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41 - Unter heisser Sonne

41 - Unter heisser Sonne

Titel: 41 - Unter heisser Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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findet, wenn auch weniger als bei uns. Dort stehen auch Fitna-Sträucher (eine Akazienart), mit denen sie sich ein Feuer anzünden können. Diese Stelle werden sie aufsuchen, um dort zu lagern und in der Nacht nach unserem Duar zu kommen und uns zu überfallen.“
    „Ganz richtig! Ich sehe soeben durch mein Fernrohr, daß sie nach Süden umbiegen.“
    „Wollen wir nicht auch diese Richtung nehmen?“
    „Nein. Wir bleiben hinter ihnen, ganz genau auf ihrer Spur; das ist besser.“
    Soeben hatte die sinkende Sonne den Horizont erreicht, und die in jenen Gegenden sehr kurze Dämmerung begann; ich betrachtete deshalb den Tibbutrupp jetzt schärfer als bisher, um mir die Gegend, nach welcher er ritt, genau zu merken, und da sah ich, daß er sich nicht mehr in Bewegung befand, sondern angehalten hatte. Wir hemmten also die Schritte unserer Pferde auch, bis unsere Gegner weiterritten. Das geschah, als es so dunkel geworden war, daß ich sie kaum noch erkennen konnte.
    Nun durften wir uns mehr nähern als bisher. Wir ritten also im Trab auf die Stelle zu, an welcher sie angehalten hatten. Mein Ortssinn war geübt genug, diesen Ort trotz der Dunkelheit nicht zu verfehlen. Als wir ihn erreichten, schnaubten unsere Pferde und wollten nicht weiter. Wir sahen einige Gegenstände vor uns liegen und stiegen ab, um zu untersuchen, was es sei.
    „Roob-Allah – Schreck Gottes! Das sind Leichen!“ rief der Uëlad erschrocken aus.
    Er hatte recht; es waren drei Leichen. Hatten sie schon dagelegen, als die Tibbu hier vorüberkamen? Ich untersuchte sie. Sie waren noch ziemlich warm und ich fühlte Blut an meinen Händen.
    „Diese Leute sind von den Tibbu ermordet worden“, erklärte ich. „Sie begegneten ihnen und wurden getötet und wahrscheinlich ausgeraubt.“
    „Weißt du das gewiß?“
    „Werden gleich sehen.“
    Ich untersuchte die Taschen der drei Leichen; sie waren alle leer, und auch in ihren Gürtelschnüren befand sich oder hing nicht der geringste Gegenstand.
    „Ja, sie sind von den Tibbu ermordet und beraubt worden“, wiederholte ich. „Wer mögen sie gewesen sein?“
    Der Uëlad Sliman betastete sie und ihre Kleidungsstücke sehr sorgfältig und behauptete dann:
    „Wenn mich nicht alles trügt, so müssen das Leute aus Kufra sein. Was wollen die aber in dieser Gegend?“
    „Kommt von dort niemand hierher?“
    „Ganz selten, und dann nur als Führer von fremden Reisenden, die sie begleiten.“
    „Wenn dies auch hier der Fall wäre?“
    „Fast glaube ich es.“
    „Dann hätten die Tibbu den oder die Fremden mit sich fortgeschleppt!“
    „Ja, um ein Lösegeld zu erpressen und die Gefangenen dann dennoch nicht freizugeben, wie sie es zu tun pflegen.“
    „Dann müssen wir ihnen schnell nach. Hier können wir nicht mehr helfen. Wollen keine Zeit versäumen. Getraust du dir, trotz der Dunkelheit die Wasserstelle zu finden, von der du vorher gesprochen hast?“
    „Ja, ich werde sie nicht verfehlen.“
    „Dann fort von hier! Vielleicht ist es uns möglich, ein Menschenleben zu retten.“
    So wenig wir hier getan hatten, es war doch während der Untersuchung der Leichen eine Viertelstunde vergangen, welche wir einholen mußten. Wir durften uns freilich nicht allzusehr beeilen, wenn wir den Tibbu nicht so nahe kommen wollten, daß sie uns hörten oder überhaupt bemerkten, ehe sie den Lagerplatz erreichten. Ich mußte mich da ganz auf den Uëlad Sliman verlassen. Die Sterne waren zwar aufgegangen, aber sie leuchteten noch nicht hell; die mahlenden Schritte unserer Pferde im tiefen Sand waren weiter zu hören, als wir sehen konnten.
    Er rechtfertigte das Vertrauen, welches ich in ihn setzte. Wir mochten, seit wir das Duar verlassen hatten, ungefähr zwei Stunden geritten sein, da leuchtete grad vor uns eine kleine Flamme auf, welche um so größer und heller wurde, je mehr wir uns ihr näherten.
    „Das ist das Lagerfeuer, welches die Tibbu angebrannt haben. Wir reiten doch nicht ganz hin?“ fragte mein Führer.
    „Beschreib mir die Stelle! Also es gibt Sträucher dort. Ist die Gegend eben?“
    „Nein, denn die Stelle stößt an die obere äußere Seite des Wadi, an deren inneren Seite da unten rechts unser Duar liegt. Diese äußere Talwand ist eingebogen wie eine kleine, enge Bucht, welche von Fitna-Sträuchern eingefaßt wird. Das Wasser steht im Hintergrunde dieser Bucht.“
    „So werden sie da hinten lagern. Hast du den Mut, durch diese Sträucher bis in den Rücken der Tibbu zu kriechen?“
    „Ich

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