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37 - Satan und Ischariot I

37 - Satan und Ischariot I

Titel: 37 - Satan und Ischariot I Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Mimbrenjo zu. „Wir müssen fort.“
    „Wohin?“
    „Weiß es noch nicht genau, wahrscheinlich aber nach der Hazienda.“
    Wir gingen denselben Weg zurück, den wir gekommen waren, und sahen, noch ehe wir aufwärts stiegen, Weller das Tal hinabreiten. Er war allein. Nun ging es mit verdoppelten Schritten hinauf zur Höhe und zu den Pferden. Wir zogen diese heraus ins Freie, stiegen auf und jagten nach dem Seitental zurück, an dessen Mündung wir uns hinter einen Felsen stellten, um aufzupassen. Hatte Weller sich im Haupttal abwärts gewendet, so mußte er an uns vorbei; kam er nicht, so ritt er aufwärts und hatte jedenfalls die Hazienda zum Ziel.
    Er kam nicht, obgleich wir wohl eine Viertelstunde warteten, und so beschloß ich, mich auch aufwärts zu wenden, um ihm zu folgen. Dabei gingen mir allerlei Vermutungen durch den Kopf. Vor allen Dingen fragte ich mich, ob er sich auf der Hazienda sehen lassen werde oder heimlich nach derselben wolle. Das letztere schien mir das wahrscheinlichere zu sein, da er jedenfalls den Boten zwischen dem Häuptling und dem Mormonen machte. War meine Ansicht die richtige, so kam er mit Melton an irgendeinem abgelegenen Ort zusammen. Hätte ich denselben gekannt, so wäre es möglich gewesen, sie zu belauschen und vielleicht den ganzen Plan, den sie hegten, zu erfahren. Aber ich kannte diesen Ort eben nicht. Doch, war es denn nicht möglich, ihn zu erfahren? Ja, aber da mußte ich rasch machen.
    Wir verließen also die Mündung des ersten Seitentales und ritten schnell aufwärts, an der Mündung des zweiten vorüber und dann weiter. Ich war überzeugt, den jungen Weller vor uns zu haben, mußte aber doch sehen, ob dies nicht vielleicht ein Irrtum sei. Dabei hieß es, vorsichtig zu sein, denn es galt, ihn zu sehen, ohne von ihm bemerkt zu werden.
    Glücklicherweise hörte der Felsen bald auf, und es gab weicheren Boden, welcher den Hufschlag unserer Pferde dämpfte. In diesem Boden war die Spur eines Reiters deutlich zu sehen; er war, wie ich derselben entnahm, langsam geritten; wir mußten ihn also bald einholen. Richtig! Noch ehe wir das dritte Nebental erreichten, kamen wir an eine Krümmung, welcher wir vorsichtigerweise nicht sofort folgten, sondern hinter deren Ecke wir erst vorlugten. Da ritt er, höchstens dreihundert Schritt vor uns. Er war es, und nun gab es keinen Zweifel darüber, daß er nach der Hazienda wollte. Mein Mimbrenjo war mir bisher schweigend gefolgt; jetzt konnte er seine jugendliche Ungeduld nicht mehr bemeistern und fragte:
    „Warum folgen wir diesem Bleichgesicht nach? Darf ich das von Old Shatterhand erfahren?“
    „Ja. Ich folge ihm, weil er ein Bote des ‚Großen Mundes‘ ist.“
    „An wen?“
    „Ich vermute, an Melton, welcher gestern unser Gefangener war. Wahrscheinlich werden sie sich heimlich treffen und von dem Überfall sprechen, welchen ich verhüten will. Dabei kann ich wohl erfahren, was sie eigentlich planen.“
    „Will mein großer weißer Bruder sie belauschen?“
    „Ja.“
    „Aber er kennt doch nicht den Ort, an welchem sie miteinander sprechen werden!“
    „Ich hoffe, ihn zu erfahren.“
    „Da müßten wir dem Bleichgesicht da immer auf dem Fuß folgen und dürften es nicht aus dem Auge lassen. Dreht sich dieser Weiße aber einmal um, so muß er uns sehen.“
    „Ich werde ihm erst folgen, wenn es dunkel geworden ist, so daß er mich nicht sehen kann, und dann werden wir ihm zuvorkommen, indem wir ihm auf einem Umweg vorauseilen.“
    „Dann sieht er unsere Spuren.“
    „Er wird sie für diejenigen von zwei Hirten des Haziendero halten. Vielleicht trifft er auch erst nach Anbruch der Dunkelheit auf unsere Fährte, die er dann nicht sehen kann. Wir kennen den Weg, den er einzuschlagen hat, genau, weil wir ihn gestern geritten sind. Sehr wahrscheinlich reitet er bis an den See, in welchen der Arroyo mündet. Wenn wir ihn dort erwarten, haben wir ihn sicher. Auch paßt es in Beziehung auf die Zeit sehr gut, weil es dunkel sein wird, wenn wir dort ankommen.“
    „Und welchen Umweg werden wir machen?“
    „Das weiß ich nicht genau, da ich die Gegend nicht kenne. Wir reiten in das dritte Seitental hinein und werden sehen, wohin uns dasselbe führen wird.“
    „Wohin es führt, das weiß ich ganz genau, denn dieses Tal ist eben der Weg, welchen ich mit meinem jüngeren Bruder und meiner Schwester eigentlich einzuschlagen hatte. Wir wichen nur deshalb von demselben ab, weil wir glaubten, auf der Hazienda Pferde zu

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