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36 - Das Vermächtnis des Inka

36 - Das Vermächtnis des Inka

Titel: 36 - Das Vermächtnis des Inka Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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und Wohnsitzen zurückkehren. Dabei mußte man der verwundeten Aripones gedenken, welche nicht transportabel waren. Es wurde beschlossen, daß eine Anzahl von Cambas aus dem Hauptdorf mit ihnen im Tal des ausgetrockneten Sees bleiben sollte, um sie da zu pflegen, bis sie stark genug seien, das Tal zu verlassen. Zu diesem Zweck sollten Hütten aus Laub und Zweigen errichtet werden. Mit all diesen Auseinandersetzungen und Vorbereitungen war man nach Verlauf der ersten Nachmittagsstunden fertig. Dann wurde zum allgemeinen Aufbruch geschritten, an welchem sich nur die Kranken und deren Wächter nicht beteiligten. Die Folge dieses späten Aufbruchs war, daß der Zug erst nach angebrochener Dunkelheit das Cambasdorf am klaren Bach erreichte. Die Krieger zogen dort als Sieger ein und wurden als solche empfangen und gefeiert. Es verstand sich ganz von selbst, daß man vor allen Dingen die Weißen ehrte, denen man ja doch die Rettung aus so großer Gefahr zu verdanken hatte.
    Die Feier des Sieges bestand auch hier wieder in einem Schmaus, welcher bis tief in die Nacht hinein währte. Am nächsten Morgen forderte der Häuptling den Doktor zu dem versprochenen Ritt auf. Die Weißen beteiligten sich ohne Ausnahme an demselben, und auch mehrere Cambas ritten mit. Natürlich nahm Morgenstern seine Werkzeuge an sich, und der Häuptling hinderte ihn nicht daran, weil er ihm doch nicht sagen konnte, daß dieselben unnütz seien.
    Der Weg führte nach Norden, durch Wälder und Wüsten, bis man gegen Abend einen Salzsee erreichte, welcher in einer tonigen Ebene lag und von Wald und Gebüsch umgeben war.
    „Ist es hier?“ fragte Morgenstern, welcher vor Aufregung beinahe fieberte, den Häuptling.
    „Ja, in der Nähe“, antwortete dieser.
    „So führen Sie mich hin, schnell, schnell!“
    „Haben Sie Geduld! Es ist für heute zu spät. Die Sonne ist schon hinter den Bäumen verschwunden, und in wenigen Minuten wird es dunkel sein. Da können Sie doch nicht graben. Wir müssen bis morgen warten.“
    „Ist dies der Fall, so vergehe ich vor Aufregung. Wissen Sie, daß ich eigentlich das Recht habe, heute, gerade heute die betreffende Stelle zu sehen, wenn ich auch keine Zeit zum Nachgraben finde?“
    „Warum?“
    „Weil heute mein Geburtstag ist, lateinisch Natalis genannt.“
    „Ihr Geburtstag? Wer hat das gewußt! Doch, da es so steht, Señor, will ich ein übriges tun und Ihnen die Stelle zeigen. Aber nicht jetzt sogleich, denn wir brauchen alle Hände, um noch vor der Dunkelheit genug Holz zum Feuer zu sammeln. Dann, wenn wir für alles gesorgt haben, sollen Sie den Ort beim Schein einer Fackel sehen, damit ich Ihnen eine Geburtstagsfreude bereite.“
    Man begann Holz zu sammeln, und zwar sehr langsam, denn man hatte es allen außer Morgenstern und Fritze gesagt. Es galt, die völlige Dunkelheit abzuwarten, um die Überraschung vorzunehmen.
    Morgenstern suchte mit allem Eifer nach dürrem Holz, damit der ersehnte Augenblick baldigst eintrete. Dabei bemerkte er nicht, daß es in der Umgebung des Lagerplatzes Huf- und Fußspuren gab, welche unmöglich von ihm und seinen Gefährten herrühren konnten. Ebensowenig beobachtete er, daß der Häuptling mit Geronimo auf längere Zeit verschwunden war. Sie hatten sich zum Vater Jaguar begeben, um diesem mitzuteilen, daß heute ganz zufälligerweise der Geburtstag des kleinen Vorsintflutlers sei, eine Kunde, welche gar nicht besser zu ihrem Vorhaben passen konnte.
    Endlich war Holz genug vorhanden, und es wurde ein Feuer angezündet. Erst jetzt bemerkte Morgenstern, daß die beiden Personen fehlten.
    „Es ist doch grad, als ob man sich gegen mich verschworen hätte“, klagte er gegen seinen Diener. „Nun, da alles in Ordnung ist, fehlt der Häuptling, und doch weiß er, daß ich unmöglich länger warten kann.“
    „Fassen Sie Ihnen in Jeduld!“ tröstete Fritz. „Wat lange währt, wird jut. Dat heißt mit anderen Worten: Je länger Sie warten, desto jrößer wird dat Tier, welches aus der Unterwelt vor Ihre Augen kommen soll. Sehen Sie, da kommen die beiden, und die Besichtijung wird losjehen. Ick werde mir übrijens an derselben nicht beteiligen.“
    „Warum nicht?“
    „Weil die Kreatur erst morgen ausjegraben wird. Wat ist da heute zu sehen? Ein Stück Erdboden und so 'ne Rarität habe ick schon oft jesehen.“
    Der Häuptling kam allerdings mit Geronimo zurück, aber die Neu- oder Wißbegierde des Kleinen wurde trotzdem noch nicht befriedigt, da die beiden behaupteten, daß

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