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39 - Satan und Ischariot III

39 - Satan und Ischariot III

Titel: 39 - Satan und Ischariot III Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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die Geschwister meiner Erzählung folgten. Ich wurde von hundert und wieder hundert Fragen, Ausrufen und dergleichen unterbrochen, so daß es lange dauerte, bis ich fertig wurde. Endlich war ich mit meinem Bericht bei der gegenwärtigen Stunde angekommen und konnte mich an der Verwunderung weiden, welche die beiden erfüllte.
    Der Bruder fiel mit überschwenglichen Ausdrücken des Lobes über mich her; ich wehrte ihn mit der Bemerkung ab:
    „Sagen Sie das nicht mir, sondern Sir Emery und Winnetou, die Sie ja bald sehen werden. Die beiden haben alles Lob verdient, wenn es uns gelingen sollte, die Angelegenheit zum guten Ende zu bringen.“
    Die Schwester gab mir stumm die Hand, sie sagte nichts, und das war mir lieber als die überlaute Anerkennung ihres Bruders. Dieser ging aufgeregt im Zimmer hin und her, brummte, schüttelte den Kopf, stieß unverständliche Worte aus, drohte mit den Fäusten, als ob er Melton vor sich habe, bis ich diesem Gebaren durch die Bemerkung ein Ende machte:
    „Zanken Sie sich nicht mit der Luft, mein lieber Freund! Dadurch erreichen Sie nichts. Nun ich Ihnen alles erzählt habe, werde ich nach meinem Hotel gehen. Jedenfalls ist Emery schon dagewesen, oder noch da, um zu berichten, wie es in Pleners Salon steht. Befindet sich Jonathan Melton noch dort, so entkommt er uns gewiß nicht wieder. Ist er aber schon fort, so reiten wir ihm morgen früh nach. Und was seinen Vater und seinen Oheim anbetrifft, so – hm, so möchte ich fast behaupten, daß sie hier sind, ja, daß ich sie sogar gesehen habe.“ Und ich berichtete die Szene im Konzertsaal.
    „Die beiden Männer trugen Sombreros?“ meinte er nachdenklich. „Sagen Sie mir, von welcher Gestalt die beiden alten Meltons sind!“
    „Lang und hager; die Höhe wird wohl bei beiden gleich sein.“
    „So habe ich sie wahrscheinlich vorhin, als ich kam, gesehen!“
    „Und wo?“
    „Zwischen hier und dem ersten Haus, auf unserem Fußweg am Fluß.“
    „Ah! Sollten sie es auf mich abgesehen haben?“
    „Schwerlich! Sie wissen ja nicht, daß Sie sich hier befinden.“
    „Denken Sie das nicht! Die Meltons sind sehr erfahrene Westmänner. Nehmen wir an, daß sie mit den beiden Personen im Konzert identisch sind. Sie haben mich gesehen und erkannt; sie haben sich sofort gesagt, daß ich nur ihretwegen hier bin; darum sind sie schleunigst fortgegangen.“
    „Aber hierher? Sie konnten doch nicht wissen, daß Sie zu uns gehen würden!“
    „Das ist richtig; aber sie sind auch nicht direkt von dort hierher gegangen, sondern sie haben sich in der Nähe des Konzertlokales versteckt, um zu erfahren, wo ich mich aufhalte, wo ich wohne. Sie haben gesehen, daß ich mit Ihrer Schwester den Weg nach hier eingeschlagen habe, sind uns gefolgt und wollen nun auf mich warten, wahrscheinlich um mich unschädlich zu machen. Wurden Sie von ihnen gesehen?“
    „Natürlich! Ich mußte an ihnen vorüber. Und jetzt fällt mir ein, daß sie zu erschrecken schienen, als sie meine Schritte hinter sich hörten und sich nach mir umdrehten.“
    „Es ist so hell draußen, daß man alles sehen kann. Haben Sie bemerkt, wie die beiden bewaffnet waren?“
    „Nach Messern, Pistolen oder Revolvern habe ich nicht geschaut; ich war zu schnell an ihnen vorüber; aber Gewehre hatten sie in den Händen.“
    „Das ist der sicherste Beweis, daß sie schießen wollen. Niemand schleppt jetzt Gewehre in der Stadt herum. Im Konzert haben sie die Flinten nicht mitgehabt, folglich haben sie sich dieselben geholt, weil sie etwas vorhaben, wobei sie ihrer bedürfen. Und was sie vorhaben, das ersehe ich daraus, daß sie sich in der Nähe Ihrer Wohnung aufgestellt haben. Es gilt ohne allen Zweifel mir.“
    Da bat Martha, indem sie schnell meine Hand ergriff:
    „Um des Himmels willen, gehen Sie nicht fort! Sie müssen hier bleiben!“
    „Das ist unmöglich, weil Winnetou und Emery auf mich warten.“
    „Sie mögen warten bis morgen früh!“
    „Bis dahin kann gar manches geschehen, wobei meine Gegenwart notwendig ist. Jedenfalls warten sie schon jetzt mit Ungeduld auf mich. Ich muß fort, wirklich fort.“
    „Und ich lasse Sie nicht fort!“ rief sie, indem sie sich auch meiner anderen Hand bemächtigte. „Man will Sie erschießen, bedenken Sie doch, was das heißt!“
    „Das heißt, daß schon mancher Mann auf mich hat schießen wollen und auch wirklich geschossen hat, und Sie sehen mich trotzdem heil und gesund hierbei Ihnen.“
    „Diesmal aber ist die Gefahr zu groß.

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