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39 - Satan und Ischariot III

39 - Satan und Ischariot III

Titel: 39 - Satan und Ischariot III Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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daß ein gewöhnlicher Mann die Hand vor dem Auge nicht hätte sehen können. Unsere Sehwerkzeuge aber waren so geübt, daß wir wenigstens nicht an die Bäume rannten, nicht in das Wasser strauchelten und auch leidlich schnell fortkamen. Als wir dann das Tal des Flusses und nachher auch den Hohlweg hinter uns hatten, wurde es besser, denn die Sterne leuchteten uns zur Genüge.
    Wir schritten so rasch wie möglich vorwärts, und zwar ohne uns zu unterhalten, da es nichts Wichtiges zu sprechen gab. Dennoch dauerte es über eine Stunde, ehe wir oben auf der Hochebene am Rand des Talkessels ankamen. Winnetou führte mich zu dem Baum, an welchem die Lassos befestigt werden sollten.
    Unten brannte da, wo die Felsenenge in den Kessel mündete, ein großes Feuer; sonst war alles dunkel. Tiefe Stille herrschte. Wenn die Yumas sich unterhielten, wenn irgendein Pferd schnaubte oder es sonst ein Geräusch in der Tiefe gab, so hörte man hier oben nichts davon.
    „Denkt mein Bruder, daß wir gleich hinuntergehen?“ fragte Winnetou.
    „Ja.“
    „Aber die Yumas sind jetzt noch zu wachsam. Es wäre wohl besser, wenn wir noch warteten.“
    „Ganz wie mein Bruder will.“
    Wir legten uns also nieder und trafen zunächst unsere Vorbereitungen, deren es nicht viele gab. Wir hatten nur die Lassos zusammenzubinden, weiter nichts. Als dann vielleicht eine Stunde vergangen war, machten wir uns ans Werk. Da gab es zunächst einen kurzen Streit. Jeder wollte der erste sein, weil das gefährlich war. Winnetou behielt schließlich die Oberhand, indem er sagte:
    „Der erste darf nicht hinunterklettern, sondern er muß hinabgelassen werden, und da du stärker bist als ich, so mußt du oben bleiben und den zweiten machen.“
    Wir hatten das eine Ende der zusammengebundenen Lassos an dem Stamm des Baumes befestigt; er schlang sich das andere über Brust und Rücken und unter den Armen hindurch, hängte seine Büchse über und kniete am Rand des Abgrundes nieder. Ich nahm das Riemenseil in die Hände, stemmte die Füße fest ein und ließ es langsam durch die Finger gleiten. Da das Seil über die Felsenkante ging, so trug dieselbe einen Teil der Last mit, und ich brauchte mich fast gar nicht anzustrengen. Die Lassos waren noch nicht ganz abgelaufen, so merkte ich, daß Winnetou unten angekommen war. Er zog sie fest an, daß ich nicht in Schwingung geraten sollte. Ich hatte es nun freilich schwerer als er. Sich an einem starken Seil vierzig Ellen hinabzulassen, das ist leicht, aber sich an einem dünnen Lasso so tief hinabzugreifen, das ist schwer. Man kann, wenn man nicht die Füße zu Hilfe nimmt, das Fleisch von den Händen verlieren. Es ging also langsam; aber als ich unten bei Winnetou anlangte, waren meine Hände zwar glühend heiß, doch Schmerzen hatte ich nicht. Meine beiden Gewehre hatte ich natürlich, über den Rücken gehängt, mitgebracht.
    Wir befanden uns auf der obersten Plattform. Gar nicht weit von uns lehnte die Leiter, und wenige Schritte davon sahen wir ein offenes Loch, den Eingang zu der unter uns liegenden Etage, auf deren Decke oder Dach wir standen.
    „Hast du etwas Verdächtiges bemerkt?“ fragte ich den Apachen.
    „Nein“, antwortete er.
    „Vielleicht ist jemand unter uns. Wir müssen in das Loch horchen.“
    „Das ist nicht nötig, denn es ist niemand da. Befände sich irgendwer unter uns, so würde die Leiter nicht außen an-, sondern nach innen im Loch liegen.“
    „Das ist richtig. Steigen wir also auf die nächste Plattform hinab!“
    Wir krochen nach der Leiter und stiegen nicht von Sprosse zu Sprosse, sondern rutschten gleich an derselben hinab, weil das viel schneller ging. Auch hier gab es ein Loch, welches offen stand, und auch hier lehnte eine Leiter außen an. Es befand sich also auch niemand in der Etage, auf deren Plattform wir jetzt standen. Winnetou deutete nach dem Feuer hinab und sagte:
    „Da unten sitzen die Krieger alle, welche, wie wir gehört haben, die obersten Stockwerke bewohnen; dieselben sind also leer.“
    Schon stand ich im Begriff, ihm beizustimmen, als wir unter uns die Stimme eines kleinen Kindes hörten.
    „Was ist das?“ flüsterte der Apache. „Es sind also dennoch Menschen hier!“
    „Still!“ warnte ich. „Wir haben nur an die Krieger, also an die Männer gedacht, die Frauen und Kinder aber vergessen. Wir müssen außerordentlich vorsichtig sein und dürfen nicht das geringste Geräusch verursachen, sonst kommen die Squaws heraus, um nachzusehen.“
    „Das können

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