40 - Invasion von Scorpio
bestrafen.«
»Weswegen?«
»Viele Leute, nicht alle, geben die Schuld für den Verlust des Reiches den Zauberern aus Whonban. Ihnen und den fehlenden Flugbooten und Sattelvögeln.«
»Ich dachte immer, ein Zauberer aus Loh könne auf sich selbst aufpassen. Sie erzeugen tödliche Furcht in den Herzen derer, die außerhalb Lohs leben, glaub mir.«
»Warum versuchen wir dann wohl, unsere Kunst stets in Übersee auszuüben?«
»Das ergibt einen Sinn. Und wenn du nur zur Hälfte ausgebildet bist ...«
»Oh, ich bin mehr als nur halb fertig. Die Zwischenprüfung, die ich nicht bestanden habe, war nur eine Voraussetzung für die Abschlußprüfung. Die hätte ich mühelos bestanden.«
»Sagst du.«
»Ich habe den Unterricht geschwänzt, ja, und bin der wankelmütigen Pynsi hinterhergelaufen. Meine Enttäuschung hat mich respektlos gemacht. Aber ich habe hart gelernt, um aufzuholen, nachdem Pynsi mich betrogen hat.«
»Hm«, machte ich und benutzte damit das alte zögernde Brummen der Achterdeckangehörigen. »Wir sollten lieber entscheiden, was mit dir geschehen soll, nicht wahr?«
Ich schnallte eins der Schwerter ab, die ich den schläfrigen Wachen Lin und Hwang abgenommen hatte, nachdem ich die Lilie auf meinem Kopf losgeworden war. Beide Waffen waren Lynxter, die geraden Hieb- und Stichwaffen aus Loh, und es war egal, welche ich nahm. Ich reichte dem Jungen das Schwert.
»Hier, Ra-Lu. Man bewegt sich auf Kregen nicht unbewaffnet.«
»Das ist wahr.« Er nahm den Lynxter. »Aber ich bin eher ein Dolchkämpfer. Auch wenn der Bogen die beste Waffe von allen ist.«
Über dieses Thema kann man mit einem Bogenschützen aus Loh nicht reden.
Er schnallte sich das Schwert um und blickte plötzlich auf.
»Nun gut, Dray Prescot, Drajak der Schnelle. Ich werde mich Rollo nennen. Von Ra-Lu her ... Verstehst du?«
Ich nickte. »Ein schöner Name. Ich kenne einen großartigen Künstler, Rollo der Kreis. Er konnte einen ...«
»Ich weiß. Unser Kunstlehrer Tun-du-Haffyien auch. Perfekt.«
Der junge Draufgänger gefiel mir allmählich. Er wußte, wer ich war. Er hatte alle die unerhörten romantischen Geschichten über Dray Prescot gelesen, der im roten Lendenschurz mit seinem grausamen Krozair-Langschwert über die Welt von Kregen eilt, Unrecht wiedergutmacht, den Schwachen beisteht und Damen in Not rettet. Gleichzeitig behandelte er mich unbekümmert wie einen Gleichstehenden. Das gefiel mir. Er hatte vielleicht einige Lektionen geschwänzt, aber er war ein fast voll ausgebildeter Zauberer aus Loh. Er mußte noch sehr viel lernen, um alle Zauberkünste zu beherrschen. Sogar Deb-Lu, Khe-Hi und Ling-Li hatten ihre Fähigkeiten erst im Lauf der Zeit entwickelt. Aber er war nicht der unwissende Flegel, der es verdient hätte, aus Whonban hinausgeworfen zu werden.
»Gut«, sagte ich. »Rollo was?«
»Oh, darüber denke ich später nach.«
Vielleicht war es einer seiner Fehler, daß er die Dinge vor sich herschob.
»Ich habe«, sagte ich und lenkte das Thema auf etwas Lebenswichtiges, »nur ein Gold-, zwei Silber- und sieben Kupferstücke. Du hast gar kein Bargeld, nehme ich an.« Meins war der Rest aus den Börsen der Wachen.
Er schüttelte den Kopf. »Du hast recht, Drajak.«
»Wenn die Botschaft zu Khe-Hi vorgedrungen ist und Deb-Lu sie erhält und vorausgesetzt, Lord Farris schickt die beiden Voller ... Zur herrelldrinischen Hölle, vielleicht liegt eine lange Wartezeit vor uns, Rollo, mein Junge!«
Er nickte finster. Die Aussicht war wirklich nicht angenehm.
»Übrigens«, sagte ich und kleidete damit ein Problem in Worte, das mich schon die ganze Zeit über mit Sorge erfüllte, »wie hat diese Bande herausgefunden, daß du ein Zauberer aus Loh bist?«
Er schaute finster drein. »Ich hatte einen Alptraum und fing an, dumme Dinge zu schreien, die mich verrieten. Es war nicht mehr zu verleugnen.«
»Verzichte in meiner Umgebung bloß auf Alpträume, Sonnenschein!«
»Wenn ich es vermeiden kann, Schneller.«
Wie ich sagte, ein lebhafter junger Bursche.
Der Plan, den ich ausheckte, war einfach. Wir verhielten uns unauffällig und fanden eine billige Unterkunft. Ich hätte es zwar vorgezogen, ein anderes Schiff zu finden, um weiter flußabwärts zu fahren, aber wir mußten ausharren, um auf die Flugboote zu warten. Die Übernachtung kostete eine dünne Silbermünze. Von den zwei Silbermünzen, die ich besaß, war eine dünn, die andere dick; das reichte also mindestens für drei Nächte. Wir würden von den
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