Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
37 - Satan und Ischariot I

37 - Satan und Ischariot I

Titel: 37 - Satan und Ischariot I Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
Vom Netzwerk:
Haus und mein Geschäft und hier zu werden ein Mann von Einfluß und großem Vermögen. Da Sie mitkommen nach der Hazienda del Arroyo, werden Sie sehen wachsen meine Bedeutung und mein Gewicht. Der Herkules aber, als er erfahren hat, daß wir fahren über die See, ist gegangen auch zum Agenten und hat unterzeichnet den Kontrakt, um zu bleiben in der Nähe seiner Angebeteten und sie zu bekommen doch vielleicht zum Weibe. Er hat genommen seine Ersparnisse, hat sich heimlich entfernt aus dem Engagement, und als wir gekommen sind auf das Schiff, haben wir uns geärgert, zu sehen diesen Menschen als Mitreisenden in das Land, wo nicht nur Milch und Honig, sondern sogar Gold und Silber fließt, um zu laufen in die Tasche dessen, welcher es versteht, sie zu öffnen am richtigen Orte und zur rechten Zeit. Wenn Sie wünschen, zu werden vorgestellt der Tochter meines Herzens, so können Sie jetzt kommen mit hin zu ihr, doch müssen Sie mir geben vorher im Vertrauen Ihr Versprechen, daß Sie leisten wollen Verzicht auf den Versuch, zu gewinnen ihr Herz und ihre Liebe, ihre Hand und ihr Vermögen.“
    Der Mann war ein kompletter Narr, ein Dummkopf vom reinsten Schrot und Korn, ein Schwächling gegen seine Tochter, deren Gefallsucht und Eitelkeit nur mit ihrer Gewissenlosigkeit verglichen werden konnte. Dennoch wollte ich ihn nicht gern durch eine abweisende Antwort beleidigen, hatte aber auch keine Lust, ‚mich‘ ihr ‚vorstellen zu lassen‘. Da kam mir der Mormone eben recht, welcher mich zu sich winkte, um mir zu sagen, daß mir mein Platz im Schiff angewiesen werden solle.
    Es gab da unter Deck kleine Kabinen, welche je für zwei Personen eingerichtet waren. Der Kajütenwärter führte mich in die meinige, wo ich bemerkte, daß ich dieselbe nicht allein besaß, sondern daß schon ein Platz belegt war.
    „Mit wem wohne ich da zusammen?“ fragte ich.
    „Mit dem langen, starken Deutschen, den sie den Herkules nennen“, lautete die Antwort.
    „Was für ein Kumpan ist dieser Mann?“
    „Ein sehr ruhiger. Sie können keinen besseren Genossen finden. Der arme Teufel scheint es auf die schöne Jüdin abgesehen zu haben, denn er verwendet, stets in der Ferne stehend, kein Auge von ihr, obgleich sie sich gar nicht um ihn kümmert.“
    Diese Auskunft befriedigte mich. Es war ein Unsinn von dem Kraftmenschen, diesem Mädchen nachzulaufen, aber er schien von ehrenhaftem Charakter zu sein. Überdies war er besser und reinlicher gekleidet als die anderen, hatte trotz seines zur Leichtlebigkeit verführenden Gewerbes Ersparnisse gemacht, was ihm zur Empfehlung gereichte, und so glaubte ich, die kurze Zeit bis Lobos recht wohl mit ihm auskommen zu können.
    Da die Fensterluke geöffnet war, war in der Kabine angenehmerer Aufenthalt als droben auf dem Deck, wo man nur wenig Schutz gegen die Glut der auf den Kopf niederbrennenden Sonne fand; darum streckte ich mich auf das einfache Lager aus, um bis auf weiteres hier liegenzubleiben. Nach kurzer Zeit wurde die Tür geöffnet, und der Herkules trat herein. Er warf einen finstern Blick auf mich und sagte:
    „Der Wärter teilte mir soeben mit, daß er Sie hier einquartiert hat, obgleich ich die Kabine bezahle. Da Sie, wie ich höre, ein Deutscher sind, will ich es mir gefallen lassen, setze aber voraus, daß ich mich nicht über Sie zu ärgern brauche.“
    Das war sehr deutlich gesprochen; aber der gute Mann war herzenskrank, was bei mir natürlich als Entschuldigung galt, und so antwortete ich ihm lächelnd in freundlicher Weise:
    „Ich werde mich bemühen, gute Kameradschaft zu halten, da Sie mir als Genosse von allen Passagieren der liebste sind.“
    „Wieso? Sie kennen mich doch gar nicht. Warum diese Schmeichelei! Ich liebe das nicht.“
    „Es ist nicht Schmeichelei, sondern die Wahrheit. Der Jude hat mir von Ihnen erzählt. Sie werden sich nicht über mich zu beklagen haben.“
    „Wenn Sie dies wirklich wünschen, so machen Sie nicht etwa Judith den Hof. Ich werde jeden, der dies zu tun wagen sollte, mit der Faust zu Boden schlagen!“
    „Keine Sorge!“ lachte ich. „Auf einem solchen Abweg können wir uns niemals begegnen. Warum aber haben Sie damals den Reserveleutnant nicht auch niedergeschlagen?“
    „Weil ich Mitleid mit dem Kerlchen hatte. Er wäre unter meinem Griff in lauter Scherben und Splitter zerbrochen, und ich wußte, daß nicht seine Person, sondern seine Uniform an Judiths Untreue schuld war. Sprechen wir nicht weiter davon, und lassen Sie den Alten nur

Weitere Kostenlose Bücher