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36 - Das Vermächtnis des Inka

36 - Das Vermächtnis des Inka

Titel: 36 - Das Vermächtnis des Inka Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Leibe eines Riesen.“
    „Die schönen, zylindrischen Backzähne!“
    „Es sind ihrer zu wenig. Da habe ick ja mehr!“
    „Ein Megatherium darf nur so wenige haben. Es hat auch keine Eck- und Schneidezähne.“
    „Da hat man zu jener Zeit wohl janz anders jekocht als heutzutage? Bei unserer Küche könnte dat riesigste Faultier ohne diese Zähne nicht bestehen.“
    „Die kurzen, breiten Füße!“
    „Dat sollen Füße sind? Ziehen Sie ihm doch seidene Strümpfe an!“
    „Die herrlichen, langen Sichelkrallen!“
    „Ja, wenn ick mich solche wachsen ließ, würde man mir auch sehr bald als Riesenfaultier betrachten.“
    „Diese Länge! Sie beträgt wenigstens vier und einen halben Meter bei einer Höhe von dritthalb Meter. Ist das nicht erstaunlich?“
    „Erstaunlich ist bloß, daß Sie es bei dieser Höhe und Länge dennoch ein Riesenfaultier nennen. Ein Faultier ist viel zu träge, um so lang zu wachsen.“
    Diese drastischen Bemerkungen erreichten ihren Zweck. Sie ernüchterten den Paläontologen so, daß er jetzt zornig ausrief: „Du hast nicht das mindeste Verständnis für solche Verhältnisse und Schönheiten!“
    „Nein, dat besitze ick wirklich nicht. Unter Schönheit verstehe ick einen janz anderen Jedanken oder Begriff. Die Schönheit hat für mir eine andere Form und Jestalt. Ick kann eine Rose für schön halten, aber ein Riesenfaultier, wenn es noch dazu bloß aus seinem eijenen Jerippe besteht, dat kann ich niemals schön nennen.“
    „Vor der Sündflut war es schön, verstanden! Und denke dir, daß nicht das kleinste Knöchelchen fehlt, während kein einziges Museum bis jetzt ein vollständiges Megatherium besessen hat!“
    „Auch diese Vollständigkeit kann mir nicht bejeistern, denn sie kommt auch bei anderen Jeschöpfen vor. Da sehen Sie doch einmal mir jenauer an! Bei mich fehlt auch nichts; selbst dat kleinste Knöchelchen ist da, und noch dazu mit Fleisch und schöner Haut überzogen!“
    „Fritze, du bist ein Idiot. Dir kann man das Herrlichste bieten, ohne daß du Geschmack daran findest. Du bist für die Wissenschaft verloren.“
    „Wenn sie von weiter nichts als von Riesenfaultieren handelt, so kann sie mich allerdings oft und manchmal jestohlen werden. Wat werden Sie denn nun mit diesem toten Monstrum anfangen?“
    „Welche Frage! Ich schaffe es fort.“
    „Wohin?“
    „Heim, nach Hause.“
    „Auch jut. Wenn dat die Sündflut jewußt hätte, so konnte sie dat Jerippe gleich dazumal nach Jüterbogk schwemmen. Damit hätte sie uns viele Mühen und Kosten erspart. Wollen Sie es vor Jeld sehen lassen?“
    „Nein. Ich werde es einer Universität, einem berühmten Museum schenken, wo man seinem Namen dann den meinigen hinzufügen wird.“
    „Da haben Sie aber ja die Jüte, zu bitten, daß nicht etwa auch der meinige mit anjehängt wird. Mit so 'nem Riesenfaultier will Fritze Kiesewetter auf keinen Fall verewigt werden. Wenn Sie dat Vieh mit heim nehmen wollen, muß dies per Schiff jeschehen. Wie aber wollen Sie es bis an die See bringen? Ja, wenn es noch laufen könnte!“
    „Es wird auseinandergenommen und jeder Knochen sorgfältig einzeln verpackt. Dabei mußt du natürlich helfen.“
    „Sehr jern. Nur wenn Sie mir auseinandernehmen wollten, würde ick mir weigern, behilflich zu sind. Wann soll diese Arbeit losjehen?“
    „Am liebsten sofort, aber das ist leider unmöglich, da es vorher sehr vieles zu beschaffen gilt. Man muß das aus der nächsten Stadt besorgen.“
    „Das würde Tucuman sein“, sagte der Vater Jaguar, indem er herbeitrat. „Ich stelle mich Ihnen dabei zur Verfügung, Herr Doktor.“
    „Wieso, Herr Hammer?“ fragte der Kleine.
    „Wir reiten übermorgen nach Tucuman. Dort kann ich Ihnen alles Nötige besorgen. Einige Cambas, welche wir mitnehmen, können Ihnen dann die Sachen bringen.“
    „Verstehen Sie sich denn auf solche Einkäufe?“
    „Ich denke wohl“, lächelte der Vater Jaguar. „Sehen Sie sich dieses Megatherium genau an! Besitzt irgendein Teil oder auch das kleinste Teilchen eine falsche, unrichtige Lage?“
    „Nein. Es ist alles so genau am Platz, als ob die Sündflut erst gestern gewesen wäre.“
    „So sage ich Ihnen, daß dieses Gerippe, als wir es ausgruben, einen wirren Haufen von Knochen bildete.“
    „Wie? Sie haben es ausgegraben?“
    „Ausgegraben und zusammengestellt. Sie meinen doch nicht etwa, daß es seit der Sündflut hier zwischen den Büschen gestanden hat?“
    „Dann – sind – Sie ja – ein ausgezeichneter

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