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41 - Scorpio in Flammen

41 - Scorpio in Flammen

Titel: 41 - Scorpio in Flammen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Burt Akers
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griff aus der Öffnung und zog die Tür mit einiger Mühe wieder zu.
    Der Shank-Voller sank für den neuen Angriff in die Tiefe.
    In der über dem Nichts balancierenden Turmspitze, die nur noch von zersplitternden Stützbalken gehalten wurde, befand sich das Wesen, das mir auf der Erde oder Kregen am meisten bedeutete.
    Plötzlich wogten mir nur noch rote Schleier vor den Augen. Halb geblendet stürmte ich auf die Leiter zu, die zu den stürzenden Trümmern führte.

9
     
     
    Beim Hochklettern hörte ich ein wildes Knurren, ein grollendes Geräusch wortloser Bedrohung. Es reichte aus, um mir eine Gänsehaut über den Rücken zu jagen. Erst nach drei oder vier weiteren Sprüngen aufwärts dämmerte mir, daß ich dieses schreckliche Geräusch ausstieß. Ich zwang mich, den Mund zu schließen. Weil Delia sich in Gefahr befand, war ich in einen Zustand tierischer Wildheit zurückgefallen. Und ich wußte, warum. Wäre die Gefahr von einem wilden Tier oder einem grausamen Barbaren ausgegangen, hätte ich mich darauf gestürzt und den Feind in dem Bewußtsein erschlagen, daß er nur seinen Instinkten folgte. Aber hier geschah etwas anderes. Das blinde Schicksal bedrohte Delia, und ich fühlte mich hilflos, denn ich konnte die Geschehnisse nicht mit dem Schwert beeinflussen.
    Der Voller schwankte und die über dem Nichts hängende Spitze des Kampfturms sank noch tiefer. Ich drehte mich um und schrie: »Sag Oby, er soll das Schiff ruhig halten!«
    »Weiter, weiter!« ertönte direkt unter mir eine Stimme.
    Ein flüchtiger Blick in die Tiefe zeigte mir Seg und Inch, die die Leiter emporklommen. Inchs außergewöhnlich lange Arme und Beine beförderten ihn wie eine Spinne in die Höhe.
    Ich hatte auf Segelschiffen gedient, wo man sich bei gefährlichen Stürmen längsseits an die Rahnock schmiegen mußte. Es dauerte nicht lange, dann klammerten sich Seg, Inch und ich an dem abgebrochenem Oberteil der Leiter fest, umgeben von einem Chaos aus zersplitterten Stützbalken und geborstenen Verbindungshölzern.
    Der unter uns befindliche Abschnitt des mit Eisenstacheln und Brustwehren versehenen Turms wirkte nun wie eine Hochzeitstorte, deren Oberteil von hungrigen Gäste verschlungen worden war. Ich hatte keine klare Erinnerung daran, die Leiter über den Galerien hochgestiegen zu sein. Männer drängten sich darauf und bereiteten sich vor, das unmittelbar bevorstehende Entermanöver abzuwehren.
    Die Shanks zögerten – Opaz allein wußte, warum – und stiegen wieder in die Höhe. Von den untersten Kampfgalerien flogen Steine und Pfeile.
    »Wir geben hier oben gute Ziele ab«, bemerkte Inch.
    Die runde Spitze erbebte, als sich die nächste Strebe bog. Hätten die tomecdrinischen Vollerbauer die Kampfturmspitze auf drei Balken oder gar einen Mast gesetzt, wäre das Ganze in der Zwischenzeit wahrscheinlich schon sauber abgebrochen. Die Konstruktion der vielen Stützbalken gab uns eine kleine Chance.
    Ich kroch über die Trümmer aus Holzsplittern auf die Spitze zu.
    Seg packte mich an der Schulter.
    »Das bringt nichts! Schafft ein Seil herbei!«
    Ich mußte nachdenken, mußte die wogenden roten Schleier in meinem alten Voskschädel loswerden, ich mußte mich beruhigen. Es kostete mich eine gewaltige Anstrengung, um zu sagen: »Quidang, Seg! Wir können ein Seil aus den Trümmern ziehen.«
    Der Boden der Spitze, die wie eine Pillenschachtel geformt war, befand sich, uns eingeschlossen, direkt gegenüber der abgebrochenen, zur Falltür führenden Leiter. Als wir ein Seil aus dem geborstenen Holz zogen, erschien ein Gesicht in der Falltüröffnung. Delia hatte, um die Tür zu erreichen, vielleicht sogar auf den Schultern ihrer Kameradinnen gestanden.
    »Beeil dich und wirf es herüber!« rief sie mit klarer, beherrschter Stimme.
    Hier gab es keinen Kanonendonner, der die Rufe übertönen konnte. Ich hörte sie deutlich, sah sie aber nur durch einen roten Nebel hindurch.
    Ich schoß das Seil zu einer Rolle auf. Das mußte ich erledigen.
    Ein Pfeil bohrte sich neben mir in das Holz.
    Die Seilrolle wurde vor- und wieder zurückgeschwungen. Ich würde einen Unterhandwurf ausführen, aber nicht so wie in meinen Tagen im Wilden Westen, als ich ein Lasso verwendet hatte. Seg bewegte sich hinter mir. Inch sagte: »Du hast den Cramph erwischt.«
    Ich hatte nicht die geringste Vorstellung, wo meine Armbrust war. Bestimmt hatte Llodi sie an einem sicheren Ort verstaut, bevor er sich ins Kampfgetümmel warf. Doch Seg trug noch immer seinen

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