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40 - Im fernen Westen

40 - Im fernen Westen

Titel: 40 - Im fernen Westen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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fügte sie hinzu: „Dort fliehen die Roten.“
    Es war so, wie sie sagte. Ihres Anführers beraubt, dessen Zuruf sie zum Widerstand ermutigt, oder wenigstens ihre Flucht geregelt hätte, jagten sie, die Dragoner immer in ihrem Rücken, denselben Weg zurück, welchen wir gekommen waren.
    Jetzt bogen sie links nach dem Tor ein, und eben wollte der vorderste sein Pferd in die Enge lenken, als aus derselben ein Schuß fiel und er leblos vom Tier stürzte. Sofort krachte es zum zweiten Male; der nächste ward bügellos, und da die bestürzten Wilden sich auf diese Weise den Eingang verwehrt und zu gleicher Zeit von uns fast umzingelt sahen, so brachen sie in der Richtung nach dem Mankizila durch und flohen, immer wieder verfolgt von den Dragonern, den Wasserlauf entlang davon.
    Nicht geringer als die Bestürzung der Wilden war auch mein Erstaunen über die Schüsse, welche unsere Absicht so kräftig unterstützten, oder vielmehr unnötig machten.
    „Sam, Ihr seid's. Wie kommt denn Ihr in das Tor? Habe Euch doch mit diesen meinen eigenen Augen fortreiten sehen!“
    „Fortreiten, Sir? Danke für den Ritt! War eine Bestie, die gar nicht von der Stelle kam und ihre alten Knochen mir so zwischen den Beinen herumschüttelte, daß diesem alten Coon die seinigen auseinandergegangen wären, wenn er das dumme Tier nicht hätte laufen lassen. Aber wo bringt Ihr denn die Kommißleute her, Sir?“
    „Stießen unterwegs auf uns, Sam.“
    Winnetou war uns vorangegangen, und wir folgten ihm, die Pferde nachziehend. Im Innern der ‚Burg‘ angekommen, sahen wir ihn an der Stelle stehen, an welcher wir gestern so heiß gekämpft hatten; zu seinen Füßen lag die Leiche eines Mannes, welchen wir sofort alle erkannten: es war Old Firehand.
    Die starken Glieder lang ausgestreckt, lag er auf dem Rücken, so daß wir die Wunde sahen, welche die Kugel Parranohs in seine Brust gerissen hatte. Die Augen waren geschlossen, um die eingefallenen Wangen und den fest zusammengekniffenen Mund lag noch der Ausdruck mutiger Todesverachtung, die ihm bis zum letzten Augenblick seines tatenreichen Lebens treu geblieben war. Eins aber machte uns schaudern: der nackte, blutigrote Schädel, man hatte ihn skalpiert, und die prachtvollen langen, grauen Locken – wo waren sie nur? Parranoh hatte sie nicht bei sich gehabt – ah, dort am Pfahl hingen sie als Siegestrophäe bei den anderen Skalpen. Ellen konnte den Anblick nicht ertragen und warf sich laut schluchzend über den geliebten Toten.
    Wir traten zurück, um ihrem Schmerz seine Rechte zu lassen. Es war einer der trübsten Augenblicke meines Lebens, und selbst im Auge Winnetous, des festen, stolzen, unerschütterlichen Mannes, glänzte es wie eine Träne, als er, die Hand schwer auf meine Schulter legend, sagte:
    „Die Seele des Wilden ist dunkel, und sein Herz ist ohne Licht; er möchte sein Haupt legen neben das seines Freundes und tot sein wie er. Mein weißer Bruder mache glücklich die Tochter Ribannas, der Rose vom Quicourt!“
    Die Dragoner hatten die Feinde auf der Verfolgung derselben noch ereilt, und es wurden letztere von jenen sämtlich, unter ihnen auch Parranoh, niedergemetzelt.
    Es war mehrere Wochen später, als wir zu vieren in jene Gegend kamen, wo ich Ellen zum ersten Mal gesehen und bei ihrem Erscheinen an den flats ghost gedacht hatte. Sie ritt auf Parranohs Braunen dicht an meiner Seite, so daß wir warm die Hände ineinander legen konnten. Schon vor mehreren Tagen hatten wir von einigen Westmännern gehört, daß der Schwiegersohn Forsters, also Ellens Bruder, von Omaha nach New Venango gezogen sei, um die vom Feuer zerstörten Besitzungen des verunglückten Ölprinzen wieder in den früheren Stand zu setzen.
    Ihm galt heut', nachdem wir den Schauplatz unserer letzten Abenteuer in Begleitung der Dragoner verlassen hatten, unser Besuch, und wir hatten uns vorgenommen, uns bei ihm von den gehabten Strapazen gehörig auszuruhen.
    „Hier ist die Stelle, an welcher wir uns begrüßten, Ellen!“
    „War's zum Glück oder war's zum Unglück?“ fragte sie, den leuchtenden Blick tief in mein Auge senkend.
    „Es war zum Glück; willst du es glauben?“
    „Ich glaube es!“ Das waren wenige Worte; aber der aus dem innersten Herzen heraufsteigende Klang der tiefen sonoren Stimme sagte mir mehr, als eine lange Rede.
    Einige Wochen später feierten wir unsere Hochzeit.

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