ich habe noch nie einem Freund eine Lüge gesagt.“
    „So gibt es also wirklich ein solches Riesentier?“
    „Ja. Es liegt einen Tagesritt hinter dem Dorf des klaren Baches. Ich schwöre es Ihnen zu.“
    „Und Sie wollen es mir verkaufen?“
    „Nicht verkaufen, sondern schenken, Señor. Ihre Kameraden haben uns einen großen Dienst erwiesen und vielen von uns das Leben und das Eigentum gerettet. Wie könnte ich da Bezahlung für die Knochen verlangen. Der Transport derselben wird Ihnen so schon ein großes und vieles Geld kosten.“
    „Und wann werden Sie mir das Tier zeigen, Señor?“
    „Morgen noch nicht, weil es da noch viel zu ordnen gibt; aber übermorgen bin ich gerne bereit, mit Ihnen nach der Stelle zu reiten.“
    „Was ist's für ein Tier? Ein Glyptodon, ein Megatherium oder vielleicht ein Mastodon?“
    „Darauf kann ich nicht antworten, denn ich habe diese Namen noch nie vernommen. Sie werden es sehen und dann wissen, wie Sie es zu nennen haben.“
    Nach diesen Worten entfernte er sich, um sich bei dem Vater Jaguar niederzusetzen. Dieser fragte ihn, was er mit dem kleinen Mann verhandelt habe, und als er es erfuhr, sagte er, indem ein unternehmendes Lächeln über sein Gesicht glitt: „Dieser Doktor lebt und stirbt für seine Riesentiere. Er ist ein guter Mensch, und obgleich er mir schon manchen schlimmen Dienst erwiesen hat, möchte ich ihm eine frohe Überraschung bereiten. Wie weit habt ihr das Tier ausgegraben?“
    „So weit, daß man den Kopf und die Knochen des Rückens bis zu denen des Schwanzes sah. Dann deckten wir es wieder zu.“
    „Sehr fest, so daß es nur sehr schwer auszugraben ist?“
    „Nein, sondern leicht, weil wir es verkaufen wollten.“
    „Wie lange würde man zubringen, um das Gerippe vollständig freizulegen?“
    „Wenn acht oder zehn Männer daran arbeiten, ist es in einigen Stunden geschehen, obgleich das Tier im harten Kalkboden steckt.“
    „Habt ihr Werkzeuge dazu?“
    „Ja, Werkzeuge nach unserer, wenn auch nicht nach eurer Art; aber sie sind fast ebensogut wie die eurigen.“
    „Und übermorgen willst du ihn an die betreffende Stelle führen?“
    „Ja.“
    „Gut! Willst du mir morgen zehn Männer mit den nötigen Werkzeugen mitgeben? Ich möchte hinreiten und dafür sorgen, daß er das Tier ganz ausgegraben findet. Aber er darf vorher nichts davon wissen. Es soll eben eine Überraschung für ihn werden.“
    „Sie sollen haben, was Sie brauchen. Auch einen Führer, der die Stellen genau kennt, ebenso Riemen, um die einzelnen Knochen zusammenzubinden. Stützen, um das Gerippe an Ort und Stelle aufzurichten, können Sie sich dort abschneiden. Es wächst da Bambus und hohes Gebüsch in Menge.“
    Das Versprechen, daß er übermorgen das Riesentier zu sehen bekommen solle, ließ den Doktor nicht schlafen. Er war übrigens nicht der einzige, welcher wachte. Die Aripones schliefen auch nicht, teils aus Aufregung über die erlittene Niederlage, teils wegen der Schmerzen, welche ihre Wunden ihnen bereiteten. Es starben während der Nacht noch mehrere von ihnen.
    Am anderen Morgen erteilte der Vater Jaguar seinem Geronimo die nötigen Verhaltungsmaßregeln und ritt dann mit zehn Cambas fort, ohne zu sagen, wohin er zu gehen, beabsichtige und wann er wiederkehren werde. Er glaubte sich im Tal entbehrlich, da er in Geronimo einen zuverlässigen Vertreter hatte.
    Zunächst war über die Frage zu entscheiden, wo und wie die Leichen beerdigt werden sollten. Es waren ihrer so viele, daß zum Vergraben derselben außerordentlich viele Arbeitskräfte und auch eine lange Zeit gehörte. Darum kam man auf Geronimos Vorschlag darin überein, daß sie draußen vor dem Tal verbrannt werden sollten. Man schaffte die Toten hinaus und errichtete aus ihren Körpern und dürrem Holz hohe Scheiterhaufen, welche in Brand gesteckt wurden. Als das vorüber war, war der Mittag vergangen, und die gesunden und leichtverwundeten Aripones mußten abziehen. Sie wären zwar gern noch bei ihren Schwerverwundeten zurückgeblieben, aber man traute ihnen denn doch noch nicht so recht, obgleich sie entwaffnet worden waren. Sie erhielten das Versprechen, daß man ihre Zurückgelassenen gut verpflegen werde, und marschierten dann ab, denn ihre Pferde waren ganz selbstverständlich als Beute zurückbehalten worden. Ihre Messer hatte man ihnen mitgegeben, da sie dieselben unterwegs unmöglich entbehren konnten.
    Nun wollten die Cambas nach vollendetem Kriegszug nach ihren verschiedenen Dörfern

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