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39 - Satan und Ischariot III

39 - Satan und Ischariot III

Titel: 39 - Satan und Ischariot III Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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mußte durch ein in der Decke derselben befindliches Loch steigen. Ehe man da den Fußboden erreichte, konnte man zehn Kugeln oder Messerstiche erhalten haben. Und vorher die Passage an den Lassos herab! Es gab wahrscheinlich Sternenschein. Wie leicht konnten wir, oben am Lasso hängend, unten gesehen werden! Dann wurden wir wahrscheinlich ‚abgeschossen‘, wie zum Beispiel auf der Vogelwiese zu Tiegelhausen oder Pfannenstadt von der löblichen Schützengilde alljährlich zur schönen Sommerzeit ein hölzerner Vogel ‚abgeschossen‘ wird.
    Als ich das dem Apachen erklärte, ließ er sein bekanntes Lächeln sehen und sagte:
    „Mein Bruder hat eine viel zu hohe Meinung von den Männern, welche sich jetzt da drin beim Pueblo befinden. Die Yumas bewachen die Felsenenge. Werden sie das im Dunkeln tun?“
    „Nein. Sie werden sicher ein Feuer anzünden. Sie müssen jeden Augenblick gewärtig sein, daß wir von hier aus eindringen. Im Dunkeln könnte uns das gelingen; bei einem Feuer aber nicht.“
    „Sie werden bei diesem Feuer sitzen. Das blendet aber ihre Augen so, daß sie nicht sehen können, was oben an der dunkeln Felsenwand geschieht. Sie werden uns nicht bemerken.“
    „Aber wenn die Meltons und vielleicht auch Judith im Dunkeln oben auf der Plattform sitzen – Die können uns sehen.“
    „Ja, die könnten uns sehen, werden es aber nicht. Mein Bruder darf nicht vergessen, daß sie uns auch dann noch hier an dieser Stelle vermuten. Ihre Aufmerksamkeit wird also stets nach dieser Gegend, nach dem Eingang gerichtet sein. Nach der Felswand aber werden sie gar nicht schauen.“
    Ich sah ein, daß er recht hatte, und fühlte mich beruhigt. Ich war so bedenklich gewesen, weil meiner Ansicht nach der entscheidende, der letzte Schlag heute fallen sollte. Mißglückte uns dieser, so stand zu befürchten, daß wir dann nichts mehr tun konnten.
    Emery hatte sich die Worte des Apachen von dem Feuer zu Herzen genommen. Er stand auf und entfernte sich, um dürres Holz zusammenzusuchen; ich half ihm dabei. Es war besser, wenn er ein Feuer hatte, das zweierlei Nutzen zugleich gewährte. Erstens diente es zur Beleuchtung, und zweitens war es, wenn es nicht außerhalb, sondern innerhalb der Felsenenge angezündet wurde, ein Hindernis für jeden, der aus derselben heraus wollte.
    Als es dunkel geworden war, kamen leichte Rauchwolken durch die Enge zu uns herausgedrungen. Die Yumas hatten also drinnen ihr Feuer angezündet. Wir häuften nun auch Holz in dem Eingang zusammen und steckten es in Brand. Wir hatten soviel Feuermaterial zusammengelesen, daß die Flamme die ganze Nacht hindurch genährt werden konnte.
    Nun wäre es ein großer Fehler gewesen, hätte Emery in der Nähe des Feuers sitzen bleiben wollen. Er suchte sich einen Platz im Gebüsch, wo er im Dunkeln saß, gerade dem Feuer gegenüber. So konnte er über das letztere hinweg ein Stück in die Enge hineinblicken und schon beizeiten jeden sehen, der etwa herausdringen wollte. Nun war es für Winnetou und mich Zeit, zu gehen. Ich ließ mir den Lasso des Engländers geben, weil wir ihn brauchten. Er hatte ihn, geradeso wie wir, in Schlingen gebunden von der rechten Achsel auf die linke Hüfte herunterhängen.
    „Da hast du ihn“, sagte er. „Ich will hoffen, daß er nicht zerreißt. Wann werdet ihr oben ankommen?“
    „Frühestens in fünf Viertelstunden, weil wir nicht reiten können.“
    „Ist es euch nicht möglich, mir ein Zeichen zu geben, wenn ihr unten seid?“
    „Nein, denn das Zeichen würde uns wahrscheinlich verraten.“
    „Aber ich möchte euch doch gern helfen, wenn es zum Kampf kommen sollte!“
    „Hoffentlich brauchen wir dich nicht.“
    „Und wenn aber doch?“
    „So horche nach der Felsenenge. Gibt es gewöhnliche Schüsse oder sonstigen Lärm, so bleibst du auf deinem Posten und läßt niemand heraus. Hörst du aber den starken tiefen Knall meines Bärentöters, der sicherlich bis hier herausdringen wird, so befinden wir uns in Gefahr und du kommst über und durch die beiden Feuer hinein in den Felsenkessel. Sobald ich dich erscheinen sehe, werde ich dir zurufen, was du tun sollst.“
    „Well! So mag es sein. Hoffentlich gibt's keine Schrammen oder gar Löcher in unseren Personen zu flicken. Heute haben wir die beiden Halunken endlich fest, und ich glaube nicht, daß sie uns wieder entkommen werden.“
    Ich war derselben Meinung, als ich ihm nun die Hand gab, um mich mit dem Apachen zu entfernen.
    Es war jetzt hier im Cañon so dunkel,

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