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39 - Satan und Ischariot III

39 - Satan und Ischariot III

Titel: 39 - Satan und Ischariot III Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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müsse, um denselben scharf zu bewachen, da den Nijoras doch nicht ganz zu trauen sei. Das beruhigte ihn. Er fühlte sich als Inhaber eines Ehrenpostens und willigte nun ein, sich für kurze Zeit von uns zu trennen. Der Abschied war zwar kurz, aber äußerst herzlich; die Freunde verschwanden mit Melton im Wald, und wir drei, Winnetou, Emery und ich, ritten auf die Ebene hinaus, über welche die Nijoras gekommen waren.
    Jetzt hatten wir niemand mehr bei uns, auf den wir uns nicht verlassen konnten und dessen Pferd nichts taugte. Wir flogen wie ein Wetter über den grünen Plan dahin und konnten erwarten, das Ziel mit dem kommenden Morgen zu erreichen.
    Der geradeste Weg war der, den die Nijoras geritten waren; wir brauchten nur auf ihrer Spur zu bleiben, die allerdings später verschwand, da sie sich in der Nähe der Feinde Mühe gegeben hatten, keine Fährte zu verursachen. Als es Abend werden wollte, konnten wir auf eine tüchtige Leistung zurückblicken, denn wir hatten seit unserer Trennung von dem ‚Schnellen Pfeil‘ wenigstens sieben deutsche Meilen hinter uns und sahen uns nach einem passenden Lagerplatz um. Links von uns lag eine Anhöhe, von welcher aus eine Reihe von Büschen ins Weite lief; das ließ darauf schließen, daß es dort ein fließendes Wasser gab. Wir ritten also auf diese Höhe zu, bogen um dieselbe und sahen ein Gebüsch vor uns, aus welchem uns eine drohende Stimme entgegenschallte:
    „Halt, Mesch'schurs! Wer einen Schritt weiterreitet, bekommt eine Kugel!“
    Da war nicht zu spaßen. Wir sahen den Sprecher nicht; er steckte in dem Gesträuch. Vielleicht waren es gar mehrere. Wir hielten also an. Der Sprache nach war es ein Weißer, und zwar nicht spanischer Abkunft.
    „Wo steckt denn eigentlich der gestrenge Herr und Besitzer dieses Platzes?“ fragte ich.
    „Hier hinter dem Wildkirschenstrauch, aus welchem der Lauf meiner Büchse ragt“, antwortete es.
    „Warum bedroht Ihr uns denn mit einer Kugel, Sir?“
    „Weil ich euch mir so lange vom Leib halten will, bis ich weiß, ob ihr Schufte oder Gentlemen seid.“
    „Das letztere, das letztere sind wir, werter Master.“
    „Das kann jeder Halunke sagen; weist euch gehörig aus!“
    „Womit? Meint Ihr, daß man hier mit Tauf- und Impfscheinen oder gar mit Hundesteuermarken umherreitet?“
    „Daran denkt kein Mensch. Sagt nur eure Namen! Wer ist denn der rote Master, den ihr bei euch habt?“
    „Winnetou, der Häuptling der Apachen. Mich pflegt man Old Shatterhand zu nennen.“
    „Alle Wetter! Winnetou und Shatterhand! Welch ein Zusammentreffen! Gleich komme ich, gleich!“
    Der Wildkirschenstrauch bewegte sich, und es trat ein sehr langer und dürrer Mensch heraus, dessen Anzug ihm in Fetzen um die Glieder hing. Sein Kopf war unbedeckt, und in der Hand hielt er einen starken Knüttel. Hätte sich der Mann auf einer deutschen Landstraße sehen lassen, er wäre auf der Stelle als Stromer und Vagabund arretiert worden.
    Er machte die Bewegung des Hutabnehmens, verbeugte sich und rief:
    „Große Ehre, außerordentliche Ehre, Mesch'schurs! Kommt gerade zur rechten Zeit! Hätte wirklich nicht gewußt, wo ich euch suchen soll.“
    „Hättet Ihr uns gesucht?“ fragte ich nicht ohne Erstaunen.
    „Bis jetzt eigentlich noch nicht, stand aber im Begriff, es zu tun.“
    „Unerklärlich! Seid Ihr hier allein?“
    „Yes, Master!“
    „Wie hat man Euch zu nennen?“
    „Das steht in Euerm Belieben. Man ruft mich nämlich auf verschiedene Weise. Wenn Ihr wirklich Old Shatterhand seid, und Ihr seht mir ganz so aus, so werdet Ihr wohl von Will Dunker gehört haben?“
    „Dem berühmten Scout des Generals Grant?“
    „Yes, Sir. Man nennt mich auch den langen Dunker oder den langen Will.“
    Wieder machte er mit der rechten Hand die Bewegung des Hutabnehmens.
    „Und Ihr wollt mich suchen?“
    „Yes, Euch, Winnetou und einen jungen Musikus, welcher Vogel heißt.“
    „Das ist ja ganz erstaunlich! Hält man so etwas für möglich?“
    Diese Frage richtete ich an Winnetou und Emery; Dunker antwortete:
    „Ihr hört ja, daß es möglich ist! Übrigens werde ich Euch die Sache erklären. Steigt nur vom Pferd und kommt mit an das Wasser!“
    „Also jetzt dürfen wir?“
    „Yes. Konntet es übrigens immer wagen, mich schießen zu lassen“, lachte er. „Hier ist meine Büchse, hihihihi!“
    Er hielt uns seinen Knüttel hin.
    „Habt Ihr kein wirkliches Gewehr?“
    „Nein. Ich steckte den Prügel durch den Busch, um Euch zu

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