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37 - Satan und Ischariot I

37 - Satan und Ischariot I

Titel: 37 - Satan und Ischariot I Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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bekommen.“
    „Nun, wohin werden wir gelangen, wenn wir diesem Tal folgen?“
    „Hinaus auf die große Ebene, auf welcher nur zuweilen eine kleine Höhe liegt.“
    „Eine freie Ebene? Es gibt also für einen schnellen Ritt keine Hindernisse?“
    „Nein. Reitet man geradeaus, so kommt man an den Wald der Lebenseiche, wo wir mit unseren Kriegern zusammentreffen wollen. Will man nach der Hazienda, so hält man sich nach rechts; das weiß ich genau; wie aber dieser Weg ist, das kann ich nicht sagen, denn ich bin ihn noch nicht geritten.“
    „Ist auch nicht nötig, da das, was du mir gesagt hast, vollständig genügt. Ich weiß jetzt, daß wir den kleinen See zur richtigen Zeit erreichen werden. Laß uns also wieder vorwärts machen!“
    Während dieser kurzen Wechselrede war Weller vor uns verschwunden; wir konnten also weiterreiten. Dies taten wir zunächst langsam, um ihm nicht wieder so nahe zu kommen; dann aber, als wir in das dritte Seitental eingebogen waren, trieben wir unsere Pferde an, und als wir oben auf die Ebene gelangten, jagten wir im Galopp über dieselbe hin, indem wir unseren Pferden nur zuweilen Zeit gaben, sich ein wenig zu verschnaufen, und ließen sie erst dann langsamer gehen, als zu befürchten stand, daß wir, falls wir so weiterritten, viel zu zeitig am See ankommen würden; denn am Tag durften wir uns dort unmöglich sehen lassen.
    Eben als die Sonne hinter dem westlichen Horizont verschwand, sahen wir an dem östlichen einen Wald auftauchen.
    „Das werden wohl die Bäume sein, welche am Rande des Arroyotals stehen“, vermutete mein Mimbrenjoknabe.
    Ich war derselben Meinung und hielt also auf den Wald zu. Als wir ihn erreichten, dunkelte es bereits. Wir stiegen ab, um unsere Pferde weiterzuführen. Die Bäume standen nicht eng; wir kamen leicht vorwärts, bis der Boden sich senkte und wir nach kurzer Zeit das Wasser des Sees zu unserer Linken schimmern sahen. Von rechts her mußte der junge Weller kommen. Zunächst galt es, unsere Pferde so zu verbergen, daß sie nicht entdeckt werden konnten, aber auch Gras und Wasser hatten, um ihren Durst und Hunger befriedigen zu können. Ein solcher Ort war sehr bald gefunden. Die Pferde blieben unter der Aufsicht des Indianers, den ich nicht bei mir haben konnte; auch ließ ich ihm meine Gewehre, welche mich doch nur belästigt hätten. Ich gebot dem Knaben, sich auf keinen Fall zu entfernen, und begab mich dann nach der anderen Seite des Sees, wo Weller vorüber mußte. Mich dort hinter einigen Büschen ins Gras legend, erwartete ich sein Kommen, welches nach meiner Berechnung bald erfolgen mußte.
    Die Stelle, an welcher ich lag, und auch diejenige, an der sich der Mimbrenjo mit den Pferden befand, waren uns durch einen günstigen Zufall gezeigt worden, denn weder er noch ich wurde durch die Hirten gestört, welche die Pferde und Rinder des Haziendero zu bewachen hatten. Es herrschte außer dem leisen Rauschen, das durch die Blätter ging, tiefe Stille um mich her, so daß mir das leiseste Geräusch, welches nicht in das nächtliche Leben des Waldes gehörte, auffallen mußte.
    Als ich ungefähr eine halbe Stunde gewartet hatte, vernahm ich leise Schritte, welche sich von links her näherten. Das war die Richtung, aus welcher der frühere Kajütenwärter kommen mußte. Er kam auf dem Weg, welcher am Ufer des Sees hinführte und mußte an mir vorüber. Das war kein ausgetretener Weg, wie etwa ein Pfad in einer belebteren Gegend, sondern eben nur der grasige Rand des Sees. Am Tag konnte man wohl sehen, daß Leute zuweilen da zu gehen pflegten, des Nachts aber fiel er für das Auge mit der die Talsohle bildenden Wiese zusammen. Er war so weich, daß mein geübtes Ohr dazu gehörte, schon von weitem die Schritte Wellers zu hören.
    Da dieser zu Fuß kam, so mußte er sein Pferd an einem versteckten Ort zurückgelassen haben. Er ging langsam und blieb zuweilen stehen, um zu lauschen, ob jemand da sei, der ihn hören könne. Dadurch wurde es mir möglich, ihm unbemerkt zu folgen. Wäre er rascher gegangen, so hätte ich ihn wohl, da ich mich außer Gesichtsweite halten mußte, bald aus dem Gehör verloren. So huschte ich mit niedergebeugtem Körper hinter ihm her, blieb stehen, wenn ich seine Schritte nicht mehr hörte, und folgte wieder, wenn er weiter ging, bis wir den See hinter uns hatten und uns nun an dem Bach befanden, welcher sich in denselben ergoß.
    Ungefähr fünfzig Schritt vor der Mündung aufwärts stand hart am Wasser eine hohe,

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