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40 - Im fernen Westen

40 - Im fernen Westen

Titel: 40 - Im fernen Westen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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ein Mensch gelegen und bei seiner Entfernung die Eindrücke, welche sein Körper auf das abgefallene Laub und den lockeren Humusboden hervorgebracht, mit Sorgfalt verwischt und möglichst unbemerkbar gemacht hatte.
    Man hatte uns also belauscht, unseren Aufenthalt entdeckt, und jeder Augenblick konnte uns einen Angriff bringen. Da ich aber schloß, daß der Feind zunächst wohl sein Augenmerk auf Parranoh und seine Eskorte richten werde, so war es vor allen Dingen notwendig, Old Firehand womöglich noch rechtzeitig zu warnen, und ich beschloß, dem vorangegangenen Zug schleunigst zu folgen.
    Nachdem ich der Wache die nötigen Anweisungen gegeben, schritt ich den Spuren unserer Leute, welche längs des Flusses sich aufwärts begeben hatten, nach und kam auf diesem Weg an dem Schauplatz unserer gestrigen Taten vorüber. Wie ich geahnt, so war es geschehen; die Ogellallahs hatten die beiden Toten entdeckt, und aus der Menge des niedergetretenen Grases war zu schließen, daß sie sich in bedeutender Anzahl an dem Ort eingefunden hatten, um die Leichname ihrer Brüder zu holen.
    Noch war ich nicht sehr weit über diesen Punkt hinausgekommen, als ich auf neue Spuren stieß. Sie kamen seitwärts aus dem Gebüsch und führten auf dem Weg weiter, welchen unsere Jäger eingeschlagen hatten. Ich folgte ihnen, wenn auch mit möglichster Vorsicht, so doch in größter Eile, und legte so in verhältnismäßig kurzer Zeit eine bedeutende Strecke zurück, so daß ich bald die Stelle erreichte, an welcher sich die Wasser des Bee-fork in die Fluten des Mankizila ergossen.
    Da ich den Platz nicht kannte, an welchem die Exekution vor sich gehen sollte, so mußte ich meine Vorsicht jetzt verdoppeln und folgte, die Spuren nur von der Seite im Auge behaltend, ihrer Richtung durch das nebenanlaufende Gebüsch.
    Jetzt machte das Flüßchen eine Biegung und grenzte an dieser Stelle eine Lichtung ab, von welcher sich der sogenannte ‚schwarze Wuchs‘ zurückgezogen und den Gräsern den nötigen Raum zur ungehinderten Entwicklung gelassen hatte. Mitten auf dem freien Platze stand eine Gruppe von Balsamfichten, unter deren Zweigen die Jäger in lebhaftem Gespräch saßen, während der Gefangene an einen der Stämme gebunden war.
    Gerade vor mir, höchstens drei Manneslängen von meinem Standort entfernt, lugten eine kleine Anzahl Indianer durch den Buschrand hinaus auf die Blöße, und es war mir augenblicklich klar, daß die anderen rechts und links abgegangen waren, um die Belauschten von drei Seiten einzuschließen und durch einen plötzlichen Überfall niederzumachen oder in den Fluß zu treiben.
    Es war kein Augenblick Zeit zu verlieren. Ich nahm den Henrystutzen an die Wange und drückte ab. Für die ersten Sekunden verursachten meine Schüsse das einzige Geräusch, welches zu hören war; denn sowohl Freunde wie Feinde befanden sich in lebhafter Überraschung über die unerwartete Durchkreuzung ihres Vorhabens. Sodann aber gellte ein markerschütterndes „Ho – ho – hi“, der Kampfruf der Indianer, fast hinter jedem Strauch hervor, eine Wolke von Pfeilen drang von allen Seiten aus dem Gebüsch, und im Nu war der Platz von heulenden, keuchenden und schreienden Menschen bedeckt, welche im wütendsten Handgemenge miteinander kämpften.
    Fast zu gleicher Zeit mit den Indianern war auch ich vorgesprungen, um an der Seite von Ellen zu sein, und kam gerade recht, einen der Rothäute niederzuschlagen, welcher auf sie eindrang. Das Mädchen war emporgeschnellt und hatte die Pistole erhoben, um Parranoh niederzuschießen, war aber von dem Indianer, welcher die Absicht bemerkt hatte, daran verhindert worden. Mit den Rücken gegeneinander oder die Baumstämme gelehnt, verteidigten sich die Jäger mit allen ihnen zu Gebote stehenden Kräften gegen die sie umzingelnden Wilden. Es waren lauter wohlgeschulte Trapper, welche schon manch harten Strauß ausgefochten hatten und keine Furcht kannten; aber es war klar, daß sie hier der Übermacht erliegen mußten, zumal sie vorhin den Indianern ein offenes Ziel geboten hatten und infolgedessen fast alle verwundet waren.
    Einige der Braunen hatten gleich im ersten Augenblick sich auf Parranoh geworfen, um ihn seiner Bande zu entledigen, und so sehr dies auch Firehand und Winnetou, welche von ihm weggedrängt worden waren, zu hintertreiben suchten, so war ihnen diese Absicht doch endlich gelungen. Mit einem kräftigen Schlag schleuderte der muskulöse Mann die Arme in die Luft, um das stockende Blut

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