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37 - Satan und Ischariot I

37 - Satan und Ischariot I

Titel: 37 - Satan und Ischariot I Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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schwatzen. Ich weiß, was ich tue, und mag nichts über diesen Gegenstand hören.“
    „Auch ich verspüre nicht die mindeste Lust, mich damit zu befassen; aber sagen Sie mir wenigstens, wie er heißt und was für eine Art von Geschäft er betrieben hat!“
    „Er hat meist in Rauchwaren gemacht und nebenbei ein flottes Pfandleihgeschäft betrieben. Dabei hat er sich ein kleines Vermögen erworben, und das ist ihm in den dummen Kopf gestiegen.“
    „Er meint, in Mexiko in kurzer Zeit Krösus werden zu können. Sind Sie vielleicht von derselben Ansicht besessen?“
    „Fällt mir nicht ein! So leichtgläubig wie Jakob Silberstein, so heißt er nämlich, bin ich nicht. Ich hege vielmehr die Überzeugung, daß der Agent ein Schurke war und daß die armen von ihm Betrogenen hier Gefahren entgegengehen, von denen sie keine Ahnung haben. Darum bin ich mit herüber. Ich will Judiths Beschützer sein und bin überzeugt, daß sie dann zur Einsicht kommen wird.“
    Er ließ sich auf seinen Platz nieder und schwieg; ich machte keinen Versuch, das Gespräch fortzusetzen. Später, als der Schoner vor einer leidlich starken Brise ging, durch welche die Sonnenglut erträglicher wurde, kehrte ich auf das Verdeck zurück und setzte mich an ein stilles Plätzchen, um von dort aus ungestört meine Beobachtungen zu machen. Bald kam Silberstein zu mir, um das Thema über seine Tochter weiterzuspinnen; ich ließ ihn aber deutlich merken, daß mir an demselben nichts gelegen sei, und so entfernte er sich bald wieder, ohne mich abermals zu fragen, ob ich seinem Liebling vorgestellt sein wolle.
    Der Mormone kam auch für kurze Zeit, um einige Worte mit mir zu wechseln. Er schritt das Deck ab, um von einer Person zur anderen zu gehen und sich mit allen in der leutseligsten Weise zu unterhalten, gab diesem und jenem eine Zigarre, streichelte den Kindern die Wangen und tat überhaupt alles, um sich das Vertrauen und die Zuneigung der Leute zu erwerben.
    Am längsten stand er bei Judith, mit welcher er sich eifrig unterhielt, währen der Herkules an der nach den Kabinen führenden Luke stand und beide beobachtete. Seine Brauen waren zusammengezogen und seine Lippen fest geschlossen. Es war mir, als beginne in diesem Augenblick ein Wölkchen aufzusteigen, welches später den ganzen Horizont bedecken und sich mit Blitz und Donner entladen werde.
    Es war auf dem Schiff für die Passagiere ziemlich gut gesorgt. Sie wohnten nicht eng zusammengepfercht und bekamen genug Trinkwasser und auch kräftiges Essen. Niemand hatte zu klagen, und jedermann sah der Zukunft mit ungetrübter Hoffnung entgegen. Ich war der einzige, der anders dachte; den Herkules rechne ich nicht, da sein Mißtrauen ein unbestimmtes war und auf keinem besondern, klaren Grund beruhte. Sollte ich dem Mormonen in meinen Gedanken unrecht tun? Ich wollte zu Winnetou über die Grenze hinüber, und Lobos lag genau in dieser Richtung. Die Fahrt kostete mich nichts, konnte mir das nicht genug sein? War es nicht besser, in Lobos meinen eigenen Weg unter die Füße zu nehmen, ohne mich um den Mormonen und seine Polen weiter zu kümmern?
    Ich wog diese Gedanken und Fragen hin und her, konnte aber trotz alledem die Ahnung nicht loswerden, daß die Auswanderer ins Verderben geführt würden. Als ich dann nach dem Hinterteil schlenderte, redete mich der Kapitän an:
    „Lassen Sie sich gratulieren, Master! Melton sagte mir, daß Sie als Buchhalter engagiert werden sollen. Greifen Sie ja zu, denn eine solche Stellung wird Ihnen nicht gleich wieder angeboten.“
    „Kennen Sie denn diese Stelle, Käpt'n?“
    „Und ob! Der Haziendero ist, sozusagen, ein alter Freund von mir, ein steinreicher Herr und dabei ein Ehrenmann. Wenn er einmal einen Menschen engagiert, so sorgt er auch in ausgiebiger Weise für ihn. Darauf können Sie sich verlassen.“
    „So meinen Sie, daß Ihre jetzigen Passagiere es gut bei ihm haben werden?“
    „Ich meine es nicht, sondern ich bin überzeugt davon.“
    Der Kapitän hatte das Aussehen eines ehrlichen Mannes; ich mußte ihm glauben; dennoch fragte ich:
    „Aber der Kontrakt! Steht es richtig mit ihm?“
    „Was fällt Ihnen ein! Sie sollen sogleich sehen, wie ehrlich es Señor Timoteo mit seinen neuen Arbeitern meint.“
    Er forderte einen in der Nähe stehenden Auswanderer auf, seinen Kontrakt zu holen. Der Mann hatte denselben eingesteckt und zeigte ihn mir. Das Papier war von ihm, dem Agenten und der Behörde unterschrieben und enthielt einen einzigen

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