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41 - Unter heisser Sonne

41 - Unter heisser Sonne

Titel: 41 - Unter heisser Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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die Tibbu es für ganz unmöglich halten. Die Hauptsache ist, daß du tust, was ich dir sage.“
    „Ist es schwer?“
    „Nein. Du bist doch kräftig genug, einen Menschen zu tragen?“
    „Ja, Effendi.“
    „So hast du hier mein Gewehr; halte es einstweilen! Es würde mir im Weg sein. Paß genau auf! Ich springe mitten unter die Tibbu hinein und hole Tahaf heraus. Du bleibst hier versteckt, bis ich ihn bringe. Da gibst du mir das Gewehr wieder, nimmst ihn und trägst ihn so rasch wie möglich zu unseren Pferden – – –“
    „Er wird sich wehren!“ unterbrach er mich.
    „Nein, denn er wird bewußtlos sein. Bei den Pferden angekommen, legst du ihn hin, bindest sie los, und wartest, bis ich komme. Ich steige auf; du hebst ihn zu mir hinauf und springst auch in den Sattel; dann reiten wir fort.“
    „Aber Effendi, das ist ja – – –“
    „Still!“ fiel ich ihm in die Rede. „Ich sehe, daß Tahaf beginnen will. Hier nimm das Gewehr! Kein Wort weiter! Es wird alles leicht und schnell vonstatten gehen!“
    Ich konnte mich nicht länger mit dem Uëlad Sliman abgeben, denn ich sah und hörte, daß Tahaf mit dem Gefangenen zu reden begann, und zwar in der Tibbusprache, welche dieser nicht zu verstehen schien, denn er antwortete nicht. Da bediente sich der Tedetu des Arabischen; ich hörte ihn sagen:
    „Dein Leben hängt an diesem Augenblick. Antwortest du nicht, so fährst du in einigen Minuten in die Hölle. Also sag uns, wer du bist!“
    „Ich bin ein Mann, der Raubmördern keine Auskunft gibt.“
    Das war kühn! Ich stand sprungfertig.
    „Hund!“ fuhr Tahaf ihn an, indem er aufstand, sich drohend vor ihn hinstellte und die linke Hand zur Faust ballte. „Es kostet mich nur einen Wink, so bist du eine Leiche! Sag augenblicklich, woher du kommst!“
    „Das brauchst du nicht zu wissen!“
    „Bist du reich?“
    Die nächste Antwort entschied über Leben und Tod: das sah ich. Wenn der Fremde die Auskunft wieder verweigerte, so gab Tahaf den von ihm erwähnten Wink. Ich durfte nicht zögern. Der Anführer der Tibbu stand vielleicht zwölf Schritte von mir entfernt, und zwar mit dem Rücken nach mir gerichtet. Aller Augen hingen an ihm und an dem Gefangenen. Fünf, sechs schnelle Sprünge, und ich stand hinter ihm, nahm ihn mit der linken Hand bei der Kehle, schlug ihm die rechte Faust an die Schläfe, warf ihn mir über die Schulter und eilte zurück.
    „Hier hast du ihn! Mein Gewehr her, und fort, fort!“
    Ich bekam den Stutzen, den ich allein mitgenommen hatte, und der Uëlad Sliman packte den besinnungslosen Tedetu, um mit ihm fortzueilen. Das war so schnell geschehen, daß bis jetzt kein einziger der Tibbu sich bewegt oder einen Laut von sich gegeben hatte. Sie saßen starr. Der Felsen deckte mich; ich legte hinter demselben hervor das Gewehr auf sie an und rief:
    „Seht hier die Zauberflinte! Wer sich von der Stelle bewegt, den trifft die Kugel! Bleibt ihr aber sitzen, so wird keinem Menschen und auch Tahaf nichts geschehen!“
    Sie saßen noch immer wie hypnotisiert.
    „Wer ist nach Tahaf der Oberste von euch?“ fragte ich.
    Niemand antwortete.
    „Antwortet, sonst frißt euch mein Zaubergewehr! Wer ist der Oberste von euch?“
    „Dieser“, antwortete endlich einer, indem er auf denjenigen Tedetu zeigte, der heut als Bote in dem Zelte des Scheiks bei uns gewesen war.
    „Ah, du also?“ wendete ich mich an diesen. „Ich spreche mit dir und du wirst mir antworten, sonst schieße ich dich nieder. Du kannst dir denken, daß ich nicht allein hier bin. Tahaf befindet sich schon jetzt in Sicherheit; er ist verloren, wenn ihr mir nicht gehorcht. Binde dem Gefangenen augenblicklich die Hände und die Füße los!“
    Die Angst trieb ihn, diesem Befehl nachzukommen; schon hatte er die Hände dazu ausgestreckt; da zog er sie wieder zurück.
    „Vorwärts, schnell! Ich zähle nur bis drei: eins – zwei – – –“
    Jetzt gehorchte er. Der Fremde war nicht mehr gefesselt.
    „So wird dieser Mann bleiben, damit er frei ruhen und schlafen kann. Ihm darf nichts geschehen. Jedes Leid, welches ihr ihm zufügt, kostet Tahaf das Leben. Dieser ist unser Gefangener und wird gegen den eurigen ausgewechselt werden. Ihr bleibt bis zur Morgenröte hier an dieser Stelle. Wenn einer von euch diesen Ort eher verläßt, so ist Tahaf verloren. Sobald die Morgenröte erscheint, kommen zwei von euch mit dem Gefangenen nach dem Duar, bleiben aber fünfhundert Schritte vor demselben halten. Er muß alles

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