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39 - Satan und Ischariot III

39 - Satan und Ischariot III

Titel: 39 - Satan und Ischariot III Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Draußen stehen zwei Mörder, hören Sie, zwei Mörder!“
    „Das wäre nur dann gefährlich, wenn ich es nicht wüßte. Nun ich aber davon unterrichtet bin, hat es gar kein Bedenken. Es sind zwei Fälle möglich, und in beiden gibt es keine Gefahr für mich. Der eine Fall ist der, daß die Meltons annehmen, daß sie mich von ihrer Gegenwart am Fluß benachrichtigen. Sie sind also fortgegangen, weil ihr Hinterhalt unnütz ist, da ich gewarnt worden bin.“
    „Und der andere Fall?“
    „Sie befinden sich trotz der Begegnung noch draußen. Um mich zu überraschen, müssen sie sich verbergen; sie stecken also im Gebüsch des Ufers, ich aber werde mich ganz selbstverständlich hüten, diese Richtung einzuschlagen. Ich mache einen Umweg.“
    „Das sehen sie, eilen Ihnen nach und schießen Sie nieder! Nein, Sie bleiben da; ich bitte, bitte!“
    Ihre Bitte war dringend; ich sah, daß sie sich wirklich ängstigte, durfte aber nicht nachgeben; darum antwortete ich, indem ich meine Hände aus den ihrigen befreite:
    „Versuchen Sie nicht, mich zu halten; ich muß fort, wirklich fort, denn – –“
    Ich hielt mitten in der Rede inne, denn draußen fiel ein Schuß und gleich darauf ein zweiter. Dann rief eine Stimme:
    „Da drüben war es! Drauf, auf die Strauchdiebe!“
    Das war Emerys Stimme. Ich nahm die Lampe, drückte sie Franz Vogel in die Hand und sagte:
    „Leuchten Sie mir! Schnell, schnell! Ich muß fort!“
    Martha wollte mich am Arm zurückhalten; ich riß mich aber los, und eilte aus dem Zimmer und die Treppe hinunter. Unten konnte ich die Tür nicht öffnen, da ich den Mechanismus nicht kannte. Darum mußte ich warten, bis Vogel nachkam. Als ich dann draußen vor derselben stand und mich umblickte, konnte ich trotz der ungewöhnlichen Helligkeit nichts sehen. Droben an der Treppe stand Martha und rief herab:
    „Bleiben Sie doch! Sie haben ja gehört, daß es ernst ist!“
    „Für mich nicht mehr. Für mich ist die Gefahr vorüber, denn die Kerle sind vertrieben worden, aber wenn ihre Schüsse getroffen haben, so ist es mir um meinen Winnetou leid.“
    „Winnetou?“ fragte Vogel. „Sie meinen, daß er hier gewesen ist?“
    „Ja. Ich habe Bothwells Stimme erkannt; dieser hat nicht gewußt, daß ich hier bin; er kann es nur von Winnetou erfahren haben, und der hat ihn auf keinen Fall allein gehen lassen, sondern ihn ganz gewiß begleitet.“
    „Und um Winnetou tut es Ihnen leid?“
    „Ja, denn dieser ist's, der eine Kugel erhalten hat, falls nämlich wirklich einer getroffen wurde. Emery ist, wie ich aus seinem Ausruf höre, den Attentätern nach; die Stimme des Apachen aber haben wir nicht gehört; er muß – ah, Gott sei Dank, da drüben kommen zwei Gestalten! Das macht mir das Herz so leicht, so leicht! Sie sind's; sie sind's und keiner scheint verletzt zu sein!“
    Die beiden kamen schnell über das freie Feld herübergelaufen. Winnetou und Emery waren es. Ich sprang ihnen in meiner Freude entgegen und fragte:
    „Wurde einer von euch getroffen?“
    „Nein“, antwortete Emery. „Die Kugeln waren zwar sehr gut gemeint, aber um so schlechter gezielt. Wer weiß, wer die Schufte gewesen sind! Jedenfalls ein paar hiesige Elendsritter, welche es auf andere Leute abgesehen hatten und uns mit diesen verwechselt haben.“
    „Denkt das nicht! Es war auf mich abgesehen. Die Strauchritter waren die alten Meltons, wenn mich nicht alles täuscht.“
    „Wetter! Ist das möglich?“
    „Nicht nur möglich, sondern sogar mehr als wahrscheinlich.“
    „Der Tausend! Wenn das wirklich so wäre, ärgerte ich mich tot! Warum glaubst du, daß sie es waren?“
    „Das sollst du erfahren; aber um keinen Fehler zu begehen und nichts zu versäumen, muß ich wissen, wohin die beiden Halunken geflüchtet sind.“
    „Fort sind sie, fort!“
    „Und ihr habt sie nicht eingeholt? Winnetou ist doch ein großer Läufer!“
    Da erklärte der Apache:
    „Winnetou war schnell hinter ihnen her; fast hatte er sie ereilt; aber da standen zwei Pferde, sie sprangen auf und galoppierten fort.“
    „Ah, ist's so? Und da ihr eure Büchsen nicht mit hattet, konntet ihr ihnen keine Kugeln nachsenden. Der Plan war gar nicht schlecht ausgedacht; sie sind fort und werden nicht zurückkehren.“
    „Meinst du?“ fragte Emery. „Wenn sie umkehren und sich heranschleichen, geraten wir abermals in Gefahr.“
    „Sie sind fort; ich weiß es sicher. Nun sie auch euch gesehen und wenigstens Winnetou erkannt haben, werden sie sich hüten, sich

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