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40 Stunden

40 Stunden

Titel: 40 Stunden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathrin Lange
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Insekts. Eines sehr aggressiven Insekts. » Nun, ich werde es dir sagen. Der Spruch stammt aus der Apostelgeschichte. Kapitel vier, Vers einunddreißig, um genau zu sein: Und sie wurden alle vom Heiligen Geist erfüllt und redeten das Wort Gottes mit Freimut. Ich schätze, du hast auch keine Ahnung, wie dieser Vers beginnt.«
    Faris kam nicht dazu zu antworten, denn in diesem Moment ertönte Gelächter, und eine Gruppe von Menschen kam die Rolltreppe von Linie 7 herauf. Er sah zwei Nonnen in hellblauer Tracht, einen Mann mit Priesterkragen und ungefähr ein Dutzend Jugendliche. Sie alle wirkten aufgekratzt und fröhlich. Sie schwatzten und lachten und gingen so dicht an Faris vorbei, dass er ihnen Platz machen musste. Eine der Nonnen, eine bestimmt achtzigjährige Frau mit sehr hellen Augen, musterte ihn kurz und lächelte ihn dann freundlich an. Ihre jüngere Begleiterin hatte einen dieser Leuchtstäbe um den Hals hängen, die man in diesen Tagen für wenig Geld überall kaufen konnte. Faris nickte den beiden Nonnen zu und konzentrierte sich wieder auf sein Gespräch. » Nein«, murmelte er. » Weiß ich nicht.«
    Während er das sagte, heftete der Anführer der Basecap-Gang, ein junger Mann mit weißem ärmellosen Shirt und einem Tiger-Tattoo auf den aufgepumpten Muskeln des rechten Oberarms, seinen Blick auf den Priester. Gleich darauf löste er sich von der gefliesten Wand und trat einen Schritt vor.
    Faris sah ihn an.
    » Scheiße!«, hörte er den Anrufer sagen.
    » Guten Morgen, Herr Pfarrer«, sagte Tigerboy grinsend und baute sich provozierend vor dem Priester auf. » Mal wieder auf einem kleinen Pädophilenausflug?« Zwei seiner Kumpane folgten ihm, die beiden anderen blieben, wo sie waren.
    Der Priester zog es vor, nicht auf die Provokation zu reagieren. Er sagte etwas zu der älteren Nonne, die sich daraufhin ein Stück zurückzog.
    Tigerboys Miene verfinsterte sich. Ihm war anzusehen, dass er nicht gern ignoriert wurde. Faris biss die Zähne zusammen. Wenn er jetzt nicht handelte, das wurde ihm schlagartig klar, würde es Ärger geben. Ohne darüber nachzudenken, ob es klug war, was er tat, steckte Faris sein Smartphone in die Jackentasche und trat vor.
    » Hey!«, rief er und machte Tigerboy dadurch auf sich aufmerksam. Aus den Augenwinkeln bemerkte er, dass die beiden Typen, die bisher noch gezögert hatten, sich Tigerboy anzuschließen, sich in Bewegung setzten. Faris hob den Zeigefinger in ihre Richtung und schüttelte knapp den Kopf. Die beiden kuschten und blieben stehen. Auch die meisten anderen Fahrgäste zogen sich in sichere Entfernung zurück.
    Tigerboy jedoch richtete den Blick auf Faris. » Was willst du, Kaffer?«
    Faris zwang sich zu einem Lächeln und überhörte die Beleidigung. » Wenn ihr euch jetzt verzieht«, meinte er freundlich, » gibt es keinen Stress.«
    Tigerboy warf den Kopf in den Nacken und lachte schallend. Der Anrufer auf seinem Handy kam Faris in den Sinn, aber er hatte jetzt keine Zeit, sich Sorgen um den Kerl zu machen. » Verzieht euch einfach!«, riet er Tigerboy. » Und lasst diese Leute in Ruhe.«
    » Sagt wer?« Der junge Mann trat vor.
    Faris rührte sich nicht. Unauffällig schob er die rechte Schulter ein wenig nach vorn, suchte festen Stand.
    Zwei der Gangmitglieder bauten sich breitbeinig neben ihrem Anführer auf, die beiden anderen traten noch immer unschlüssig von einem Bein auf das andere.
    » Ich glaube, wir sollten…«, begann der Priester, aber Faris brachte ihn mit einer Handbewegung zum Schweigen.
    » Treten Sie zurück!«, befahl er ihm, ohne die Gang dabei aus den Augen zu lassen.
    An den Geräuschen hinter seinem Rücken erkannte er, dass der Priester gehorchte. » Kommt«, hörte er den Mann flüstern. » Tun wir besser, was er sagt.« Dann entfernten sich Schritte. Das Gemurmel der Gruppe verriet Faris, dass sie sich am Fuß der Treppe zusammendrängten, die nach oben auf die Wilmersdorfer Straße führte. Ihm wäre es lieber gewesen, sie hätten den Bahnhof verlassen, aber wenigstens gingen die restlichen Fahrgäste auf Abstand. Willentlich entspannte er sich. Die Erinnerung an eine ganz ähnliche Situation, in der er sich vor Kurzem erst befunden hatte, verdrängte er in den hintersten Winkel seines Bewusstseins.
    Der Ganganführer machte einen schnellen Ausfallschritt, um ihn vor die Brust zu stoßen, aber mit einer blitzartigen Bewegung packte Faris seine Hand. Mit einem Ruck brachte er den Mann aus der Balance. Gleichzeitig tauchte er

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