36 - Die Omen von Kregen
beiden standen vor einer seidenumhüllten Säule im Tanzsaal des Palasts, in dem die Hochzeitsgäste lachten und plauderten, tranken und tanzten und sich der Freude hingaben, von der sie auch das glückliche Paar erfüllt wußten.
Marions Augen sprühten Feuer.
»Du glaubst doch nicht etwa, daß ich dich allein ziehen lasse, Nango?«
»Dein Regiment Jikai-Vuvushis ist dem Herrscher untergeordnet ...«
»Er wird mich freigeben, dessen bin ich ganz sicher, damit ich nach Norden ziehen und meine Ländereien wieder in Besitz nehmen kann. Stell dir vor, Nango! Wenn ich Huvadu zurückhätte!«
»Das wäre natürlich prächtig. Du warst nie in den Schwarzen Bergen? Es gibt Jahreszeiten, da kann es dort herrlich sein.«
»Bestimmt machen wir dort einen Besuch. Wir brauchen nur ein verläßliches Flugboot und können dann fliegen, wohin wir wollen und wann wir wollen.«
»Ich kaufe dir den besten Voller in ganz Hamal, Marion.«
In ihren goldenen hochhackigen Schuhen stellte sie sich auf die Zehenspitzen, um ihm einen Kuß zu geben. Dieser Kuß dauerte an, bis sie sich lachend und errötend voneinander trennten. Nango nahm einen Kristallkrug von der Anrichte und reichte ihn seiner Braut.
Halb wandte sie sich zur Seite, um ihn lächelnd zu ergreifen und an die Lippen zu heben. Dabei wanderte ihr Blick an ihrem Mann vorbei.
»Oh!« sagte sie und fügte hinzu: »Da ist ja der Herrscher, liebster Nango. Ich werde ihn selbst fragen.«
Sie und Nango traten zur Seite und drehten sich um. Sie neigte den Kopf nur ein wenig, wie es sich in dieser Umgebung geziemte, während Nango, dem die unterwürfige Kriecherei in Vallia nachdrücklich ausgetrieben worden war, höflich nickte.
»Majister! Ist das nicht alles wundervoll?«
»Wundervoll, Marion, o ja. Du und Strom Nango, ihr habt ein großartiges Fest ausgerichtet. Und nun drückt ihr euch knutschend in irgendwelchen Ecken herum. Dabei bin ich gekommen, um mir den versprochenen Tanz abzuholen.« In diesem Augenblick verneigte sich Strom Nango erneut.
Plötzlich meldete sich eine angenehme Stimme – bei Vox! die angenehmste, köstlichste Stimme auf zwei Welten: »Und ich, mein lieber Strom Nango, wollte dich an dein Versprechen erinnern, mit mir zu tanzen.«
»Majestrix.«
Die Herrscherin Vallias bot einen strahlenden Anblick. Nun ja, bei Zair! Wann sah schon Herrscherin Delia jemals anders aus? Ihr Gewand war von prachtvoller Schlichtheit, eine einfache Hülle in einer zum Lavendel tendierenden Färbung, gekrönt von zwei schlichten Schmuckstücken, darüber ihr großartig schimmerndes Haar – sie war eine Augenweide und verstand auch ihre Wirkung einzusetzen. Es ist wirklich kaum übertrieben zu sagen, daß es ganze Regimenter, ganze Armeen gibt, die für Herrscherin Delia kämpfen und sterben würden. Und da Delia nun mal so ist, wie sie ist, betrübt dieser Gedanke sie sehr.
Nangos Aufmachung stellte nur eine leichte Abweichung von seiner gewohnten hamalischen Kleidung dar, die sich hier in Vallia exotisch ausmachte. Er trug eine graue Hose und ein weißes Hemd, darüber ein grünes Cape mit goldener Verschnürung, ein durchaus passender Aufzug. Die blaue Farbe trug er nicht zur Schau.
Er und Delia begaben sich auf den Tanzboden. Die Musik schwoll an und legte einen angenehmen Rhythmus vor, und Marion streckte die Arme aus.
Marion war eine gute Tänzerin und bewegte sich leichtfüßig, doch konnte sie nicht an sich halten und sagte: »Es freut mich, daß es bei meiner Hochzeit keine schlimmen Zwischenfälle gegeben hat. Die arme Ling-Li hat mir leid getan.«
Zwei Aspekte waren hier festzuhalten. Erstens hatten die verflixte, verdammte Csitra, eine Hexe aus Loh, und ihr unsägliches hermaphroditisches Kind Phunik bisher ihre Zauberkräfte nicht dazu eingesetzt, uns eine unbeschreibliche Plage auf den Hals zu schicken – wie sie es bei der Hochzeit Khe-Hi-Bjanchings und Ling-Li-Lwinglings getan hatten, indem sie die Gäste mit Tausenden von Ratten überschütteten.
Der zweite Punkt war der Umstand, daß die beiden selbst mächtige Zauberer waren, ein Zauberer und eine Hexe aus Loh, und das gemeine Volk sich im allgemeinen recht vorsichtig über sie äußerte. Die beiden waren gute Gefährten und in Vallia willkommen, und Marion hatte sich bereits ein wenig an sie gewöhnt.
Auf ihre typische Weise machte sie beiläufige, unausgegorene Bemerkungen, die dazu geeignet waren, tiefe Wunden zu reißen. Csitra suchte Vallia mit ihren Plagen heim, und ihre Neun
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