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39 - Satan und Ischariot III

39 - Satan und Ischariot III

Titel: 39 - Satan und Ischariot III Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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letzteren. Der Inhalt bestand je aus zehntausend Pfund Sterling (200.000 Mk.) in Noten der Bank von England. Dem dritten Umschlag entnahm ich fünfzehntausend Dollars (60.000 Mk.) in guten Bankpapieren.
    „Master Melton, wollt Ihr uns wohl sagen, wie Ihr zu dem Geld kommt!“ forderte ich ihn auf.
    „Hole Euch der Teufel!“ brüllte er mich an. „Von mir erfahrt ihr nichts.“
    „Denkt das nicht! Es gibt Mittel, Euch zum Sprechen zu bringen, und da wir unbedingt wissen müssen, welcher Herkunft die Summen sind, werden wir sie in Anwendung bringen, wenn Ihr uns die Auskunft verweigert.“
    „Versucht es doch!“
    „Das werden wir. Ich mache Euch aber vorher darauf aufmerksam, daß es für einen früheren tunesischen Offizier gar keine Ehre ist, Prügel zu bekommen.“
    „Prügel? Ihr wollt mich prügeln?“
    „Ja. Also wollt Ihr uns Auskunft erteilen?“
    „Nein, und wenn ihr mich totschlagt, ihr Halunken!“
    „Laßt Euch doch nicht auslachen! Eigentlich brauchen wir gar keine Auskunft. Wir sind klug genug, sie uns selbst zu geben; aber die Bestätigung wollen wir von Euch hören, und wenn Ihr sie uns verweigert, so werden wir Euch die Zunge lösen.“
    „Nun, wenn ihr so klug seid, so sagt es doch einmal!“
    „Ihr und Euer Bruder habt je fünfzigtausend Dollars als Anteil von der ergaunerten Erbschaft bekommen; sie sind Euch von Jonathan in englischem Geld ausgezahlt worden.“
    „Fünfzigtausend Dollars! Lumperei, wenn es sich um Millionen handelt! Meint Ihr, daß wir damit zufrieden gewesen wären?“
    „Nein, das meine ich nicht. Ihr sollt jedenfalls noch mehr bekommen und habt, da Ihr fliehen und Euch dabei von Jonathan trennen mußtet, diese Summe einstweilen auf Abschlag erhalten.“
    „Seht doch einmal, wie gescheit Ihr seid, Master Shatterhand! Wo kommen dann aber die übrigen fünfzehntausend Dollars her?“
    „Die gehörten Euerm Bruder. Er hat stets Geld besessen, natürlich nur unrechtlich erworbenes. Ihr habt ihm die Fünfzehntausend mit dem anderen Geld abgenommen.“
    „Da seid Ihr auf dem Holzweg. Das Geld ist mein; es hat nicht ihm gehört.“

„Kann mir gleichgültig sein. Wir werden Euch das Sprechen lehren. Hier steht der Erbe, den Ihr betrogen habt; er mag Euch die Zunge lösen. Master Vogel, steigt doch einmal die Terrassen hinab, und holt Euch von den Büschen da drüben einige recht hübsche, biegsame Stöcke.“
    Vogel ging; als er mit den Stöcken zurückkam, hatten wir Melton von der Leiter gebunden und schnürten ihn wieder so darauf, daß seine Rückseite nach oben kam.
    „Nun, wollt Ihr sprechen?“ fragte ich ihn.
    „Schlagt zu!“ knirschte er. „Aber ich sage Euch, daß es Euch das Leben kosten wird!“
    „Pah! Macht Euch doch durch solche albernen Drohungen nicht lächerlich! Wer soll uns denn das Leben nehmen? Ihr befindet Euch doch in unseren Händen.“
    „Aber mein Sohn nicht!“
    „Täuscht Euch nicht!“
    „Leugnet immerhin! Er ist fort. Wenn Ihr ihn bekommen hättet, wäre er sicher hier, und Ihr würdet Eure Fragen nicht an mich, sondern an ihn richten.“
    „Möglich! Aber da wir sie nun einmal an Euch richten, werdet ihr sie uns auch beantworten. Haut zu, Master Vogel!“
    Der Violinvirtuose begann den soeben vom Busch geschnittenen Bogen aus Leibeskräften zu streichen, doch ohne Erfolg. Melton biß die Zähne zusammen und gab keinen Laut von sich. Da sagte Emery:
    „Das ist nichts. Unser kleiner Master Vogel hat kein rechtes Mark in den Knochen. Gebt einmal einen Stock her! Ich möchte wetten, daß er bei mir zum Sprechen kommt.“
    Melton stieß gleich beim ersten Hieb des Englishman einen Schrei aus, denn das Fleisch war auseinander gesprungen; der zweite und dritte Schlag hatte denselben Erfolg, und als die nächsten Hiebe ins rohe Fleisch schnitten, konnte er die Schmerzen doch nicht ertragen und schrie:
    „Haltet an! Ich will es sagen!“
    „Nun, die zehntausend Dollars?“ fragte ich.
    „Sind von der Erbschaft“, gestand er ein.
    „Die einen Zehntausend habt Ihr Euerm ermordeten Bruder abgenommen?“
    „Nein.“
    Sofort erhielt er von Emery zwei so kräftige Hiebe, daß er brüllte:
    „Ja, ja, sie sind von ihm!“
    „Und die fünfzehntausend Dollars?“
    „Die gehörten mir, ich habe sie in Tunis erspart.“
    „Lüge! Weiter, Emery!“
    Der Engländer schlug wieder zu, und da zeterte Melton endlich:
    „Halt ein, halt ein! Ja, sie sind von meinem Bruder. Nun wißt ihr alles. Haltet also ein!“
    „Schön! Ihr habt nun

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