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39 - Satan und Ischariot III

39 - Satan und Ischariot III

Titel: 39 - Satan und Ischariot III Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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kann in zwanzig Stunden alles geschehen!
    Von außen her rechnete ich freilich auf keine Hilfe. Wir mußten uns selbst helfen. Aber wie?
    Zunächst lag für uns eine Beruhigung in dem Umstand, daß man uns nicht unnötig vorher quälen zu wollen schien. Der Häuptling hatte gesagt und auch bewiesen, daß er uns achtete. Mehr konnten wir zunächst nicht verlangen.
    Auch wir bekamen zu essen. Es gab Fleisch, und die Portionen, welche wir erhielten, waren so groß wie diejenigen der Comanchen. Da man uns nicht wie Kinder füttern wollte, mußten wir selbst essen, und damit das möglich war, wurden uns die Hände nach vorn freigegeben, dafür aber die Füße fest zusammengebunden. Natürlich wurde während dieser kurzen Zeit jede unserer Bewegungen scharf beobachtet. Dann wurden uns die Hände wieder auf den Röcken zusammengebunden.
    Dabei bemerkte ich, daß Emery, als er die Hände nach hinten legte, eine eigentümliche, wie horchende Miene machte. Er sah, daß ich das beobachtete, und sagte in deutscher Sprache:
    „Du sahst wohl, daß ich genau aufpaßte?“
    „Ja. Eigentlich hätte ich dies aber nicht bemerken sollen, weil es die Roten ebenso leicht sehen können; sie würden dann ebensogut ahnen, wie ich es geahnt habe, daß du irgendeine geheime Absicht hast.“
    Da wendete sich derjenige Comanche, welcher uns am nächsten saß, an den Häuptling und sagte diesem:
    „Die beiden Bleichgesichter sprechen in einer Sprache miteinander, welche ich nicht verstehe.“
    „Old Shatterhand mag sagen, was für eine es ist.“
    „Es ist die Sprache meines Landes und Volkes.“
    „Wo liegt das Land deiner Vorfahren?“
    „Über dem großen östlichen Meer drüben.“
    „Das ist doch England!“
    „Nein; mein Vaterland liegt noch viel weiter im Osten.“
    „Hat dein Volk Todeslieder, wie wir roten Krieger sie haben?“
    „Ja, Sterbelieder und Sterbegebete zum großen Manitou.“
    „In eurer eignen Sprache?“
    „Ja.“
    Da erhob er seine Stimme, daß alle es hören konnten, und sagte: „Wenn ein tapfrer Krieger den Tod nahen sieht, so rüstet er sich darauf. Er gedenkt seiner Taten und preist sie in der Weise seines Volkes. Die beiden Bleichgesichter sind tapfre Krieger; sie werden sterben und müssen von ihren Taten in der Sprache ihres Volkes sprechen. Wir dürfen sie töten, aber ihre Seelen müssen wir ihnen lassen, damit die ‚Starke Hand‘ von ihnen in den ewigen Jagdgründen bedient werden kann. Stören wir sie also nicht, wenn sie in der Sprache ihres Volkes miteinander sprechen!“
    Das war denn doch eine große Nachsicht von einem, den ich für unnachsichtig gehalten hatte, eine Nachsicht freilich, welche nur die Folge seiner religiösen Anschauungen war. Nun konnte ich mich mit Emery nach Belieben unterhalten. Wir zeigten dabei so tiefernste Gesichter, als ob wir von nichts als dem uns bevorstehenden Tod sprächen.
    „Also“, fragte ich, „woran dachtest du vorhin, als mir dein Gesicht so auffiel?“
    „An ein Kunststück, welches ich einige Male gesehen und dann auch nachgemacht habe. Es heißt ‚Der gefesselte Hexenmeister‘, und ich kam auf den Gedanken, ob es vielleicht möglich sei, es hier an den Mann zu bringen.“
    „Hm! Bilde dir nicht ein, die Leute hier durch irgendeinen Hokuspokus zu täuschen!“
    „Es ist nicht ein Hokuspokus, sondern es handelt sich um zwei Kunstgriffe, die keinem Weißen und noch viel weniger einem Indianer auffallen würden.“
    „Muß es gezeigt werden, oder kann man es nach der bloßen Beschreibung begreifen?“
    „Zeigen ist besser, hier aber nicht möglich. Der Hexenmeister läßt sich mit einem Riemen oder Band, einer Schnur die Hände auf dem Rücken zusammenbinden und ist dann imstande, sich der Fessel jeden Augenblick zu entledigen.“
    „Aber es kann leicht bemerkt werden?“
    „Nein, sondern sehr schwer. Die Hauptsache ist, daß man sich den Riemen erst selbst auf das linke Handgelenk legen darf.“
    „Das würde vielleicht nicht auffallen; man will dem Roten, der einen bindet, behilflich sein. Weiter!“
    „Paß auf! Man faßt den Riemen in der Mitte, legt das eine Ende über das linke Handgelenk und läßt es um dasselbe knoten. Während der, welcher fesselt, den Riemen fest anzieht, zieht man am anderen Ende selbst auch mit, scheinbar, um den Knoten und die Schlinge doppelt fest zu machen, in Wahrheit aber wird der Knoten umzogen, das heißt, er wird auf dem Riemen beweglich, läßt sich auf demselben hin und her schieben. Dies ist für den,

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