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39 - Satan und Ischariot III

39 - Satan und Ischariot III

Titel: 39 - Satan und Ischariot III Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Squaw, wohin sie wollen, liegt, wie wir wissen, zwischen dem kleinen Colorado und der Sierra Bianca. Dorthin gibt es nur einen guten Weg, wie jeder weiß, der einmal in jener Gegend gewesen ist; dies ist der Weg, den das Bleichgesicht Jonathan einschlägt. Warum sollen sein Vater und sein Oheim einen weiteren und schlechteren Weg einschlagen?“
    „Das denke auch ich“, stimmte ich bei. „Die alten Meltons sind sehr erfahrene Bösewichter; die geben sich gewiß nicht mit großen Beschwerden ab, wenn das nicht unbedingt notwendig ist. Ich bin vollständig überzeugt, daß sie auch über Acoma reiten. Morgen, sobald es Tag geworden ist, folgen wir ihnen auf demselben Weg.“
    „Und ich reite mit!“ rief Franz Vogel begeistert aus.
    „Sie?“ lachte ich. „Wollen Sie in der wilden Sierra Bianca Konzerte geigen?“
    „Ja! Es verlangt mich, diesen Meltons eine Melodie vorzugeigen, an welcher sie genug haben sollen!“
    „Das überlassen Sie am besten uns, lieber Freund. Sie sind ein sehr tüchtiger Musiker, aber Ihre Noten stehen nicht da draußen in den Kanons des Colorado. Wir reiten den Meltons nach, um ihnen ihren Raub abzujagen; dabei können Sie uns gar nichts nützen. Wir werden nicht lange fort sein. Gehen Sie inzwischen nach Santa Fé, um einige Konzerte zu geben; wir suchen Sie dort auf und legen Ihnen Ihre Millionen in den Schoß.“
    „Nein, nein! Sie wollen den Spitzbuben, den Mördern nach, um mich reich zu machen, und ich soll inzwischen Konzerte geben? Ich wäre nicht imstande, einen Bogenstrich zu tun! Tun Sie mir nicht das zuleide, daß Sie mich hier sitzenlassen! Ich müßte ja gar keine Ehre im Leib haben, wenn ich darauf eingehen wollte!“
    Er hatte eigentlich recht. Wir sollten uns für ihn in Gefahr begeben; es war nicht mehr als billig, daß er an ihr teilnahm. Das mochte auch Emery denken, denn er fragte ihn:
    „Können Sie denn leidlich reiten?“
    „Nicht nur leidlich. Das lernt man hier zu Lande bald.“
    „Und mit Waffen umgehen?“
    „Ein Meisterschütze bin ich freilich nicht; aber geschossen habe ich doch schon zuweilen, und wenn ich bis auf drei Schritte an den Kerl herangehe, den ich treffen will, schieße ich gewiß nicht an ihm vorbei. Sie sehen, daß ich entschlossen bin, mich auf alle Fälle zu beteiligen. Also ist es am besten, Sie nehmen mich mit sich.“
    „Hm! Was meinst du, Charley? Er ist nicht übel couragiert!“
    Ich zuckte die Achsel, sprach aber nicht dagegen. Es gibt auch eine Courage, welche ihren Grund in der Unkenntnis der Verhältnisse und Gefahren hat, denen man entgegengeht. Eine Fliege summt dreist in das Lampenlicht, weil sie nicht weiß, daß sie in der Flamme umkommen wird.
    Jetzt begann auch Martha zu bitten, ihren Bruder doch mitzunehmen. Sie hatte mein Achselzucken bemerkt und wendete sich an Emery. Der ritterliche Englishman war eigentlich ein wenig Damenherr; er konnte den Bitten der schönen, jungen Sängerin nicht widerstehen und fragte mich schließlich: „Hast du etwa großartige Gründe dagegen, Charley?“
    „Nein. Sprich mit Winnetou darüber; er mag entscheiden.“ Wenn ich Winnetou sprechend hier aufgeführt habe, so muß ich bemerken, daß wir ihm das Vorhergehende immer übersetzen mußten. Wir sprachen ja deutsch. Als Emery ihm die Angelegenheit vorgetragen hatte, erklärte er:
    „Winnetou würde ganz dagegen sein, denn der junge Mann wird uns mehr stören und schaden, anstatt nützen können; aber ihm soll der Raub gehören, den die Diebe bei sich haben, und so dürfen wir ihm seinen Wunsch nicht abschlagen. Er mag aber ja nicht denken, daß es ein Vergnügen ist, mit uns zu reiten. Wir werden volle acht Tage im Sattel sitzen müssen, um an das Ziel zu gelangen.“
    „Ich werde das gern aushalten!“ versprach Vogel in englischer Sprache.
    „Wenn mein junger Bruder sich bis zum Anbruch des Tages hier ein gutes Pferd mit Sattel und Zaum kaufen kann, dazu ein Gewehr mit Munition, so wird er mit uns reiten können, sonst aber nicht, denn wir haben keine Zeit, auf ihn zu warten.“
    Da nahm mich Vogel beim Arm und bat:
    „Helfen Sie mir, bester Herr Doktor! Pferde gibt es hier, Gewehre und Munition auch, wenn auch zu hohen Preisen. Die meisten Stores sind noch offen. Wollen Sie?“
    „Gern. Wir können damit bald fertig sein, und haben dann noch einige Stunden für den Schlaf.“
    Da geschah etwas, was ich nicht erwartet hatte. Nämlich Martha fragte mich:
    „Meinen Sie, daß die Jüdin mit Jonathan Melton glücklich dort

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