Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
39 - Satan und Ischariot III

39 - Satan und Ischariot III

Titel: 39 - Satan und Ischariot III Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
Vom Netzwerk:
immer in der Nähe des Waldes hin, bis er sich im Westen quer vor unsere Richtung legte. Wir mußten also in ihn eindringen, doch hinderte er uns nicht, da die Bäume sehr licht standen. Um die Mittagszeit hatten wir ihn hinter uns, und vor uns lag wieder eine grasige Ebene, aus welcher sich hier und da ein Hügel oder kleiner Berg erhob. Wir machten eine Stunde halt, um die Pferde verschnaufen zu lassen, und wollten dann wieder aufbrechen, als vor uns mehrere Reiter auftauchten. Rasch zogen wir uns wieder unter die Bäume zurück, um nicht gesehen zu werden.
    Als sie näher kamen, sahen wir, daß es Indianer waren; sie waren außerordentlich gut beritten, und hatten weder Gewehre noch Lanzen oder Pfeile und Bogen bei sich.
    „Kundschafter!“ meinte Winnetou und ich stimmte ihm bei.
    Kundschafter müssen gute Pferde haben, um sich schnell bewegen zu können. Bei den Zwecken, welche sie verfolgen, sind ihnen die genannten Waffen hinderlich, weshalb sie gewöhnlich daheim gelassen werden.
    „Kundschafter?“ fragte Emery. „Die gibt es doch nur dann, wenn Feindseligkeiten ausgebrochen sind! Hat man denn gehört, daß einer der hiesigen Stämme das Kriegsbeil ausgegraben hat?“
    „Nein“, antwortete Winnetou. „Aber hier stoßen die Gebiete mehrerer Stämme zusammen; es gibt immer Streitigkeiten, und da kann es leicht geschehen, daß ein Stamm zum Angriff übergeht.“
    „Die vier Reiter tragen keine Farben im Gesicht“, sagte ich; „man kann also nicht sehen, welchem Volk sie angehören.“
    „Mein Bruder mag sie näher kommen lassen. Es scheinen drei junge Krieger und ein alter zu sein. Vielleicht habe ich den letzteren einmal gesehen.“
    Sie hielten zwar nicht gerade auf uns zu, kamen uns aber doch so nahe, daß wir schließlich ihre Gesichter zu unterscheiden vermochten; ja, es waren drei junge und ein älterer Indianer.
    „Uff!“ rief da der Apache. „Das ist ja mein Bruder ‚Schneller Pfeil‘, der Häuptling der Nijoras! Der darf uns sehen!“
    Er ritt unter den Bäumen hervor und auf die vier zu. Wir folgten ihm. Als sie uns erblickten, parierten sie ihre Pferde und griffen nach den Messern; aber schon im nächsten Augenblick rief der ältere:
    „Uff! Mein Freund und Bruder Winnetou! Der große Häuptling der Apachen erscheint mir wie ein Sonnenstrahl dem Kranken, welcher sich nach Wärme sehnt.“
    „Und der Anblick des ‚Schnellen Pfeiles‘ ist mir wie eine Quelle für den Durstigen. Mein Bruder hat sein Gewehr daheim gelassen. Sollte er sich auf dem Pfad der Kundschafter befinden?“
    „Ja. Der ‚Schnelle Pfeil‘ ist mit den drei Kriegern ausgeritten, um zu erfahren, nach welcher Richtung die Hunde der Mogollon bellen werden.“
    „Weshalb ist denn Feindschaft zwischen diesen und den tapferen Nijoras?“
    „Drei unserer Krieger kamen am Fluß herauf durch das Gebiet der Schakale; sie wurden getötet. Ich sandte Boten, welche fragen mußten, warum man sie ermordet habe; auch diese kehrten nicht zurück. Nun schickte ich Kundschafter aus und erfuhr durch sie, daß die Mogollon ein großes Sterben unter ihren Pferden hatten und nun ausziehen wollen, um die unseren zu holen. Darum bin ich selbst ausgezogen, um meine eigenen Augen zu fragen. Jetzt kehre ich zurück.“
    „Welche Kunde wird mein Bruder seinen Kriegern bringen?“
    ‚Schneller Pfeil‘ öffnete schon den Mund, um Auskunft zu erteilen, drängte sie aber wieder zurück, musterte uns anderen mit scharfem Blick und sagte dann:
    „Der Häuptling der Apachen hat fremde Bleichgesichter und sogar einen gefesselten Gefangenen bei sich. Wie kann ich da auf die Frage antworten, welche er ausgesprochen hat!“
    Da deutete Winnetou zunächst auf Vogel und antwortete:
    „Dieser junge Mann ist zwar kein Krieger und hat nie mit einem Feind gekämpft; aber er ist ein Herr über alle Töne, welche das Herz erfreuen. Wenn er seine Saiten spielt, sind die Ohren aller, die ihn hören, voller Entzücken. Winnetou hat ihm seine Freundschaft und seinen Schutz geschenkt.“
    Auf Emery deutend, fuhr er fort:
    „Dieser weiße Mann ist ein großer, starker und tapfrer Krieger. Seine steinernen Zelte stehen jenseits des Meeres. Er besitzt viele Herden und große Reichtümer. Dennoch ist er ausgezogen, um große Taten zu verrichten. Winnetou ist sein Freund; er hat ihn schon hier in den Bergen und auf der Savanne gekannt und ihn vor einigen Monden in einem fernen Land jenseits zweier großer Wasser wiedergetroffen und ihn da als Held im Kampf

Weitere Kostenlose Bücher