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39 - Satan und Ischariot III

39 - Satan und Ischariot III

Titel: 39 - Satan und Ischariot III Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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erklungen.“
    Darauf trat er zu mir, blickte auch mich eine Weile an und fragte:
    „Nennt man dich Old Shatterhand?“
    „Ja.“
    „Du bist ein Feind der Comanchen?“
    „Nein; aber ich verteidige mich gegen jeden roten oder weißen Krieger, von welchem ich angegriffen werde.“
    „Hast du mit Winnetou die ‚Starke Hand‘, den Häuptling der Comanchen, der mein Vater war, getötet?“
    „Ja, aber nicht mit Winnetou, denn meine Kugel war es, die ihn niederstreckte.“
    „Winnetou war dabei; ihn trifft dieselbe Schuld und dieselbe Strafe. Und da Bothwell bei euch ist, wird er das gleiche Schicksal mit euch erleiden. Ihr werdet im Grab der ‚Starken Hand‘ lebendig eingemauert werden. Nehmt die Gefangenen in die Mitte; wir kehren zu unseren Pferden in den Wald zurück!“
    Der Befehl galt seinen Leuten. Der Häuptling konnte nicht viel über dreißig Jahre zählen; nicht nur sein Gesicht, sondern sein ganzes Auftreten, seine Stimme sagte, daß er ein stolzer und unerbittlicher Charakter sei. Bei ihm hatten wir auf keinen Fall eine Spur von Menschlichkeit, von Milde zu erwarten.
    Man nahm uns die Riemen von den Füßen, so daß wir laufen konnten; dann setzte sich der Zug in Bewegung. Ich zählte dreiundzwanzig Comanchen, welche uns transportierten. Wir hatten eine kleine halbe Stunde zu gehen, ehe wir den Wald erreichten. Es war nicht eigentlich das, was man unter einem Wald versteht; die Bäume standen nicht dicht und geschlossen beieinander; auch bildete er einen nur schmalen Streifen, durch den wir gingen. Auf der anderen Seite war die freie Prärie, und da weideten die Pferde unter der Aufsicht zweier Indianer. Unsere Pferde waren natürlich auch mitgenommen worden.
    Jetzt wurden wir anders gefesselt, so daß unsere Hände auf den Rücken zu liegen kamen; dann ließ man uns aufsteigen und band uns die Füße an die Sattelgurte. Auch Jonathan Melton bestieg ein Pferd; dann ging es in nördlicher Richtung galoppierend über die Prärie, welche so breit war, daß wir zwei Stunden brauchten, um sie hinter uns zu legen. Auch hier hatte der gestrige Orkan das Gras mit Sand überstreut.
    Nun sahen wir hohe, belaubte Bäume vor uns und gelangten an das südliche Ufer des Canadian, an welchem entlang sich die Straße nach San Petro und Albuquerque zieht. Freilich darf man da nicht an eine Straße nach unseren Begriffen denken. Von einem Weg sieht man nicht das geringste. Es pflegten eben die Ochsenwagen hier zu fahren; das ist alles.
    Zwischen den Bäumen stand eine alte Karrete, bei welcher sechs Pferde weideten. Die Jüdin saß im Gras, erhob sich aber, als wir uns näherten. Zwei Männer, jedenfalls die gemieteten Kutscher, lagen träge am Boden und blieben auch liegen, als wir kamen. Fünf Comanchen hatten da Wache gehalten, so daß die Schar des Häuptlings aus dreißig Mann bestand.
    „Wir haben sie!“ rief Melton der Jüdin zu. „Hier bring ich dir deinen abgeblitzten Anbeter.“
    Bei den letzten Worten deutete er auf mich. Sie lächelte und nickte ihm vergnügt zu, ohne einen Blick auf mich zu werfen. Was konnte ich gegen eine solche Frechheit anders tun als schweigen! Da aber warf sich einer, von dem ich es am allerwenigsten gedacht hätte, zu meinem Anwalt auf, nämlich der Häuptling selbst. Er wendete sich zu Melton:
    „Du hast Wort gehalten, und ich halte auch das meinige. Ihr könnt weiterfahren, ohne daß wir euch etwas tun oder etwas nehmen. Vorher aber sieh dir einmal die Krieger an! Winnetou und Old Shatterhand waren gefangen und sollten verbrannt werden; sie entkamen trotz ihrer Fesseln am hellen Tag und haben dann den tapfersten Häuptling der Comanchen und zwölf seiner Krieger getötet. Sie haben ihn nicht liegenlassen zum Fraß der Geier und Kojoten, sondern ihn begraben und zu ihm seine Waffen und seine Medizin gelegt, so daß er ohne Anstand in die ewigen Jagdgründe gelangen konnte. Sie sind unsere Feinde, aber große, berühmte Krieger und ehrliche Männer. Wer aber und was bist du? –“
    „Ich bin auch ein Gentleman, der –“ fiel Melton ein.
    „Schweig!“ unterbrach ihn der Häuptling. „Als du eine so lange Zeit mit Old Shatterhand redetest, lag ich im Busch hinter euch und habe alles gehört, was du ihm gestanden hast. Du bist kein Krieger, sondern ein feiger Dieb und Betrüger. Ich, der ‚Große Pfeil‘, bin in den Städten der Bleichgesichter gewesen und habe viel gesehen. Ich sah auch Menschen, welche man eingesperrt hatte, weil sie feige Diebe und Betrüger

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