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40 Stunden

40 Stunden

Titel: 40 Stunden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathrin Lange
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unter dem muskelbepackten Arm hindurch und befand sich im nächsten Moment hinter Tigerboys Rücken. » Ich sagte, ihr sollt euch verziehen!«, zischte er ihm ins Ohr.
    Tigerboy versuchte, sich zur Wehr zu setzen, doch Faris hielt dagegen. Ohne viel Kraftaufwand verdrehte er dem Kerl das Handgelenk. Jaulend ging der junge Mann auf die Zehenspitzen. Die Brandnarbe an Faris’ Brustkorb meldete sich mit einem dumpfen Ziehen, aber er war daran gewöhnt. Der Schmerz behinderte ihn nicht weiter.
    » Lass ihn los, Kaffer!«
    Das Geräusch eines aufklappenden Springmessers klang laut in der Stille, die diesem Befehl folgte. Einer der beiden anderen Gangmitglieder trat ein wenig vor.
    Faris blickte ihm direkt in die Augen. » Bevor du dich gerührt hast«, sagte er ruhig, » habe ich deinem Kumpel hier nicht nur das Handgelenk, sondern auch den Ellenbogen gebrochen.« Provozierend zog er Luft durch die Zähne. » Uh! Das ist äußerst schmerzhaft.« Zur Bekräftigung seiner Worte verstärkte er den Druck auf das Handgelenk noch ein wenig. Tigerboy stieß einen unterdrückten Schmerzensschrei aus.
    Die Spitze des Messers senkte sich.
    » So ist es gut«, sagte Faris. » Und jetzt verschwindet ihr Pappnasen, dann lasse ich den hier los!«
    Die jungen Männer gehorchten ohne weitere Widerworte. Sie wandten sich in Richtung Ausgang und kamen dabei an den Nonnen und den Jugendlichen vorbei, die ängstlich von ihnen fortdrängten. Nur der Priester blieb stehen. Finster schaute er die vier an, und es schien, als wollte er sich wenigstens in diesem Moment als mutig erweisen.
    Faris wartete, bis die Kerle außer Sicht waren. Als aus dem Tunnel hinter seinem Rücken das Geräusch einer sich nähernden U-Bahn erklang, stieß er Tigerboy von sich fort. Der fuhr herum, aber statt sich ebenfalls davonzumachen, sprang er Faris an. Sein Hieb war mit der vollen Wucht der Frustration auf den Kopf seines Gegenübers gezielt, doch Faris hatte nicht nur damit gerechnet– er hatte es erhofft. Geschickt wich er aus, rammte die Rechte in Tigerboys Magen. Der junge Mann klappte vornüber. Faris schickte einen Uppercut hinterher und hätte fast ein drittes Mal zugeschlagen. Gerade noch rechtzeitig riss er sich zusammen und trat zurück.
    Ein weiterer Schlag wäre auch nicht nötig gewesen.
    Tigerboy landete auf den Knien und presste beide Hände auf den Leib. Blut strömte aus seiner Nase und besudelte sein ärmelloses Shirt. Benommen schwankte er hin und her, während ein warmer, nach Öl und Metall riechender Luftschwall den nahenden Zug ankündigte.
    Faris’ Haare flatterten. Er packte Tigerboy und zog ihn unsanft auf die Füße. Dann drehte er ihn um und stieß ihn in Richtung Rolltreppe. » Hau ab!«, sagte er kühl. » Sonst setzt es noch mehr.« Die Hälfte seiner Worte ging in dem Lärm des einfahrenden Zuges unter.
    Diesmal hatte Tigerboy genug. Auf unsicheren Beinen torkelte er Richtung Rolltreppe.
    Der Zug hielt, die Abteiltüren öffneten sich mit einem Zischen und spien Menschen auf den Bahnsteig. Der Priester kam auf Faris zugeeilt, und auch die ältere der beiden Nonnen. » Vielen, vielen Dank!«, rief sie. Ihre hellen Augen wirkten besorgt. » Sind Sie verletzt?«
    Faris rieb sich die schmerzende Faust und drängte die Befriedigung zurück, die das kurze Gefecht in ihm ausgelöst hatte. » Nein.« Er wehrte die Bemühungen der Nonne ab, die nun nach seiner Hand greifen wollte, um sie sich anzusehen. Mit dem Kopf wies er auf den Zug. » Sie sollten einsteigen, sonst müssen Sie auf die nächste Bahn warten.«
    Der Priester nickte. » Danke«, sagte auch er. Mit weit ausholenden Gesten scheuchte er seine Schäfchen in das Abteil. » Kommen Sie, Schwester Xaveria!«, rief er der achtzigjährigen Nonne zu. Sie folgte ihm als Letzte, und bevor sie den Zug betrat, schenkte sie Faris ein zaghaftes und auch ein wenig bewunderndes Lächeln.
    Noch während sich die Türen hinter ihr schlossen, angelte Faris das Smartphone aus seiner Jackentasche. » Sind Sie noch…«
    » Selbstverständlich«, fiel der Anrufer ihm ins Wort. » Das war wirklich überaus beeindruckend, Faris! Besonders der Moment, in dem du dich beherrscht und nicht nochmal zugeschlagen hast.«
    Faris schaute auf die Kamera, deren schwarzes Auge ihn zu verspotten schien. Er wusste nicht, was er erwidern sollte, also schwieg er einfach.
    Die U-Bahn fuhr an. Wieder zauste der Luftzug an Faris’ Haaren, dann verschwand der Zug in dem Tunnel.
    Faris blieb auf dem Bahnsteig

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