39 - Satan und Ischariot III
nochmals hierher zu wagen. Kommt mit herauf! Die Señora wird es gestatten!“
Es war mir lieb, daß ich die beiden Gefährten hier hatte, wir konnten so ohne Weitläufigkeit mit Franz Vogel das weitere besprechen. Und Martha war natürlich hocherfreut, die beiden Männer, denen sie soviel zu verdanken hatte, bei sich zu sehen. Als wir uns wieder im Zimmer befanden, forderte ich zunächst Emery auf:
„Erzähle vor allen Dingen, wie sich der Vorfall jetzt draußen abgespielt hat!“
„Schlecht hat er sich abgespielt, herzlich schlecht!“ zürnte er. „Hätte ich geahnt, daß die beiden Kerls da draußen im Feld lagen, so –“
„Im Feld?“ unterbrach ich ihn.
„Ja. Wo sonst?“
„Nicht in den Büschen am Fluß?“
„Nein. Warum fragst du?“
„Nachher! Erzähle nur weiter!“
„Ich ging in euer Hotel, um mit euch zu reden, und traf nur Winnetou, der mir sagte, wen du gefunden hattest. Wir warteten auf dich. Du kamst nicht; da gingen wir zu dir.“
„Aber Winnetou kannte doch dieses Haus nicht!“
„Unsinn! Wir sind doch keine Kinder, die nicht wissen, wie man etwas erfährt, was man wissen will! Wir haben natürlich nach der Wohnung der Herrschaften gefragt. Wir schlenderten am Fluß her, um zu erfahren, ob vielleicht etwas Unangenehmes der Grund deines langen Ausbleibens sei, da erhoben sich plötzlich zwei Gestalten rechts von uns im Feld, höchstens vierzig bis fünfzig Schritte von uns. Wir sahen, daß sie die Gewehre auf uns anlegten und warfen uns nieder, gerade als die Schüsse aufblitzten. Dann sprangen wir auf und eilten auf sie zu. Die Halunken drehten um und schossen davon, was ihre Beine nur laufen konnten. Winnetou war mir voran; du weißt, daß er besser läuft als ich; er kam ihnen näher und näher; da standen plötzlich, wie aus der Erde hervorgezaubert, zwei Pferde, auf welche sie sprangen; fort ging's im Galopp. So ist's geschehen.“
Winnetou fügte hinzu, indem ein leichtes Lächeln über sein schönes Gesicht glitt:
„Winnetou war dem einen sehr nahe und kam gerade recht, den Schwanz seines Pferdes zu erfassen und ihn beim ersten Sprung des Tieres wieder loszulassen.“
„Ihr habt doch Revolver mit. Warum habt ihr nicht geschossen?“
„Weil wir nicht wußten, wer es war“, antwortete Emery. „Hätte ich geahnt, wen wir vor uns hatten, so wäre es jedenfalls anders geworden!“
„Mein Bruder mag nicht so sprechen“, sagte der Apache. „Wir haben nicht klug, sondern wie Knaben gehandelt, welche keine Erfahrung besitzen. Sie schossen; sie waren Mörder, und Mörder läßt man nicht entlaufen. Wir hätten, als wir uns niederwarfen, liegenbleiben sollen; sie hätten geglaubt, wir seien getroffen worden und verwundet, oder gar tot. Sie wären zu uns gekommen, um nachzusehen, und wir hätten dann – weiß mein Bruder Emery, was wir dann getan hätten?“
„Alle Wetter!“ rief Bothwell begeistert. „Natürlich weiß ich es! Wir hätten sie gepackt und nicht wieder fortgelassen. Wir sind doch zwei Kerle, die es mit solchen Menschen aufnehmen dürfen. Ja, du hast recht, wir haben wie Schulbuben gehandelt. Wie konnten wir nur so dumm sein! Sage mir das einmal, Charley!“
„Das ist leicht zu sagen“, antwortete ich. „Ihr gingt unbefangen und ahnungslos eures Weges und mußtet also sehr betroffen sein, als ihr, so nahe der Stadt dazu, plötzlich mit Gewehren angefallen wurdet. Es ist ein Zeichen außerordentlicher Geistesgegenwart, daß ihr sofort niedergefallen seid. Mehr kann kein Mensch selbst vom gewandtesten und berühmtesten Westmann verlangen.“
„Well! Das beruhigt mich. Dennoch wäre es besser gewesen, wenn wir Winnetous List in Anwendung gebracht hätten. Aber das ist nun vorüber; sprechen wir nicht mehr davon, da uns das nur zum Ärger gereichen würde!“
„Ja, sprechen wir lieber von der Meldung, welche du uns in das Hotel bringen wolltest! Hattest du uns etwas Wichtiges zu sagen?“
„Ja. Jonathan Melton ist hier gewesen und mit seiner Braut bei Plener abgestiegen.“
„Wann?“
„Gestern vormittag. Die beiden haben miteinander gespeist, neue Pferde eingetauscht und sind dann gleich wieder fortgereist.“
„Zu Wagen?“
„Ja. Vorher hat ihnen Plener einen Führer besorgen müssen, welcher mit ihnen abgeritten ist. Sie fahren über Acoma nach dem kleinen Colorado hinüber.“
„Wenn man das glauben darf! Es könnte darauf angelegt sein, uns irre zu führen.“
„Dann müßte Plener mit Jonathan unter einer Decke
Weitere Kostenlose Bücher