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39 - Satan und Ischariot III

39 - Satan und Ischariot III

Titel: 39 - Satan und Ischariot III Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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zusammenzupferchen.“
    Ich schob mich am Ufer empor. Richtig! Meine Vermutung bestätigte sich. Etwa drei Schritte vor mir stand das Zelt, und daneben sah ich Martha sitzen, nur zwei Schritte von mir entfernt. Sie hatte ihren Platz seitwärts vom Zelt genommen, weil davor mehrere indianische Weiber saßen; ob zwei oder drei, das konnte ich nicht sehen. Jetzt galt es, sie anzureden, ohne daß sie erschreckte. Das geschah am besten mit ihrem Vornamen und in deutscher Sprache.
    „Martha!“ flüsterte ich hinter ihr.
    Sie zuckte zusammen und drehte sich erschrocken um, glücklicherweise ohne einen Ruf auszustoßen. Ich erhob den Kopf, so daß sie mein vom zwischen den Zelten herüberleuchtenden Feuer beschienenes Gesicht sehen konnte und raunte ihr rasch zu:
    „Still! Lassen Sie nichts hören! Haben Sie mich erkannt?“
    „Ja“, hauchte sie, indem sie ein wenig zur Seite rückte, so daß wir besser leise Worte tauschen konnten. Die Indianerinnen hielten ihre Aufmerksamkeit aufwärts nach der Stelle gerichtet, wo die Beratung der Krieger noch immer nicht zu Ende war.
    „Ich komme nur, um Ihnen zu sagen, daß ich in der Nähe bin“, fuhr ich fort.
    „Gott sei Dank!“ flüsterte sie, indem sie die Hände faltete. „Aber welch eine Verwegenheit ist dies von Ihnen!“
    „Es ist gar nicht gefährlich. Sagen Sie vor allen Dingen, wie Sie behandelt werden.“
    „Ganz leidlich.“
    „Ans Leben scheint es also nicht gehen zu sollen?“
    „Vielleicht doch! – Wenn Jonathan Melton – doch Sie können ja gar nicht wissen, was wir –“
    „Ich weiß alles“, unterbrach ich sie. „Dunker, Ihr Führer –“
    „Der ist entkommen!“ schalt sie schnell ein.
    „Und auf mich und Winnetou getroffen. Er steckt jetzt hinter mir im Wasser.“
    „Himmel, diese Gefahr! Und Franz, mein Bruder?“
    „Ist in Sicherheit. Er befindet sich bei den Nijora-Indianern.“
    „Da ist er nicht sicher; denn diese sollen von den Mogollon überfallen werden. Melton sagte mir auch, daß er den Zug mitmachen wird, um Sie zu fangen.“
    „So erwartet er also, daß wir kommen?“
    „Wie es scheint. Er hat mir gedroht. Wenn er erst Sie, Winnetou und Emery hat, sollen wir alle ausgelöscht werden; so drückte er sich aus.“
    „So wissen Sie, daß ihnen wenigstens augenblicklich nichts geschehen wird; Sie können also ruhig sein. Was den Zug gegen die Nijoras betrifft, so werden wir dafür sorgen, daß er verunglückt; also auch um Ihren Bruder brauchen Sie keine Angst zu haben.“
    „Aber schonen Sie doch auch sich! Wie haben Sie sich hierherschleichen können, und wie kommen Sie wieder fort? Ich möchte vor Bangigkeit vergehen!“
    „Leiser, leiser; die alten Indianerinnen hören Sie sonst! Ich bin so sicher wie ein eingeschriebener Brief im Postbeutel. Ich kann Sie augenblicklich noch nicht befreien; darum komme ich jetzt, um Ihnen wenigstens zu sagen, daß die Gefangenschaft nur kurz sein wird. Wo befindet sich Murphy, der unvorsichtige Advokat?“
    „Weiter drüben. Auf Veranlassung Meltons wird er sehr scharf bewacht. Wie ist es denn Ihnen ergangen? Sie scheinen das ‚Schloß‘, welches Sie suchten, nicht gefunden zu haben?“
    „Wir fanden es. Später mehr davon; jetzt kann ich natürlich nicht erzählen. Harry Melton ist tot; sein Bruder Thomas befindet sich in unserer Gewalt, und nur Jonathan ist uns entwischt; aber in höchstens einigen Tagen werden wir auch ihn festhaben.“
    „Und das Vermögen? Wie steht es mit diesem?“
    „Habe ich vielleicht schon.“
    „Haben Sie – –“
    „Leiser, viel leiser!“ unterbrach ich ihre erstaunten Worte. „Ich habe schon zu viel gesprochen und mich zu lange hier verweilt. Ich will Ihnen nur noch sagen, daß ich da oben in Meltons Zelt gewesen bin. Ich schlich mich vorhin hinein und habe, da es leer stand, seine Brieftasche erbeutet, die wahrscheinlich alles enthält, was wir haben wollen. Das ist die Hauptsache; den Spitzbuben bekommen wir dann auch noch. Jetzt will ich fort. Haben Sie also keine Sorge, und erfüllen Sie mir, sobald ich jetzt fort bin, eine Bitte!“
    „Wie gern! Aber welche?“
    „Steigen Sie dann einige Male hier zum Wasser nieder, um meine Spur zu verwischen. Wenn man das niedergedrückte Gras bemerkt, muß man denken, Sie seien es gewesen.“
    „Ich werde es sehr gern tun; aber gewähren auch Sie mir eine Bitte! Setzen Sie Ihr Leben nicht zu sehr auf das Spiel! Wenn man Sie tötet, bin auch ich verloren.“
    „Nein, denn da sind Winnetou und Emery

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