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39 - Satan und Ischariot III

39 - Satan und Ischariot III

Titel: 39 - Satan und Ischariot III Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Das ist Zauberei! Darf ich mit ihm sprechen, Señor?“
    „Nein. Folgen Sie mir wieder in Ihre Wohnung hinüber.“
    Drüben angekommen, warf sie sich auf einen Stuhl und sah mich fragend an. Das überlegene Gesicht von vorhin war verschwunden.
    „Ich pflege Wort zu halten, Señora“, begann ich. „Ich wollte Ihnen sagen, wohin Jonathan Melton geflohen ist. Er befindet sich unterwegs zu dem ‚Starken Wind‘, dem Häuptling der Mogollon-Indianer. Später wollen Sie ihm folgen, um ihn am ‚Weißen Felsen‘ zu treffen. Ist es so richtig oder nicht?“
    Da sprang sie von dem Stuhl auf und fragte:
    „Wer hat das verraten? Wer hat Ihnen das gesagt?“
    „Sie selbst sind es, die es mir gesagt hat.“
    „Ich – ich –?“
    „Ja. Erinnern Sie sich gefälligst Ihrer Worte: ‚Dieser Shatterhand ist ein alberner Wicht, dem ich mit wahrer Freude diesen Streich spiele!‘ Mir ist es außerordentlich lieb, daß Sie sich eine solche Freude bereitet und mir einen solchen Streich gespielt haben. Ich wünsche, mir würden stets so schlimme Streiche gespielt!“
    Sie sah mich ganz fassungslos an und stotterte schließlich:
    „Ich – ich – ich verstehe Sie nicht!“
    „So muß ich Ihnen zu Hilfe kommen. Wissen Sie, wem Sie die Fesseln zerschnitten haben?“
    „Doch Melton?“
    „Nein. Sie haben ihn ja soeben gefesselt drüben liegen sehen. Sie sind so gütig gewesen, mich, verstehen Sie wohl, mich aus der Gefangenschaft zu befreien.“
    „Sie – Sie –?“
    „Ja. Und nun kommt die Dummheit, die Sie nie wieder begehen wollten. Jonathan Melton ist fort, der Haupttäter, mit dem ganzen Geld. Sie wissen, wohin er ist, und ich mußte es erfahren. Ich brachte Ihnen also seinen Vater, schaffte ihn aber gleich wieder fort, ließ mich binden und legte mich an seine Stelle. Daß Sie kommen würden, wußte ich, denn ich hatte gesehen, daß Sie ihm einen Wink gaben. Sir Emery mußte sich schlafend stellen. Sie schlichen sich fort, kamen zu mir, schnitten meine Fesseln entzwei und hatten die zarte Aufmerksamkeit für mich, mir alles zu sagen, was ich wissen wollte. Jetzt wissen Sie hoffentlich, warum vorhin mein Gesicht immer dümmer geworden ist. Sie tun mir leid, und es ist keineswegs angenehm, einer Dame solche Dinge sagen zu müssen. Wir wollen also davon abbrechen, und ich schließe nur die Bemerkung daran, daß ich Sie binden lassen muß, weil Ihnen sonst wohl gar der Gedanke kommen könnte, den wirklichen Melton wirklich zu befreien.“
    „Binden, mich binden? Das dulde ich auf keinen Fall!“ rief sie aus. „Wollen Sie sich der ungeheueren Roheit schuldig machen, sich an einer Dame zu vergreifen und ihr Fesseln anzulegen? Zuzutrauen ist es Ihnen freilich!“
    „Regen Sie sich nicht auf. Ihr Verhältnis zu Jonathan verstößt gegen die Strafgesetze. Sie wissen, daß er ein Gauner, ein Mörder ist, und leisten ihm doch Vorschub; Sie wollen an dem Genuß seiner Beute teilnehmen; das macht Sie zu seiner Mitschuldigen. Ich habe es also gar nicht mit einer Dame, sondern mit einer Gaunerin zu tun, und wenn ich diese verhindere, uns noch weiteren Schaden zu tun, so ist das kein Akt der Roheit, sondern eine wohlberechtigte Maßregel, die ich nicht umgehen kann, und welche Sie sich selbst zuzuschreiben haben.“
    „Aber ich kann Ihnen doch nicht mehr schaden!“
    „O doch! Ich könnte sie allerdings unschädlich machen, ohne daß ich Sie fessele, und ich bin auch bereit dazu, aber nur unter der Bedingung, daß Sie mir einige Fragen der Wahrheit gemäß beantworten.“
    „Gut; fragen Sie!“
    „Vorher mache ich Sie darauf aufmerksam, daß es Ihnen nicht gelingen wird, mich zu täuschen. Ich werde es bemerken, wenn Sie lügen, und dann, das sage ich Ihnen, haben Sie doppelte Strenge zu erwarten.“
    „Ich werde aufrichtig sein.“
    „Das hoffe ich um Ihretwillen. Also sagen Sie, ob Melton ein Pferd hat!“
    „Er hat eines aus dem Haus, wo Sie eine Nacht zugebracht haben.“
    „Ist Melton bewaffnet?“
    „Er hat Gewehr, Messer und Revolver mitgenommen.“
    „Aber er ist, soviel ich weiß, noch nie in dieser Gegend gewesen. Wird er den Weg zu den Mogollon-Indianern finden?“
    „Ja. Er braucht nur dem Flujo blanco aufwärts zu folgen und sich dann nach der Sierra Bianca zu wenden, deren Berge er vor sich liegen sieht; da trifft er ganz gewiß auf sie.“
    „Und wo liegt der ‚Weiße Felsen‘, an welchem Sie mit Jonathan Melton zusammentreffen wollen?“
    „Auch in der Sierra Bianca.“
    „Wie ist Melton

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