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39 - Satan und Ischariot III

39 - Satan und Ischariot III

Titel: 39 - Satan und Ischariot III Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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jenem unterdrückten, hastig heimlichen Ton, bei welchem fast alle Stimmen sich ähnlich klingen:
    „Vater, Vater, bist du unten?“
    „Ja“, antwortete er, und ich hörte ein Geräusch, wie wenn jemand von einem Stuhl aufsteht. „Was willst du!“
    Er hielt mich also, wie ich beabsichtigt hatte, für seinen Sohn.
    „Komm herauf, schnell, schnell!“
    „Warum?“
    „Mach nur, mach schnell!“
    „So rede doch laut! Oder soll es niemand hören?“
    Bei diesen Worten hörte ich ihn kommen. Ich zog schnell den Kopf zurück, und Winnetou hielt die Hände griffbereit. Wir knieten beide an der Seite des Loches, der er, wenn er die Leiter heraufkam, den Rücken zukehren mußte. Wir hörten ihn steigen. Jetzt erschien sein Kopf, sein Hals; die Schultern kamen aus dem Loch hervor.
    „Was ist's denn? Wo bist – –“
    Weiter kam er mit seiner Frage nicht, denn Winnetou hatte ihm die Finger wie eiserne Klammern um den Hals gelegt. Zwei Faustschläge von mir gegen seinen Kopf, dann griff ich ihm rasch unter die Arme, um ihn zu halten, sonst wäre er hinuntergestürzt, denn seine Füße hatten den Halt verloren; sie waren von der Leitersprosse abgeglitten.
    „Er ist ohnmächtig“, flüsterte Winnetou mir zu. „Laß ihn los, damit er an der Leiter hinunterrutscht!“
    „Nein, denn das würde einen lauten Fall geben, und sein Sohn wohnt unter ihm. Ich halte ihn fest; steige du hinter ihm hinab und unterstütze ihn; da kommt er ohne Geräusch auf den Boden zu liegen.“
    Das war eher gesagt, als getan. Das Loch war nicht weit genug für zwei, und die Gestalt Meltons nahm die ganze Leiter ein, so daß die Füße des Apachen nur schwer die Sprossen treffen konnten. Doch endlich war er unten und nahm den leblosen Körper in Empfang. Ich stieg nach.
    Als ich unten angekommen war, zog ich zunächst die Leiter zu uns herab, damit wir nicht gestört werden konnten; dann sah ich mich schnell um. Wir befanden uns zwischen vier kahlen Lehmwänden, die nichts einschlossen als nur die Leiter und den alten Holzstuhl, dessen zwei Hinterbeine ich vorhin gesehen hatte. Rechts und links führten Türöffnungen weiter. Ich warf einen Blick nach rechts hinein, wo Melton vorhin gesessen hatte. Ebenso vier kahle Wände, ein alter Tisch, zwei Holzstühle und ein Lager, welches aus mehrfach übereinandergelegten Fellen und Decken bestand. Das sah sehr trist aus, war aber für einen Mann wie Thomas Melton mehr als gut genug. Ich zog mein Messer, schnitt eine Lagerdecke in lange Fetzen und kehrte dann zu Melton zurück, um ihm Hände und Füße zu binden. Ein Stück der Decke bekam er auf den Mund gebunden, daß er nicht laut werden konnte. Nun hatten wir Zeit, wenn auch nicht lange, uns umzusehen. Auf dem Tisch stand eine primitive Tonlampe, welche mit schlechtem Öl gespeist wurde; diese mußte uns leuchten.
    Es lagen sechs Räume nebeneinander, die nur ganz spärlich das hatten, was man Möbel nennen könnte. Man sah, daß alles mit dem Beil gefertigt war. In einer der Stuben, die aber nicht Stuben zu nennen waren, denn sie hatten keine Fenster und durch die Türöffnungen konnte auch kein Licht dringen, fanden wir die Waffen des Alten. Wir ließen sie liegen. Zu unserer Beruhigung diente der Umstand, daß die Etage durch kein Innenloch mit der tieferen verbunden war. Von da unten, wo Jonathan Melton mit der Jüdin wohnen sollte, konnte also während unserer Abwesenheit niemand herauf und den Alten befreien. Wir kehrten zu diesem zurück und zogen ihn in die Stube, in welcher die Lampe gestanden hatte. Dort legten wir den Tisch um, mit der Platte nach unten und den Beinen nach oben; dann schoben wir den Körper des Gefangenen zwischen die vier Beine hinein, und banden ihn an dieselben fest. Nun konnte er unmöglich von selbst loskommen. Darauf löschten wir die Lampe aus, legten die Leiter an, stiegen auf die Plattform zurück und zogen die Leiter empor, um mit Hilfe derselben auf die nächst tiefere Etage, derjenigen Jonathan Meltons, zu kommen.
    Das Türloch derselben war auch offen, und hier drang ein sehr heller Lichtschein nach oben. Nachdem wir die Leiter herabgelassen und an derselben niedergestiegen waren, schlichen wir uns nach dem Loch und horchten zunächst. Zwei Personen sprachen miteinander, eine männliche und eine weibliche; ich erkannte Jonathans und Judiths Stimmen. Auch hier führte eine Leiter hinab, weshalb draußen an der Terrasse keine lag. Das Loch war fast noch einmal so groß als die, welche wir bisher gesehen

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