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40 Stunden

40 Stunden

Titel: 40 Stunden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathrin Lange
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zurück.
    » Bumm!«, sagte der Anrufer.
    Im nächsten Moment riss die Druckwelle einer Explosion Faris von den Füßen und schleuderte ihn gegen die Wand.

4. Kapitel
    Alexander
    DAS BÖSE RESULTIERT AUS DER FREIHEIT DES MENSCHEN .
    Wie viel Zeit war vergangen? Alexander wusste es nicht. Vor dem Waschbecken war er zusammengebrochen, aber jetzt holte ihn die sanfte Stimme zurück aus der Finsternis. Mit zitternden Knien rappelte er sich auf die Füße, stützte sich auf dem schmutzigen Porzellan des Beckens ab, warf einen Blick hinaus auf den Flur.
    Ein feines, klickendes Geräusch hallte in seinem Kopf wider. Etwas tropfte auf den Boden.
    Blut. Es lief aus den Wunden des Gekreuzigten.
    In diesem Moment wurde ihm wieder schlecht.
    REISS DICH ZUSAMMEN !, befahl die Stimme streng, doch es gelang ihm nicht. Erneut übergab sich Alexander, diesmal traf er das Waschbecken nicht. Wie in all den Jahren zuvor die Geißel auf nackte Haut, klatschte nun sein Erbrochenes auf die alten Fliesen. Es war, als kehre sich sein Magen durch die Kehle nach außen. Bitterer Geschmack lag auf seiner Zunge. Seine Augen tränten, als er sich zum zweiten Mal aufrichtete.
    Er fühlte sich so unendlich schwach.
    ES IST GUT , sagte die Stimme aus dem Licht. DU MUSST DICH NICHT SCHÄMEN .
    Tatsächlich ging es wieder ein wenig besser. Alexander drehte sich um, lauschte in sich hinein. Viel besser sogar. » Wer bist du?«, fragte er in das Licht hinein und blinzelte. Noch immer war die Gestalt darin nichts als ein verschwommener Umriss. » Bist du ein Engel?«
    Die Stimme lachte leise. VIELLEICHT BIN ICH DAS . EIN BOTE .
    Hinter Alexander stöhnte der Gekreuzigte. Alexander zuckte zusammen. » Ein Bote des Herrn?«, flüsterte er.
    Das Lachen verstummte. Die Stimme schwieg, und Alexander fürchtete schon, dass er den Boten verärgert hatte. Den Boten des Herrn. Ihn fröstelte. Das Licht war sehr grell, aber etwas drängte ihn nach vorne. Er wollte den Engel sehen, berühren.
    BLEIB , WO DU BIST !, gebot die Stimme streng.
    Eilig stolperte Alexander wieder zurück an seinen alten Platz. » N-natürlich«, stotterte er.
    Einen Moment lang war es still.
    DU DARFST AUF KEINEN FALL NÄHER AN DAS LICHT TRETEN !, sagte der Engel. EGAL , WAS PASSIERT .
    Alexander nickte. » Was soll ich jetzt tun?«, fragte er zögernd. Geblendet, wie er war, konnte er nur schemenhaft erkennen, dass der Engel einen Arm hob und auf den Mann am Kreuz zeigte.
    ERZÄHL MIR VON IHM !, forderte die Stimme Alexander auf. ERZÄHL MIR ALLES !
    ***
    Faris bekam keine Luft.
    Die Druckwelle der Explosion hatte ihn mit dem Rücken gegen die geflieste Stationswand geschleudert, und kurz war es schwarz vor seinen Augen geworden. Als er wieder zu sich kam, stürzten als Erstes die Geräusche auf ihn ein. Durch das Klingeln in seinen Ohren hörte er ein Kind weinen, doch im nächsten Moment begriff er, dass er sich getäuscht hatte. Das Weinen kam nicht von einem Kind, sondern von einer ältlichen Frau in seiner Nähe, die beide Hände vor den Mund gepresst hatte und aus weit aufgerissenen Augen auf das Chaos starrte. Jemand schrie laut und voller Qual. Ganz in der Nähe stammelte ein Mann immer wieder » O Gott! O Gott! O Gott!«. Es klang wie durch Watte hindurch gesprochen. Blut rann dem Mann aus Mund und Nase.
    Hustend wälzte Faris sich herum. Der Aufprall hatte ihm sämtliche Luft aus dem Brustkorb gepresst. Seine Brandwunde schmerzte, aber es war nur der altbekannte Schmerz, kein neuer, greller. Diesmal hatte nicht die Feuerwalze ihn erwischt, sondern nur die Druckwelle. Er stützte sich an der Wand ab und rappelte sich auf.
    » Erbarme dich, Herr!«, kreischte die Frau in seiner Nähe. Faris’ Ohren schrillten.
    Taumelnd kam er auf die Füße. Sein Kopf dröhnte wie ein riesiger bronzener Gong. Er schüttelte sich, um die Schleier zu vertreiben, die vor seinem Blick wallten. Eine Gestalt schwebte vor ihm, eine Frau in einem roten Kleid.
    Sie sagte etwas zu ihm, aber er verstand sie nicht. Auch ihre Stimme klang dumpf und wattig.
    Endlich klärten sich die Nebel. Das Dröhnen in Faris’ Schädel ließ nach, nur das Klingeln in seinen Ohren blieb. Immerhin schwächte es sich so weit ab, dass er die Frau nun verstehen konnte. » Was haben Sie getan?«, schrie sie.
    Er hustete ein letztes Mal, spuckte Ruß und Asche aus. Dann richtete er sich zu seiner vollen Größe auf. » Was meinen Sie?« Noch immer fühlte er sich atemlos.
    » Sie haben den Zug in die Luft gesprengt!«,

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