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37 - Satan und Ischariot I

37 - Satan und Ischariot I

Titel: 37 - Satan und Ischariot I Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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standen, sondern nach der entgegengesetzten beorderte. Es schien so, als solle niemand von uns in die Nähe dieses Buschwerkes kommen. Darum nahm ich mir vor, es heimlich aufzusuchen.
    Die Leute waren ermüdet und wickelten sich bald in ihre Decken, um einzuschlafen. Ich tat dasselbe, schloß aber die Augen nicht. Wir standen im ersten Viertel, doch war der Mond noch nicht aufgegangen. Die Sterne, deren es heute nur wenige gab, verbreiteten ein ungewisses Licht, bei welchem man nicht zehn Schritt scharf zu sehen vermochte.
    Ich beobachtete die Stelle, an welcher Melton ganz allein und abseits von uns lag. Es schien, als ob er schlafe; aber nach ungefähr drei Viertelstunden nahm ich eine Bewegung war. Er rollte sich aus der Decke und stand auf. Nachdem er eine Zeitlang lauschend gestanden hatte, glaubte ich, daß er sich entfernen werde; dem war aber nicht so, denn er kam leise auf mich zu, kniete, als er in meine Nähe gekommen war, nieder, kam unhörbar herangekrochen und hielt sein Ohr so nahe an meinen Kopf, daß er meine Atemzüge hören mußte. Ich atmete langsam, leise und regelmäßig wie einer, der im tiefen Schlaf liegt. Das befriedigte ihn. Er erhob sich und ging fort, die Richtung nach den Büschen einhaltend.
    Sein Verhalten bewies erstens, daß er mir nicht traute und sich vor meiner Vorsicht und Wachsamkeit fürchtete, zweitens, daß er etwas vorhatte, was niemand wissen sollte. Ich mußte es erfahren, sprang auf, als er sich so weit entfernt hatte, daß er mich nicht mehr hören konnte, und eilte nach den Büschen, um vor ihm dort anzukommen.
    Natürlich lief ich da nicht etwa hinter ihm her, sondern ich schlug einen Bogen, welcher mich ostwärts von den Büschen brachte, während er sich denselben von Süden her näherte. Auch versteht es sich ganz von selbst, daß ich mich nicht direkt bis zu den Sträuchern wagte; ich mußte ja annehmen, daß er von irgend jemand bei denselben erwartet werde. Als ich noch ungefähr vierzig oder fünfzig Schritt zu machen hatte, um sie zu erreichen, legte ich mich nieder und kroch auf Händen und Füßen weiter, bis ich nur noch halb so weit von ihnen entfernt war.
    Meine Bewegungen waren so rasch gewesen, daß ich dem Mormonen trotz des Umweges, den ich gemacht hatte, vorangekommen war; denn erst jetzt, als ich schon wartend lag, hörte ich seine Schritte. Er ging in so kurzer Entfernung an mir vorüber, daß ich ihn deutlich erkennen konnte, blieb dann stehen und schnalzte mit der Zunge. Sofort ertönte derselbe Laut als Antwort aus den Büschen. Dann trat eine Gestalt, welche ich nicht genau sehen konnte, aus den Sträuchern und fragte in englischer Sprache: „Bruder Melton, bist du es?“
    „Yes“, antwortete er. „Und du?“
    „All right! Komm nur heran! Es ist alles in Ordnung.“
    „Bist du allein?“
    „Nein, der Häuptling ist mit da. Daraus magst du ersehen, daß ich unsere Angelegenheit nicht bei der falschen Ecke angefaßt habe. Es läuft alles so, wie es laufen soll.“
    „So hat dein Junge dich getroffen?“
    „Ja. Komm in die Büsche! Es gilt vorsichtig zu sein, da sich dieser Mensch, Old Shatterhand, bei dir befindet, was ich aber noch gar nicht glauben will.“
    „Er ist's; ich kann es beschwören, denn – – –“
    Weiter hörte ich nichts, denn er war während dieser Worte zu dem anderen getreten, und dann verschwanden beide zwischen den Sträuchern.
    Was sollte ich tun? Lauschen? Das ist leicht gesagt, war aber schwer, ja unmöglich auszuführen, wie ich mich bald überzeugte. Das Gebüsch war nicht umfangreich und auch nicht dicht, und soeben erschien die Sichel des Mondes am Horizont. Es standen im höchsten Falle zehn oder zwölf Sträucher beieinander, und ich wußte nicht, hinter welchem ich die Männer, von denen jetzt wenigstens drei beisammen waren, zu suchen hatte. Man hätte mich sehen müssen, selbst wenn ich dunkel gekleidet gewesen wäre. Da nun aber mein Anzug eine helle Farbe hatte, so wäre es geradezu Albernheit gewesen, mich anschleichen zu wollen. Darum tat ich das einzige, was ich tun konnte: ich kroch so weit zurück, bis ich mich erheben durfte, und begab mich dann wieder nach dem Lager, wo alle schliefen und niemand meine Abwesenheit bemerkt hatte. Ich wickelte mich wieder in meine Decke und legte mir das, was ich gesehen und gehört hatte, zurecht.
    Wer war der Mann, mit welchem Melton gesprochen hatte? Die Antwort war gar nicht schwer zu erteilen. Beide hatten sich ‚Bruder‘ genannt; also war er auch

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