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37 - Satan und Ischariot I

37 - Satan und Ischariot I

Titel: 37 - Satan und Ischariot I Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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zu machen, ja vielleicht gerade deswegen, für keinen ehrlichen Menschen halte?“
    „Ist das wahr? Tun Sie das?“ fragte er schnell.
    „Ich sage es Ihnen ja, und was ich sage, das pflegt wahr zu sein.“
    „Haben Sie außer seiner Schöntuerei noch andere Gründe? Sie sind mit ihm auf das Schiff gekommen und also vorher mit ihm beisammen gewesen, müssen ihn also besser kennen als ich. Übrigens ist das, wie Sie wohl einsehen werden, für mich ein Grund, auch Ihnen zu mißtrauen.“
    „Mag sein; aber ich verdiene Ihr Mißtrauen nicht, denn ich habe Master Melton nur ganz kurz gesprochen. Wir wohnten zwei Wochen lang in demselben Hotel, ohne miteinander zu verkehren. Nur einmal sprachen wir längere Zeit miteinander, als er gesehen hatte, daß ich ein stellenloser armer Teufel bin, und mich darum fragte, ob ich Buchhalter auf der Hazienda del Arroyo werden wolle. Ich sagte in Anbetracht meiner gegenwärtigen Lage zu und wurde heute von ihm mit auf das Schiff genommen.“
    „So kennen Sie ihn also ebensowenig wie ich. Warum sagen Sie da, daß er kein ehrlicher Mensch sei?“
    „Ich behaupte das nicht infolge irgendeiner Tatsache, durch die es bewiesen worden wäre, sondern weil ein gewisser Instinkt mich vor ihm warnt. Ich habe die Ahnung, daß man sich vor ihm hüten muß.“
    „Hm! Bei mir findet ganz dasselbe statt. Der Kerl hat mir nichts getan, ist im Gegenteil zu mir wenigstens ebenso freundlich gewesen wie gegen die anderen, und doch mag ich ihn nicht leiden. Seine Visage gefällt mir nicht. Dazu kommen die Blicke, die er mit dem Kajütenwärter heimlich wechselt.“
    „Hat er das getan? Ich habe es nicht bemerkt.“
    „Natürlich haben sie sich heimliche Blicke zugeworfen, gerade so, als ob sie alte Bekannte seien; und doch tun sie ganz fremd miteinander.“
    Das war eine Beobachtung, die ich nicht gemacht hatte. Die Augen des Herkules waren von seiner Eifersucht geschärft worden. Freilich konnte er sich geirrt haben. Darum fragte ich:
    „Haben Sie sich da nicht getäuscht? Der Wärter befindet sich dem Mormonen gegenüber in einer so tiefen Stellung, daß eine Vertraulichkeit, wie man sie infolge heimlichen Zuwinkens annehmen müßte, fast ausgeschlossen ist. Sie können einander früher einmal gesehen haben; das wird aber auch alles sein. Vielleicht haben die Blicke, welche Sie beobachteten, nur ein Gruß sein sollen.“
    „Reden Sie nicht! Ich kenne meine Augen. Was die sehen, das sehen sie richtig. Wenn die Kerls sich grüßen wollen, so können sie dies frei und offen tun. Wenn sie ihre Grüße aber nicht merken lassen wollen, so müssen sie einen Grund haben, ihr Bekanntsein nicht wissen zu lassen, und dieser Grund kann kein guter, kein ehrlicher sein.“
    „Das ist richtig. Ich werde die beiden morgen schärfer beobachten, als ich es heute getan habe.“
    „Tun Sie das! Es steckt gewiß etwas dahinter. Ich habe zwar in Beziehung auf uns und unsere Zukunft keinerlei Sorge, denn unsere Kontrakte sind gut und stellen uns vollständig sicher; aber es ist zwischen Melton und dem Aufwärter irgend etwas vorhanden, was, wenn es sich auf uns beziehen sollte, uns wohl nicht gefallen würde. Ich möchte wissen, was es ist.“
    „Hm, ich auch!“
    „Vielleicht muß man auch dem Kapitän mißtrauen. Warum führte er den Mormonen, als dieser an Bord kam, nach hinten, um mit ihm zu reden. Konnten sie uns nicht wissen lassen, was sie zu sprechen hatten.“
    „Der Kapitän ist ein ehrlicher Mann; das behaupte ich, und ich bin überzeugt, daß ich mich da nicht irre. Warum sollte er seine Schiffs- und Geschäftsangelegenheiten gerade vor unseren Augen und Ohren verhandeln? Aber wenn es wirklich wahr ist, daß der Mormone mit dem Wärter im Einvernehmen steht, so ist mir das interessant, und ich habe große Lust, hinter das Geheimnis zu kommen.“
    „Das werden Sie nicht fertigbringen, weil man sich hüten wird, Ihnen die Sache auf die Nase zu binden.“
    „Wenn ich nun aber meine Nase, ohne daß man es bemerkt, so tief in diese Sache stecke, daß ich dieselbe kennenlerne?“
    „So wird man Ihnen einen tüchtigen Klaps darauf geben!“
    „Darüber wird sie nicht allzusehr erschrecken, denn sie hat schon manchen Klaps bekommen. Ich möchte die beiden am liebsten gleich jetzt belauschen.“
    „Verrückter Gedanke! Wissen Sie denn, wann und wo sie miteinander sprechen werden? Und sodann befinden wir uns auf einem Schiff, nicht aber im Wald, wo man sich hinter einen Busch stecken kann, um seine Augen

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