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37 - Satan und Ischariot I

37 - Satan und Ischariot I

Titel: 37 - Satan und Ischariot I Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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mit ihm aus, aber nicht mit uns!“
    Da schob sich der wackere Jurisconsulto herbei, pflanzte sich dem Peon gegenüber auf und fragte in kurzem Amtston:
    „Wie heißen Sie?“
    „Man nennt mich den alten Pedrillo.“
    „Kennen Sie mich?“
    „Ja.“
    „So wissen Sie, daß Sie mir zu gehorchen haben!“
    „Ich habe Ihnen nicht einmal in Ures zu gehorchen, denn ich bin nicht irgendeiner Person, sondern nur dem Gesetz Untertan. Hier oben aber gelten Sie soviel wie gar nichts.“
    „Mensch, zwinge mich nicht, dich zu bestrafen!“
    „Und zwingen Sie mich nicht, Sie auszulachen! Man kennt Sie. Hier gibt's nur zwei, denen wir gehorchen werden, nicht weil sie uns zu befehlen haben, sondern weil ihnen unsere Achtung gehört, nämlich Old Shatterhand und Winnetou. Was andere Mäuse pfeifen, mag zwar ihnen gefallen, uns aber nicht.“
    „Mensch“, fuhr ihn der Beamte an, „vergiß nicht, was du bist, ein Knecht, nichts als ein Knecht! Hier aber steht der Bevollmächtigte deines Herrn, welcher wohl wissen wird, auf wessen Seite die Macht und das Recht zu suchen ist!“
    Er deutete bei diesen Worten auf Endimio. Als dieser aller Augen auf sich gerichtet sah, geriet er in Verlegenheit und sagte:
    „Ich bin der Beauftragte Señor Manfredos, das ist wahr; aber ich habe Pedrillo mit der Ausführung meiner Aufträge betraut – – –“
    Er wurde durch einen lauten Ausruf des Players unterbrochen, welcher nach der Stelle deutete, wo das Tal wieder enger wurde. Dort wurde ein Reiter, ein Weißer, sichtbar, welcher einen Augenblick lang halten blieb und dann, als er die Wagen sah, sich umdrehte, um zu winken und darauf auf uns zugeritten kam.
    „Weller, dort kommt Weller!“ hatte der Player gerufen.
    „Weller? Der Betrüger? Der Schurke?“ fragte der Haziendero. „Den muß ich haben, und zwar sofort!“
    Er rannte dem Nahenden entgegen, in welchem auch ich den jungen Weller erkannte. Diese Übereilung konnte üble Folgen haben, doch hoffte ich, daß der Haziendero nicht gleich meinen Namen nennen werde, und trat, um nicht zu früh von Weller bemerkt zu werden, hinter einen Wagen.
    Die beiden trafen in einer Entfernung von ungefähr hundert Schritt von uns zusammen, und wir hörten die Worte, welche zwischen ihnen gewechselt wurden. Der Haziendero schrie den jungen Weller wütend an:
    „Recht so, daß Sie kommen, Sie Dieb, Sie Räuber und Mörder! Ich verlange meine Hazienda zurück, und zwar genauso, wie sie dastand, ehe sie niedergebrannt wurde!“
    „Sie hier, Don Timoteo?“ fragte der andere erstaunt, ohne zunächst die Schimpfworte zu beachten. „Ich denke, Sie befinden sich in Ures! Was wollen Sie auf dem Weg nach Almadén?“
    „Was ich will? Den Raub will ich zurück, den Ihr mir abgenommen habt!“
    „Ich verstehe Sie nicht! Wie können Sie gegen mich, Ihren Freund, solche Worte führen!“
    „Schweig, Schurke, und wage es ja nicht wieder, dich meinen Freund zu nennen! Ich bin ausgezogen, mich an dir zu rächen. Schau hin; dort stehen sie alle, die mit mir gekommen sind! Siehst du den Jurisconsulto von Ures?“
    Der Gefragte blickte kopfschüttelnd nach den Wagen und antwortete:
    „Den kenne ich nicht.“
    „Auch seine Polizisten nicht?“
    „Nein. Was soll hier die Polizei?“
    „Euch ergreifen, Euch festnehmen, sowie wir schon Eure Mitschuldigen festgenommen haben.“
    „Mitschuldigen? Wer ist das?“
    „Die Yumas. Stell dich doch nicht so, als ob du nicht sähest, daß sie gebunden sind!“
    „Gebunden? Wahrhaftig, sie sind gefesselt! Sogar der ‚Schnelle Fisch‘! Wer sind denn die anderen Roten?“
    „Das sind die Mimbrenjos, welche mit uns gegen euch gezogen sind. Und dort hinter dem letzen Wagen steckt Winnetou, der Häuptling der Apachen!“
    „Der Schwätzer wird alles verderben!“ raunte mir Winnetou unwillig zu. „Mein Bruder mag dann schnell auf sein Pferd springen!“
    „Winnetou ist hier?“ fragte Weller. „Ist's möglich! Ich sehe ihn nicht.“
    „Oh, nicht bloß dieser ist da, sondern noch einer, über den du erschrecken wirst. Da ist auch noch Old Shatterhand, der euern Yumas entkommen ist.“
    „Old Shatterhand? Verdammt! Gut, daß du mir das sagst, Dummkopf!“
    Wir hörten zunächst einen Schrei und dann den Galopp eines Pferdes und traten hinter dem Wagen hervor. Dort lag der Haziendero am Boden, niedergeschlagen von Weller, der davonjagte, zurück des Weges, den er gekommen war. Ich sprang zu meinem Pferd, schwang mich auf und jagte ihm nach. Zu gleicher Zeit

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