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39 - Satan und Ischariot III

39 - Satan und Ischariot III

Titel: 39 - Satan und Ischariot III Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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sie nicht ahnen können, daß ich, der Flüchtling, auf den Gedanken komme, wieder umzukehren.“
    „Dann ist es wenigstens möglich, daß die Nijoras sich nicht überfallen lassen, sondern die Mogollon besiegen. Dann falle ich den Siegern in die Hände, aber nicht Euch.“
    „Pshaw, Weibergedanke! Die Nijoras haben keine Ahnung, daß wir gegen sie ziehen. Wir werden sie überrumpeln, wie der Habicht auf die Tauben fällt. Ich habe befohlen, Euch und den Advokaten keinen Moment aus den Augen zu lassen. Man wird euch auf Pferde binden. Vielleicht ist's auch möglich, daß der Häuptling auf den milden Gedanken kommt, Euch in Euern Wagen zu stecken, weil Ihr nicht reiten könnt und also den Zug hemmen würdet. Auf keinen Fall aber werdet Ihr Gelegenheit zur Flucht finden, und auf keinen Fall dürft Ihr denken, daß es Euern Freunden gelingen wird, mir zu entkommen und Euch zu retten. Geht jetzt in Euer Zelt! Die Wächterinnen sind angewiesen, Euch bis zum Morgen nicht herauszulassen.“
    Sie schien dem Befehl zu gehorchen, denn es war nichts mehr zu hören. Wir warteten noch ein Weilchen und stießen dann vom Ufer ab, um weiterzuschwimmen. Ich konnte zwar annehmen, daß alle Posten dem Sammelruf ihres Häuptlings gefolgt seien, und es war auch wirklich keiner am Fluß zu sehen, dennoch schwammen wir zu unserer Sicherheit so weit hinab, daß wir uns nun auf alle Fälle außerhalb der Postenkette befanden, und stiegen dann aus dem Wasser. Als ich die Tasche zu mir nahm, war sie vollständig trocken.
    Wir sahen trotz der nächtlichen Dunkelheit, in welche Richtung wir uns zu wenden hatten, denn oben auf der Höhe brannte noch das Feuer. Es diente uns als Wegweiser, da Emery dahinter auf uns wartete.
    „Sir“, meinte Dunker, indem wir nebeneinander nach dieser Richtung schritten, „das war ein Abenteuer, an welches ich mit Lust denken werde. Besser konnte es doch gar nicht gelingen!“
    „So seid Ihr also zufrieden?“
    „Well! Und wie! Was Ihr mit der Lady vorher gesprochen habt, das war so leise, daß ich es nicht hören konnte; aber zuletzt hat Melton uns alles verraten. Es war kostbar, daß er in seinem Hohn und seiner Sicherheit alles so herausplauderte. Was meint Ihr, daß wir nun tun werden?“
    „Darüber haben wir beide nicht allein zu entscheiden. Daß wir so viel erfahren haben, ist ganz gut; noch lieber aber ist mir die Brieftasche. Melton wird in kurzer Zeit aufbrechen; es steht also gar nicht zu erwarten, daß er seine Ledertasche untersucht und den Verlust bemerkt. Daß ich so leicht zu dem Geld kommen könnte, das habe ich nicht für möglich gehalten. Für die, denen es gehört, ist nun auf alle Fälle gesorgt.“
    „Steckt denn das Geld auch wirklich drin?“
    „Ich müßte mich sehr irren, wenn es anders wäre. Wenn es Tag geworden ist, werden wir ja sehen.“
    Ich hielt inne, denn es war mir, als ob ich nicht weit vor uns eine dunkle Gestalt gesehen hätte. Das konnte ein Mogollon sein. Da aber hörten wir Winnetous Stimme:
    „Meine Brüder mögen näher kommen! Es ist kein Feind, der lauernd auf sie wartet.“
    Er hatte meinen Stutzen in der Hand und sagte:
    „Meine Brüder stiegen oben in das Wasser; sie mußten abwärts schwimmen; daher stellte ich mich unten her, weil das der Punkt war, an welchem ich ihnen am besten beistehen konnte. Sie mögen mit mir zu Emery kommen.“
    „Werden wir auf keinen Posten treffen?“
    „Nein. Die Wächter sind alle in das Lager gegangen, als der Ruf erscholl.“
    Emery war nicht wenig froh, als er uns heiler Haut zurückkommen sah. Wir wrangen unsere Kleider aus, so gut es ging, zogen die abgelegten Stücke an, steckten alles, was wir weggetan hatten, wieder zu uns und erzählten dabei, was wir erfahren hatten. Als ich sagte, daß ich die Brieftasche erwischt hätte, wurde der Apache bedenklich. Er meinte:
    „Mein Bruder hätte sie auf keinen Fall nehmen sollen. Melton wird den Verlust entdecken!“
    „Mag er!“
    „Und ahnen, daß wir hier gewesen sind!“
    „Vielleicht öffnet er die Tasche erst heute, erst morgen, erst nach einigen Tagen. Und wenn er sehr bald merkt, daß das Geld fort ist, muß er da gleich denken, daß wir es sind, die es geholt haben? Kann ihn nicht ein Mogollon bestohlen haben, als er die Tasche so leichtsinnig in dem Zelt liegen ließ? Wer weiß, seit wann er sie schon vorher nicht geöffnet hat. Er kann auch wohl denken, daß das Geld ihm schon früher herausgenommen worden ist. Und wenn er es bald bemerkt, und seinen

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