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39 - Satan und Ischariot III

39 - Satan und Ischariot III

Titel: 39 - Satan und Ischariot III Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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erfahren, daß Ihr wohl zum Sprechen zu bringen seid, und es ist Eure Schuld, wenn Euch nachher nach unserem Aufbruch das Reiten einige kleine Unannehmlichkeiten bereitet.“
    „Was? Ich soll mit Euch fort? Ihr habt doch nun das Geld und könnt zufrieden sein! Laßt mich hier!“
    „Seid Ihr verrückt geworden, Master? Euch hierlassen!“
    „Ihr habt ja, was Ihr wollt, und wißt auch, was Ihr wissen wolltet. Wozu kann Euch meine Person noch nützen!“
    „Welche Frage! Ich habe Euch eines mehrfachen Mordes wegen durch den ganzen Wilden Westen gejagt; ich habe Euch in Ägypten und Tunesien gesucht. Dort seid Ihr wieder zum Mörder geworden. Ihr wagtet Euch zu den Vereinigten Staaten zurück, um eine Millionenerbschaft zu ergaunern, und ich folgte Euch über das Meer. Jetzt jagten wir Euch über die Prärien bis hierher, und nun wir Euch endlich, endlich ergriffen haben, mutet Ihr uns zu, Euch laufenzulassen! Das ist doch mehr als nur verrückt!“
    „Ihr wollt mich morden?“
    „Nein; das werden wir dem Henker überlassen.“
    „Alle Wetter! Ihr wollt mich etwa wieder ausliefern, wie damals in Fort Edward?“
    „Allerdings. Und zwar werden wir hübsch dafür sorgen, daß Ihr nicht wieder entwischen könnt.“
    „Nehmt Verstand an, Master! Was kann es Euch nützen, mich hängen zu sehen!“
    „Nichts, gar nichts; das ist wahr. Aber trotzdem müßt Ihr hängen, denn nur Euer Tod kann mir die Überzeugung geben, daß Ihr unschädlich geworden seid.“
    „Nun gut! Wenn Ihr mir nicht glaubt, so will ich mich mit sehr viel Geld loskaufen.“
    „Ihr habt ja keines!“
    „Wir haben doch die Erbschaft!“
    „Unsinn! Die bekommen wir auch ohne daß wir Euch laufenlassen! Ihr seid dem Strafgesetz, dem Scharfrichter verfallen, und wenn wir Euch laufen ließen, würden wir ein Verbrechen begehen. Nein, nein, wir nehmen Euch mit und liefern Euch dahin, wo Ihr hingehört!“
    „So macht, was ihr wollt, ihr Hunde, und seid tausendmal verflucht!“
    „Ja, wir werden tun, was uns beliebt, und Euer tausendfacher Fluch wird auf Euch selbst zurückfallen. Hier, Master Vogel, habt Ihr das viele Geld; es sind gegen dreimalhunderttausend Mark; sie gehören Euch.“
    „Er mag dreimalhunderttausendmal daran ersticken!“ schrie mich Melton an. Vogel erbleichte. Er hielt die drei Umschläge in der Hand und sagte, diesmal in deutscher Sprache, zu mir:
    „Himmel, welch ein Geld! Das Blut will mir nach dem Herzen gehen, es ist zuviel, viel zuviel!“
    Er wollte mit uns teilen, ich sagte aber: „Sie werden hoffentlich noch mehr bekommen. Stecken Sie das Geld zu sich, und verwahren sie es gut!“
    „Sie nehmen also nichts?“
    „Nein!“
    „Gut, so nehme ich es einstweilen zu mir. Später aber sprechen wir weiter darüber.“
    Melton wurde von der Leiter gebunden. Es machte ihm Schmerzen, zu stehen. Wir gaben ihm die Beine frei, und er mußte mit uns von den Terrassen steigen, denn wir mußten fort.

FÜNFTES KAPITEL
    Am ‚Weißen Felsen‘
    Es fiel uns natürlich nicht ein, von der Jüdin Abschied zu nehmen. Wir ließen uns von den Yumas das Pferd Meltons zeigen; es wurde gesattelt, und wir banden ihn darauf. Unsere Pferde bekamen wir wieder. Wir kauften einen Vorrat getrockneten Fleisches; dann ritten wir fort, nachdem ich den Indianern gesagt hatte, daß wir unsere Lassos holen würden und sie sich nicht an denselben vergreifen sollten. Sie ließen uns fortreiten, ohne uns irgendein Hindernis in den Weg zu legen; doch sah man es ihnen an, daß sie sich darüber ärgerten, daß sie von uns gezwungen worden waren, Frieden zu halten. Wäre die Möglichkeit vorhanden gewesen, wieder mit ihnen zusammenzutreffen, so konnten wir sicher sein, daß sie sich nicht friedlich oder freundlich zu uns verhalten würden.
    Eigentlich hätten wir nun dem Cañon des Flujo blanco emporreiten müssen; wir mußten aber zu der Indianerfrau, um unser Versprechen zu erfüllen, und außerdem wollten wir doch auch unsere Lassos holen. Darum ritten wir den Fluß abwärts und schwenkten dann nach Ost, in welcher Richtung das Haus lag. Wir erreichten es nach zwei Stunden. Die Frau stand vor der Tür; sie hatte uns kommen sehen.
    „Hatte meine rote Schwester heute in der Nacht Besuch?“ fragte ich sie.
    „Ja“, antwortete sie. „Das junge Bleichgesicht, welches ihr fangen wollt, war da, um mein Pferd zu holen.“
    „Du hast es ihm gegeben?“
    „Nein, er hat es sich selbst genommen. Ich wollte ihn daran hindern; da drohte er mir mit dem

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