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41 - Unter heisser Sonne

41 - Unter heisser Sonne

Titel: 41 - Unter heisser Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Sie werden aber ganz gewiß in dieser Nacht kommen, um sich zu rächen.“
    „Ich werde euch beschützen. Verlaß dich auf mich!“
    Er schüttelte langsam den Kopf und sagte:
    „Effendi, du weißt, daß ich von dir gehört habe und dich für einen sehr tapfern Krieger halte; aber wie kannst du, ein einzelner Mann, unser ganzes Duar in Schutz nehmen?“
    Da fiel Ali schnell ein:
    „Wie er das tun wird? Das laß nur Sache meines Sihdi sein! Er weiß stets ganz genau, was er zu tun hat. Er und ich, wir beide sind die größten Helden, die es in der großen Wüste gibt, und wenn wir versprechen, daß wir euch beschützen werden, so könnt ihr sicher sein, daß – – –“
    „Daß es für dich viel besser ist, zu schweigen, als solche Reden zu halten“, unterbrach ich ihn.
    Und mich an den Scheik wendend, fuhr ich fort:
    „Ich muß zunächst erfahren, wo die Tibbu lagern werden; ich werde ihnen also folgen. Dazu taugen unsere Kamele nichts. Willst du mir zwei Pferde leihen?“
    „Gern. Aber warum zwei?“
    „Weil ich nicht allein reite; es soll mich einer von deinen Kriegern begleiten.“
    „Welcher?“
    „Das magst du selbst bestimmen. Er muß ein tapferer, listiger und gewandter Mann sein und die Sprache der Tibbu gut verstehen.“
    „Warum das?“
    „Weil ich sie belauschen möchte.“
    „Um Allahs willen, tut das nicht, denn sie werden euch bemerken und erwischen!“
    „Nein. Ich habe gelernt, mich einem Feind ganz unbemerkt zu nähern.“
    Er hatte keine Ahnung von der Art und Weise, in welcher z.B. ein nordamerikanischer Indianer seinen Gegner beschleicht und belauscht, und es dauerte noch einige Zeit, ehe er denjenigen bestimmte, der mich begleiten sollte. Am liebsten hätte ich Ali mitgenommen; aber dieser war der Tibbusprache nicht so mächtig, wie ich es für notwendig hielt. Eben verschwanden die Tibbu am östlichen Horizont, als wir uns auf die Pferde setzten und ihnen nachritten. Ich hatte mein Fernrohr mitgenommen, weil ich es brauchte, um die Tibbu aus so weiter Entfernung zu beobachten, daß sie mich nicht zu sehen vermochten.
    Der Uëlad Sliman, den mir der Scheik mitgegeben hatte, war zwar ein noch ziemlich junger Mann, doch stellte es sich heraus, daß die Wahl eine sehr gute gewesen war.
    Mit Hilfe des Fernrohrs konnte ich den Tibbu vollständig unbemerkt folgen. Es verstand sich ganz von selbst, daß sie die östliche Richtung nur eingeschlagen hatten, um uns zu täuschen. Als ich dies meinem Begleiter sagte, antwortete er:
    „Da hast du ganz recht, Effendi, denn Kaïrwan liegt doch nicht im Osten von hier.“
    „Kaïrwan?“ fragte ich. „Wie kommst du denn auf diesen Ort zu sprechen?“
    „Kennst du diese Stadt?“
    „Ich bin in der Nähe gewesen.“
    „Aber nicht drin?“
    „Nein.“
    „Das glaube ich, denn das wäre ein Wagnis gewesen, welches du wahrscheinlich mit dem Tod bezahlt hättest.“
    „Wieso?“
    „Weil Kaïrwan zu den Städten der Gläubigen gehört, die kein Nichtmohammedaner betreten darf. Jemand, der dort als Christ oder Jude erkannt wird, ist unbedingt verloren. Wie die Anhänger des Propheten nach Mekka und Medina pilgern, so gehen sie auch nach Kaïrwan. Die Okba-Moschee dort ist eines der heiligsten Gotteshäuser des Islam, das allerheiligste in Afrika, denn in ihr liegt El Waib begraben, welcher der Busenfreund und stetige Gefährte des Propheten war. Wer Kaïrwan besucht hat, darf sich ebensogut Hadschi nennen, als ob er in Mekka oder Medina gewesen wäre.“
    „Was haben diese Tibbu damit zu tun?“
    „Was? Hast du nicht den grünen Sandschak (Fahnen des Propheten) gesehen, welcher über dem Zelte Tahafs wehte?“
    „Allerdings.“
    „Und daß nicht nur die Tibbu, sondern auch ihre Kamele ihre Mesabih (Rosenkränze) an den Hälsen hängen hatten?“
    „Auch das.“
    „Nun, daraus konntest du erkennen, daß sie auf der Hadsch (Pilgerreise) nach Kaïrwan begriffen sind.“
    „Gut! Kaïrwan liegt in Tunis, nordwestlich von hier. Wenn die Tibbu nach Osten reiten, so wollen sie uns täuschen. Sie werden einen Bogen reiten und über Süden nach dem Wadi zurückkehren. Paß auf!“
    „Das denke ich auch, Effendi. Ich möchte sogar sagen, daß ich den Ort kenne, an dem sie lagern werden.“
    „Wo ist das?“
    „Sie sind fortgeritten, ohne ihre Schläuche gefüllt zu haben, und brauchen also Wasser. Der eigentliche Brunnen unseres Wadi liegt bei unserem Duar; aber zwei kleine Reitstunden östlich davon gibt es auch eine Stelle, wo man Wasser

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