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37 - Satan und Ischariot I

37 - Satan und Ischariot I

Titel: 37 - Satan und Ischariot I Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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fielen Schüsse. Der Zug hielt. Die Knechte brüllten vor Ärger oder Angst, und der Weiße wendete sein Pferd, um auszureißen. Da sah er uns, die wir ihm den Rückweg verlegten, und galoppierte nach links davon.
    Auf ihn war es gar nicht abgesehen. Er durfte um unsertwillen nicht fort und mußte auch zu seinem eigenen Besten angehalten werden. Was sollte aus ihm, dem unerfahrenen, einzelnen Menschen hier in den Bergen werden? Mein Pferd war das schnellste, und so jagte ich ihm nach. Indem er zurückblickte, sah er das und trieb sein Tier zu noch größerer Schnelligkeit an. Es half ihm aber nichts; ich holte ihn doch bald ein, drängte mein Pferd an das seinige, riß ihm die Zügel aus der Hand und hielt dann beide Tiere an, ihn fragend:
    „Wo wollen Sie denn hin, Señor? Es gibt doch gar keinen Grund zu solcher Eile!“
    Es war ein noch ziemlich junger, hagerer Mensch, dem man den Geschäftsmann von der Nasenspitze lesen konnte. Bis an die Zähne in Waffen steckend, streckte er mir doch beide Hände flehend entgegen und bat:
    „Nicht morden, nicht morden, Señor! Ich habe Ihnen nichts getan und wehre mich auch nicht; also schonen Sie mein Leben!“
    „Haben Sie keine Angst, Señor! Wir haben nicht die Absicht, Ihnen an den Kragen zu gehen; es ist nur auf Ihre fünf Yumaindianer abgesehen.“
    „Nicht auf mich?“ fragte er, indem er tief aufatmete und sich den Angstschweiß von der Stirn strich.
    „Nein, lieber Jüngling, nicht auf Sie. Ihr wertes Leben ist uns im Gegenteil lieb und teuer; es wird Ihnen kein einziges Haar gekrümmt werden. Kehren Sie also mit mir zu Ihren Wagen zurück!“
    Er betrachtete mich dennoch mit unsicherem, zweifelndem Blick und meinte:
    „Wer sind Sie denn?“
    „Ein ehrlicher Mensch. Soviel will ich Ihnen einstweilen sagen. Ihre Yumas aber waren Schurken, die wir festnehmen mußten. Also kommen Sie!“
    „Gut, ich will Ihnen trauen und also zurückkehren, da ich annehme, daß – – – mein Himmel! Was sehe ich! Dort liegen alle fünf im Gras, erschossen, gestorben, ermordet und tot!“
    Es war leider so, wie er sagte; die Roten waren tot. Ich hätte sie geschont, die Mimbrenjos aber hatten kein Federlesens gemacht.
    „Sie sind erschossen worden, weil sie sich zur Wehr gesetzt haben“, erklärte ich ihm. „Hätten sie das unterlassen, so wäre kein Blut geflossen.“
    „So bitte ich Sie dringend, Señor, zu konstatieren, daß ich mich nicht zur Wehr gesetzt habe!“
    „Das will ich Ihnen gern mit hundert Eiden bezeugen. Sie sind in Wirklichkeit so menschenfreundlich gewesen, von Gegenwehr abzusehen. Wie heißen Sie denn eigentlich?“
    „Nennen Sie mich Don Endimio de Saledo y Coralba!“
    „Ich werde Sie der Kürze wegen einstweilen nur Señor Endimio nennen und bitte Sie, mir auch noch zu sagen, was Sie sind.“
    „Ich bin Kaufmann.“
    „So! Und was stellen Sie hier bei diesen Wagen vor? Den Oberkutscher?“
    „Ganz und gar nicht, Señor! Wie können Sie einen Don Endimio de Saledo y Coralba mit der Bezeichnung Kutscher in Berührung bringen! Ich bin der auserwählte Bevollmächtigte Señor Manfredos, des Kaufmanns, welcher die Waren zu liefern hat, die sich in diesen Wagen befinden.“
    „Schön! Ich ersuche Sie nun nochmals, mit mir zu den Wagen zurückzukehren!“
    „Gern – – – aber da sehe ich, daß die Indianer, die sich bei Ihnen befinden, zur Hälfte gebunden sind. Das muß meinen Verdacht von neuem erwecken!“
    „Die freien Reiter sind Mimbrenjos und die gefesselten sind Yumas.“
    „Soll ich etwa auch gefangengenommen werden?“
    „Nein. Sie brauchen, wie ich Ihnen schon versicherte, keine Angst zu haben.“
    Wir kehrten also zu den Wagen zurück, wo man auf uns gewartet hatte. Es war nicht nötig gewesen, sie zu umzingeln, da wir nicht zu befürchten brauchten, daß die fünf Knechte davonlaufen würden. Dieselben waren übrigens mutiger als der famose Endimio; sie standen beisammen, mit den Gewehren in den Händen, bereit, sich zu wehren, falls wir ihnen die Veranlassung dazu geben würden.
    „Lassen Sie Ihre Flinten in Ruhe, Señores!“ rief ich ihnen zu. „Und kommen Sie zu mir, um zu hören, daß wir uns als Ihre Freunde betrachten.“
    Der Player hatte angenommen, daß die Leute die Besitzer der Wagen seien; es stellte sich heraus, daß sie nur Knechte waren und die Fuhrwerke dem Kaufmann gehörten. Sie waren echte Peons, kräftige, halbwilde Männer, denen aber die Gutmütigkeit aus den Augen sah. Ich erklärte ihnen so kurz

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