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39 - Satan und Ischariot III

39 - Satan und Ischariot III

Titel: 39 - Satan und Ischariot III Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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konnte.
    Ja, jedes ihrer Worte – wenn sie nämlich gesprochen hätten; leider aber taten sie das nicht. Sie rauchten und rauchten, ohne auch nur eine Silbe gegenseitig auszutauschen. Ich wartete fünf Minuten, zehn Minuten, eine Viertelstunde und noch eine Viertelstunde – sie sprachen kein Wort! Das war nicht nur eine Geduldsprobe, sondern weit mehr als das. Der starke, fatale Geruch des wilden Hanfs schien es nur auf mich abgesehen zu haben; er drang mir in die Nase und reizte mich zum Niesen. Glücklicherweise war ich geübt im Unterdrücken des Reizes zum Husten und Niesen, doch allzulange darf man sich dem auch nicht aussetzen. Schon wollte ich mich zurückziehen, da erschallte draußen vor den Büschen ein lauter Ruf.
    „Uff!“ sagte da der Häuptling. „Die Kundschafter.“
    Also Kundschafter kamen. Die mußten ihre Meldung machen, wobei es jedenfalls etwas zu erlauschen gab. Ich blieb also liegen und fühlte keine Spur mehr von dem vorigen Reiz zum Niesen. Der Geist hat also auch die Nase in seiner Gewalt.
    Jetzt hörte man den Hufschlag von Pferden und den dumpfen Stoß von Füßen, welche aus dem Sattel sprangen und die Erde berührten. Zwei Männer erschienen; der eine kam nahe heran, und der andere blieb weiter zurück stehen. Der erstere war der Sprecher, sagte aber noch nichts, weil er aus Ehrerbietung auf die Anrede des Häuptlings warten mußte. Dieser verharrte im Gefühl seiner Würde eine ganze Weile in tiefem Schweigen und unterbrach es endlich mit den Worten:
    „Meine jungen Brüder kehren spät zurück; sie müssen weit nach Süden gekommen sein. Bis wohin sind sie gewesen?“
    „Bis über das ‚Dunkle Tal‘ hinaus.“
    „Haben sie den Weideplatz der Nijoras gesehen?“
    „Nein; so weit sind wir nicht gekommen.“
    „Aber den Weg, welchen wir zu reiten haben, habt ihr euch eingeprägt?“
    „Wir kennen ihn so gut, als ob wir ihn hundert Mal geritten wären.“
    „Ist er beschwerlich?“
    „Nein. Nur auf die ‚Platte des Cañons‘ und dann wieder hinab zu kommen, wird für den Wagen schwer sein.“
    „Habt ihr keinen von den Hunden der Nijoras gesehen?“
    „Einen einzigen zwischen der ‚Platte des Cañons‘ und dem ‚Dunklen Tal‘.“
    „Woher kam er?“
    „Von Nord und ging nach Süd.“
    „Er kam also von hier und ritt heimwärts?“
    „Er ritt heimwärts; ob er aber von hier kam, das konnten wir nicht erfahren.“
    „Hat er euch bemerkt?“
    „Nein. Wir erblickten ihn eher, als er uns sehen konnte, und hatten Zeit, ihm auszuweichen.“
    „Warum habt ihr ihn nicht gefangen genommen?“
    „Wir glaubten, es sei besser, ihn vorüberreiten zu lassen.“
    „Trug er Kriegsfarben?“
    „Nein.“
    „Also der Weg nach der ‚Platte des Cañons‘ und von dieser wieder hinab ist für den Wagen zu schwer?“
    „Er ist so steil und eng, daß es große Mühe machen wird, ihn mit nach dem ‚Dunklen Tal‘ zu nehmen.“
    „Uff! Ich habe euch gehört; ihr könnt euch zu den anderen lagern.“
    Die beiden entfernten sich. Ich glaubte, die vier würden sich nun über das Gehörte besprechen, aber sie schwiegen wieder wie vorher. Es verging eine Viertelstunde, bis ich endlich erkannte, daß das Sprichwort: ‚Gut Ding will Weile haben‘ ein sehr richtiges ist, denn da ließ der Häuptling die Frage hören:
    „Was sagen meine drei Brüder zu den Worten dieser Kundschafter?“
    „Uff!“ antwortete der erste.
    „Uff!“ meinte nach einer Weile der zweite.
    „Uff!“ erwiderte der dritte. Und dieser war doch so redselig, hinzuzufügen: „Der Häuptling mag zuerst sagen, was seine Meinung ist.“
    Der also Aufgeforderte wartete fünf oder sechs Minuten und sagte dann:
    „Glauben meine Brüder, daß der Hund, dem unsere zwei Krieger begegnet sind, ein Kundschafter gewesen ist?“
    „Nein“, antwortete der Älteste von ihnen. „Er müßte hier gewesen sein, wenn er ein Kundschafter wäre. Wir haben aber, als wir ankamen, keine Spur gesehen. Also kam er aus einer anderen Richtung und ist kein Kundschafter.“
    „Mein Bruder hat richtig gesprochen. Aber haben unsere Späher gut gehandelt, indem sie ihn vorüberließen?“
    „Ja. Wenn er unbehelligt in sein Lager kommt, wird man nicht denken, daß Feinde so nahe sind.“
    „Wenn er aber doch ein Späher gewesen wäre! Wir werden später sehen, ob es gut gewesen ist, daß sie ihn haben entkommen lassen.“
    Der Häuptling befand sich ganz auf der richtigen Fährte, denn der Nijora, den die beiden Mogollons gesehen

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