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39 - Satan und Ischariot III

39 - Satan und Ischariot III

Titel: 39 - Satan und Ischariot III Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Meltons, Sie zu uns zu schicken. Wir sind zwar anständig genug, Sie zurückkehren zu lassen, ja, wir werden Sie sogar zwingen, zurückzukehren, aber wir gehen mit.“
    „Nein, nein, Sie bleiben!“ zeterte sie.
    „Fällt uns gar nicht ein! Es ist Ehrensache für uns, Sie zu begleiten. Sie lachten mich aus, als ich sagte, daß es uns sehr leicht sein würde, durch die Felsenenge zu kommen; nun muß ich Ihnen doch beweisen, daß wir von Ihnen unschuldigerweise verlacht worden sind. Sie werden heute wieder erfahren, daß Winnetou und Old Shatterhand sehr genau wissen, wie man etwas anzufangen hat. Also bitte, gehen Sie weiter!“
    „Ich gehe nicht!“
    „So zwinge ich Sie! Zürnen Sie mir nicht, schönste Señora, wenn Ihr Schwanenhals ein wenig mit meiner Faust in Berührung kommen sollte.“
    „Wagen Sie es, Unverschämter!“
    „Pah! Vorwärts, Fräulein Silberberg!“
    Ich nahm sie hinten beim Genick; da ließ sie sich niedersinken und blieb sitzen, indem sie ausrief:
    „Und wenn Sie mich töten, bringen Sie mich nicht fort!“
    „Sie Spaßvogel! Töten werde ich Sie nicht, und dennoch werden Sie gehen. Also vorwärts, ich habe keine Lust, mich an dem, was ich tun will, von einer Person Ihres Schlages hindern zu lassen. Auf mit Ihnen!“
    Ich nahm sie nur bei dem einen Oberarm, aber mit einem Druck, unter welchem sie sofort mit einem Schmerzensschrei auffuhr. Sie schritt weiter. Wenn sie den Schmerz nicht mehr fühlte, blieb sie stehen; sobald ich aber die Hand wieder zusammenschloß, ging sie schnell vorwärts. Winnetou und Emery folgten eng hinter mir. Der erste hielt seine Büchse auf der rechten und der andere auf der linken Seite an mir vorüber schußbereit. So konnten sie schießen, während jeder, der uns eine Kugel senden wollte, Judith treffen mußte.
    Es war mir keineswegs angenehm, so verfahren zu müssen, denn die Jüdin mochte moralisch noch so tief stehen, sie war doch ein Weib; aber es handelte sich nicht nur um die Befreiung Vogels, sondern um das Gelingen unseres ganzen Planes; da konnte ich mich nicht von zarten Bedenken abhalten lassen.
    Der Cañon wurde immer enger. Bald sahen wir Indianer, welche hinter einem Strauch an einem Felsen auf der Lauer lagen. Auch sie sahen uns. Die junge Indianerin war mit dem Stuhl vorausgeeilt und hatte sie benachrichtigt. Sie konnten nicht schießen, ließen uns aber so nahe kommen, daß ich meinen Revolver zog und, die Jüdin immer vor mich herschiebend, einige Schreckschüsse abgab. Da rissen sie aus. So trieben wir sie von Strecke zu Strecke immer weiter zurück, bis ich einen nach dem anderen seitwärts verschwinden sah, und zwar, wie wir dann wohl bemerkten, in der Felsenenge, welche aus dem Cañon des Flujo blanco nach dem Felsenkessel des Pueblo führte.
    Wir kamen bei dieser Enge an. Das war die Stelle, welche uns heute früh so gefährlich hatte werden sollen. Darum sagte ich zu Judith:
    „Hier sollten wir erdrückt werden. Die Hälfte der Yumas wollte uns in der Enge erwarten, und die andere Hälfte, welche unten am Bach im Hinterhalt lag, hatte die Aufgabe, uns dann von hinten zu drängen. Sie sehen, daß es nicht so leicht ist, mit uns Komödie zu spielen, während es uns gar nicht schwer geworden ist, dahin zu gelangen, wohin wir wollten.“
    „Sie sind ein Teufel, ein wahrer Teufel!“ zischte sie mich an.
    „Dem widerspreche ich nicht, Señora. Ich gestehe sogar sehr gern, daß es mir allerdings ein wirkliches Vergnügen machen wird, jedem eine Kugel entgegenzuschicken, der es wagen sollte, das Pueblo durch diese Felsenenge zu verlassen. Da drinnen stecken jetzt alle Ihre Leute beisammen; sie sind eingeschlossen. Wir setzen uns jetzt vor den Eingang und lassen niemand heraus. Wir sind zwar nur drei Personen, aber bedenken Sie, daß wir außer unseren Gewehren sechs Revolver haben, wozu mein Stutzen kommt, von denen der alte Melton Ihnen einige Stückchen erzählen kann. Wir haben in Summa über sechzig Schüsse, ohne daß wir zu laden brauchen. Sagen Sie das Ihren Leuten! Sagen Sie ihnen auch, daß wir keinen Pardon geben, wenn dem Gefangenen etwas geschieht! Und vergessen Sie nicht, auch zu erwähnen, daß wir ein sehr scharfes Gehör besitzen! Wollte sich jemand trotz alledem herausschleichen, so würden wir ihn schon von weitem hören, und eine tödliche Kugel wäre ihm sicher. Und nun gehen Sie hinein! Wir brauchen Sie nicht mehr. Aber da Sie uns für morgen mittag bestellt haben, werden wir zu dieser Zeit noch hier sitzen. Haben

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