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39 - Satan und Ischariot III

39 - Satan und Ischariot III

Titel: 39 - Satan und Ischariot III Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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gesehen.“
    „Und dieser da?“ fragte der schnelle Pfeil, indem er mit dem Finger auf mich zeigte.
    Ich glaubte, Winnetou werde nun ein großes Lob über mich und von mir loslassen, aber er antwortete nur:
    „Der ist mein Bruder Old Shatterhand.“
    Der Blick des Nijora zuckte leuchtend auf; er hatte, geradeso wie wir, bis jetzt auf seinem Pferd gesessen; nun aber schwang er sich rasch aus dem Sattel, stieß die Klinge seines Messers in die Erde, setzte sich daneben hin und sagte:
    „Der gute Manitou hat jetzt den größten meiner Wünsche erfüllt; ich sehe Old Shatterhand. Meine berühmten Brüder mögen von ihren Pferden steigen und sich zu mir setzen. Ihren Gefangenen können sie meinen jungen Kriegern anvertrauen, die ihn gut bewachen werden.“
    Wir stiegen ab. Wir hatten eigentlich keine Zeit zu verlieren, und ganz dasselbe war wohl auch bei ihm der Fall; aber es wäre eine große Beleidigung für ihn gewesen, wenn wir seinen Wunsch nicht erfüllt hätten, und wir konnten auch nicht wissen, welchen Nutzen die neue Bekanntschaft uns zu bringen vermochte. Darum setzten wir uns zu ihm nieder, und zwar so, daß wir einen Kreis bildeten, in dessen Mittelpunkt das Messer steckte. Die drei jungen Nijoras banden Melton vom Pferd, fesselten ihm die Füße wieder und legten ihn zu sich ins Gras, auf einen Wink des Apachen so weit von uns entfernt, daß er nicht verstehen konnte, was wir sprachen.
    Nun nahm der ‚Schnelle Pfeil‘ sein Kalumet von dem Riemen, an welchem es hing, stopfte den Kopf und brannte den Tabak mit einem Zündholz an, welches ich ihm reichte. Die allbekannte Zeremonie des Rauchens der Friedenspfeife kann ich übergehen. Als wir den letzten Zug aus derselben getan hatten, waren wir Freunde, und nun erst beantwortete der Häuptling die Frage, welche Winnetou vorhin ausgesprochen hatte:
    „Die Hunde der Mogollon werden in vier Tagen aus ihren Löchern gehen, um gegen meinen Stamm zu ziehen.“
    „Woher kennt mein Bruder die genaue Zeit?“ erkundigte sich Winnetou.
    „Ich sah, daß sie ihre Medizinen ausbesserten. Von da an vergehen meist noch vier Tage, ehe aufgebrochen wird.“
    „Wird mein Bruder sie bei sich empfangen, oder ihnen entgegenziehen?“
    „Das weiß ich noch nicht. Es wird im Rat der alten Krieger bestimmt werden. Mein Bruder Winnetou wird mit mir gehen, um zu den Alten zu sprechen, und sie werden stolz sein, auch den klugen und tapferen Shatterhand bei sich zu sehen.“
    „Wir würden gern und augenblicklich mit dir gehen“, antwortete ich; „aber wir müssen zu den Mogollon reiten.“
    „Zu ihnen, welche jetzt die Feinde meines Stammes sind?“ fragte er erstaunt.
    Ich erklärte ihm in kurzen Worten den Sachverhalt. Er blickte sinnend vor sich nieder und sagte dann:
    „Meine Brüder können trotzdem mit mir reiten. Wenn das böse Bleichgesicht, welches Melton heißt, sich in den Schutz der Mogollons begibt, wird es bei ihnen bleiben.“
    „Wenn es aber den verlangten Schutz nicht zugesagt bekommt?“
    „So begibt er sich nach dem ‚Weißen Felsen‘, um dort auf seine Squaw zu warten.“
    „Die ist schon unterwegs; sie kann schon morgen zu ihm stoßen. Du siehst, daß wir keine Zeit zu verlieren haben.“
    „Ich sehe es ein. Mein Bruder Shatterhand sagte, daß Melton das Pueblo auf einem Pferd verlassen habe?“
    „Ja.“
    „Nicht in einem Wagen?“
    „Nein.“
    „Ist eine weiße Squaw bei ihm?“
    „Jetzt noch nicht.“
    „Einer, welcher die vier Pferde lenkte?“
    „Nein.“
    „Und ein weißer Jäger, welcher den Führer machte?“
    „Auch nicht. Warum spricht der ‚Schnelle Pfeil‘ diese Fragen aus?“
    „Weil ich gesehen habe, daß die Mogollon einen Wagen überfielen. Sie schossen den Kutscher tot und nahmen einen weißen Mann und eine weiße Squaw, welche im Wagen saßen, und den Führer, der nebenherritt, gefangen.“
    „Warum mögen sie den Wagen überfallen haben?“
    „Weil ihre Kriegsbeile gegen uns ausgegraben sind. Wenn die Hunde sich auf dem Kriegspfad gegen rote Männer befinden, betrachten sie stets auch die Bleichgesichter als ihre Feinde.“
    „Melton kann unmöglich dabeigewesen sein. Aber nun dürfen wir erst recht nicht säumen, denn das Leben der Überfallenen hängt an einem Faden. Wir müssen von dem tapferen Häuptling der Nijoras scheiden. Vielleicht erblickt er uns eher wieder, als wir jetzt denken.“
    „Hat Old Shatterhand einen Grund, diese Hoffnung auszusprechen?“
    „Ja. Es ist möglich, daß wir deiner Hilfe

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