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40 Tage Fasten - von einem, der mal Ballast abwerfen wollte

40 Tage Fasten - von einem, der mal Ballast abwerfen wollte

Titel: 40 Tage Fasten - von einem, der mal Ballast abwerfen wollte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Timm Kruse
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zurückgezogen hatte und dort nach 23 Tagen ohne flüssige oder feste Nahrung gestorben war. Man weiß das so genau, weil auch er Tagebuch geführt hatte. Das würde ich übrigens gerne mal lesen. Parallelen?
    Fasten heißt auf Französisch »jeûner«. »Jeune« heißt jung. Also verjüngen oder so ähnlich. »Déjeuner« heißt frühstücken, also entfasten wie im Englischen »Breakfast«, Fasten brechen. Auf Italienisch heißt Fasten »vigilia«, was auch so viel wie »die Wache« bedeutet. Wie immer steckt in der Sprache die ganze Wahrheit.
    Ein halber Liter Sauerkrautsaft ex. Der Dünndarm muss auch mal wieder gespült werden. Fast hätte ich mich allerdings übergeben. Neben Schokolade, Fleisch und Kaffee werde ich auch nie wieder Sauerkraut zu mir nehmen können.
    Könnte ich nach 30 Tagen nicht mal langsam stolz auf mich sein? Aber das wird mir wohl auch nach 40 Tagen nicht gelingen. Ich kenne das Gefühl, auf etwas stolz zu sein, nicht. Wenn ich etwas erreiche, ist das für mich nicht so, als wäre das mein Verdienst, sondern als würde ich das einer höheren Instanz verdanken. Ich selbst habe nichts geleistet. Genauso wenig, wie ich mein Herz zum Schlagen bringen kann. Wenn ich die 40 Tage durchhalte, kam die Energie dazu zwar aus mir, aber nicht von mir. Das ist auch keine Frage des Willens. Mit Willensstärke allein hält man die 40 Tage nicht durch. Ich habe es einfach umgesetzt. Mehr nicht.
    Außerdem ist es bei mir so, dass ich nach dem Erreichen eines Ziels keinen Stolz empfinde, sondern vielmehr Trauer darüber, dass alles vorüber ist und es kein Ziel mehr gibt.
    Draußen regnet es in Strömen. Ist das Wetter zurzeit so schlecht, oder achte ich besonders darauf, weil ich jetzt so viel Zeit habe. Sollte dies allerdings ein durchschnittlicher Septembertag sein, dann leben wir wirklich in einer Region mit beschissenem Wetter.
    Aber eigentlich ist mir das egal. Wir leben nämlich auch in einer Gegend, in der man sich um nichts wirklich Sorgen machen muss. Wenn man dann noch dazu frisch mit Sesamöl eingerieben ist, kann einem das Wetter eigentlich egal sein.
    Manche Leute werfen mir vor, dass ich zu dünn bin. Aber das stimmt nicht. Das liegt nur daran, dass ich früher dicker war und sie mich nur so kennen. Wenn ich in den vergangenen beiden Jahrzehnten nicht so üppig gelebt hätte, wäre da kein Unterschied zu früher sichtbar, außer was die Festigkeit der Haut und meine Faltenanzahl angeht.
    Mit leerem Magen trifft man keine Bauchentscheidung. Meine Gemütslage ist nüchtern und kühl. Der Bauch ist so inaktiv.
    Geht auch das Bauchgefühl flöten? Ja, und sogar noch mehr. Ich habe gar keine Gefühle mehr. Ein lahmgelegter Bauch produziert keine Gefühle. Deshalb will Gabi mich im Moment auch nicht sehen. Weil ich ihr wie eine bloße Hülle vorkomme – leer, unmenschlich und kalt.
    Das lässt wiederum mich kalt.
    Man stelle sich einen Motor vor, der mit Benzin, Super, Diesel, Öl, Holz, Kohle und Butter betrieben würde. Und wenn dieser Motor keinen Treibstoff mehr in den Tank bekommt, fängt er an, sich selbst aufzufressen. Verzehrt erst altes Öl, dann Schmierreste, geht dann an die Nockenwelle, nagt die Zylinder an und nimmt sich den Vergaser vor. Wenn er dann auf Hochtouren laufen soll, bringt er mehr Leistung als vorher. Sobald er wieder Sprit kriegt, baut er die angegriffenen Teile einfach neu auf. Ich glaube, so ungefähr funktioniert der menschliche Körper. Fasten ist so etwas wie ein Ölwechsel mit Vollreinigung.
    Da hör ich sie schon, unsere Experten: 40 Tage Fasten – Ölwechsel mit Vollreinigung? Dem haben sie wohl ins Gehirn geschissen! Na ja, so etwas werden sie wohl nicht sagen. Eher schon: »Ohne ärztliche Aufsicht! Unverantwortlich!« Schimpft nur, ihr Scheinheiligen und Besserwisser. Denn das ist nach unseren Marktgesetzen die beste Werbung fürs Fasten. Schimpft!
    Wer will eigentlich heutzutage noch eine Expertenmeinung hören? Die Fachleute sind so verrannt in ihre Theorien und versuchen nur, ihre Annahmen zu beweisen, sodass man bei ihnen nicht mit Unvoreingenommenheit rechnen kann. Zeigen Sie mir einen einzigen objektiven Experten. »Fasten ist gut!«, so der eine. Der nächste sagt: »Fasten ist schlecht!« Dabei wäre es so wichtig, zu differenzieren: Fasten kann gut sein, aber auch schlecht. Es kommt ganz drauf an.
    Es gibt Experten, die dies tun. Sie werden aber von den Medien weitgehend ignoriert, da sie für Streitgespräche völlig untauglich sind. Nur wer

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