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39 - Satan und Ischariot III

39 - Satan und Ischariot III

Titel: 39 - Satan und Ischariot III Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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der Decke des tieferliegenden einen freien, balkonartigen Raum vor sich liegen hat. Oft haben auch die terrassenförmig übereinander liegenden Geschosse weder Tür noch Fenster, sondern nur Löcher in der Decke. Man muß also, um in eine Wohnung zu gelangen, in das höhere Stockwerk hinauf- und dann durch das betreffende Loch wie in einen Keller hinuntersteigen. Das Erdgeschoß ist stets nur durch eine Leiter zu erklettern, welche außen an die öffnungslose Mauer gelehnt ist. Wird sie auf das platte Dach gezogen, so ist der Zutritt für einen Feind zwar nicht unmöglich gemacht, aber doch außerordentlich erschwert und mit Gefahren verbunden. Zuweilen sind die Lehmmauern, welche dann von einem Stockwerk zum anderen führen, treppenartig abgestuft, so daß man hinaufsteigen kann; meist aber werden auch die höheren Geschosse nur durch angelehnte Leitern verbunden, welche jeden Augenblick hinaufgezogen werden können. Man sieht leicht ein, daß der Gedanke, welcher den Bauwerken zu Grunde liegt, in Beziehung auf die Verteidigung des Platzes bei der Art der damaligen Angriffswaffen ein ganz vortrefflicher ist. Waren alle Leitern der verschiedenen Stockwerke emporgezogen, so mußte der angreifende Feind mit Hilfe mitgebrachter Leitern zunächst die Plattform des Parterres ersteigen, wobei er sich den Geschossen aller oberen Terrassen aussetzte und auch noch in Gefahr stand, vom Innern des unteren Stockwerkes aus angegriffen zu werden. Hatte er nach mörderischem Kampf die erste Plattform in seinen Besitz gebracht, so mußte er mit denselben Schwierigkeiten und Gefahren die zweite ersteigen und erkämpfen; dabei mußte er frei und ohne allen Schutz kämpfen, während die Verteidiger über ihm infolge des terrassenartigen Baues stets gute Deckung hatten.
    Diese Beschreibung gilt einem Pueblo der regelmäßigsten Bauart; solche sind aber sehr selten. Die anderen sind ein unregelmäßig zusammengeschachtelter Komplex von verschiedenartigen Lehmzellen, welcher meist in einer trostlosen Umgebung liegt und den Eindruck eines häßlichen Trümmerhaufens macht. Und in diesen künstlichen hohlen Lehmwürfeln wohnten einst Hunderte und Tausende von Menschen zusammen, deren Verkehr nur dadurch ermöglicht wurde, daß man aus einer Zelle über die platten Dächer der unteren Herbergen durch ein Loch in die andere stieg! Jetzt kann man freilich nicht mehr von ‚Tausend‘ sprechen.
    Die Bewohner der Pueblos dürfen keineswegs mit den tatkräftigen freien Indianern verglichen werden. Sie sind gutmütige, genügsame, ganz unwissende Menschen, wahrscheinlich verkümmerte Abkömmlinge der alten Azteken. Meist Katholiken, sind sie doch eigentlich keine Christen. Sie beten noch immer heimlich zu ihrem Manitou und hängen an alten, heidnischen Gebräuchen, welche dem Christentum widerstreben. Daran trägt die alte, iberische Indolenz die Schuld, welche alles gehen läßt, wie es eben geht, das Auftreten und Umsichgreifen der Scheinheiligkeit begünstigt, es aber nicht zu einem wahren, begeisterten und überzeugungstreuen Glauben kommen läßt. Beschimpfe man die heilige Religion, der Puebloindianer wird ruhig bleiben und lachen; greift man ihn aber bei seinem Aberglauben an, den er aus der heidnischen Zeit überkommen hat, so kann der sonst so harmlose Mann sich in einen rachsüchtigen und gefährlichen Starrkopf verwandeln.
    Diese Indianer treiben ein wenig Ackerbau, ein wenig Viehzucht und ein wenig Hausindustrie, doch das alles auf der niedrigsten Stufe. Die kleinen Äcker liegen gewöhnlich in der Nähe des Pueblo, und werden mit geradezu kindisch einfachen Werkzeugen bestellt. Das Neue und Praktische wird beharrlich zurückgewiesen; es stimmt nicht mit ihren Überlieferungen zusammen. Lieber ernten sie Hunger vom steinigten Land, als daß sie es düngen und anders, als mit einem einfachen Stock oder hölzernen Haken bearbeiten. Ebenso steht es mit der Viehzucht. Man sieht einige magere Hühner, einige Schweine und viele Hunde. Sonderbarerweise laufen die bissigen Köter frei umher, während die Schweine – sollte man es denken! – an Ketten liegen.
    Ihre Kunstfertigkeit besteht in der Anfertigung von Körben, Beuteln und verschiedenen Geflechten. Sie brennen Krüge und Urnen, welche keinen Kunstwert besitzen. Aus Ton stellen sie allerlei Figuren her, welche geradezu lächerlich sind. Der Sinn für schöne Formen ist ihnen vollständig versagt. Die Figuren werden bei uns von vierjährigen Kindern viel besser auf den Schiefertafeln

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