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41 - Unter heisser Sonne

41 - Unter heisser Sonne

Titel: 41 - Unter heisser Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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ergötzlicher Weise, daß man hätte glauben sollen, er sei wirklich nicht nur ein Dromedar, sondern sogar ein ganz ausgesprochenes baktrisches Kamel. Übrigens ergab sich nur aus dem folgenden, daß er der Gehilfe Habakek war; erkennen konnte man es nicht, denn sein Gesicht war derart mit allerlei farbigen Kreuz- und Querstrichen bemalt, daß es vollständig unter ihnen verschwand. Deshalb fragte der Neger: „Warum hast du ihn denn angestrichen?“
    Da erklang die verwunderte Antwort: „Das weißt du nicht? Das ist das Fell, was ich gemalt habe. Ein Kamel hat doch Haare im Gesicht!“
    Noch ist zu bemerken, daß vor dem Nachbarladen ein reichgeschmückter Esel stand. Sein Herr, jedenfalls kein gewöhnlicher Mann, war abgestiegen und dort eingetreten, um irgend etwas zu kaufen.
    Da sah mich zuerst der Neger. Er war damit beschäftigt, Kaffeebohnen in einem Mörser zu Mehl zu zerstoßen, warf vor Überraschung Kaffee und Mörser weg und erhob vor Freude ein Geheul, als ob er gepfählt werden solle. Hierdurch wurden die anderen auf mich aufmerksam. Mustafa Bustani war so verwundert, mich plötzlich vor sich zu sehen, daß er ganz still stand und nichts sagte. Um so mehr zeigte sich Thar der Situation gewachsen. Er tat einen Luftsprung, stieß einen Jubelruf aus, deutete auf meine Frau und fragte: „Ist das die, die du uns versprochen hast?“
    „Sie ist es“, antwortete ich.
    Da verneigte er sich dreimal vor ihr, winkte nach dem Kamel und bat sie: „Setze dich darauf; es ist für dich geschmückt!“
    Da aber erhob sich das Dromedar auf die hinteren Beine, wischte sich mit den Händen das ‚Fell‘ aus dem Gesicht und sagte: „Dazu habe ich keine Zeit, denn nun muß ich den Dienst des Ladens übernehmen!“
    Er warf den Kamelschmuck von sich und widmete sich dem Käufer, den Mustafa Bustani nun seinem Schicksal überließ, um sich mir und meiner Frau zuzuwenden. Seine Freude war ebenso groß wie aufrichtig. Er begrüßte mich durch die üblichen Verneigungen, zog mich dann an sein Herz und sagte: „Welch ein Heil widerfährt mir heut'! Allah sei Dank. Laß dich bei mir nieder, du Liebster meiner Freunde; du weißt, daß du mir hochwillkommen bist!“
    Dann machte er meiner Frau dieselben drei Verbeugungen; aber als er zu ihr sprechen wollte, versagte ihm die Stimme, und es stürzten ihm Tränen aus den Augen. Er legte beide Hände auf das Gesicht und schluchzte leise. Da weinte Thar auch, griff in die Falten des weißen Reisekleides meiner Frau, wischte sich mit ihnen die Tränen ab und dann auch die braune Beduinenfarbe aus dem Gesicht und von den Armen und erklärte ihr: „Er weint darüber, daß du nun da bist und sie dich doch nicht sehen kann.“
    „Warum kann sie mich nicht sehen?“ fragte meine Frau, die natürlich erriet, daß er seine Mutter meinte.
    „Sie ist gestorben. Weißt du das noch nicht?“ antwortete er.
    Wir erschraken beide. Wir fanden nicht gleich Worte. Der Bub aber fuhr fort: „Sie freute sich so sehr auf dich, denn dein Effendi, den wir alle so lieb haben, hatte dich stets nur gelobt und nie ein böses Wort über dich gesagt, was man doch eigentlich immer tut, sooft man von seinem Harem spricht. Er und der Vater aber haben das stets unterlassen. Da kam die Krankheit und schloß ihr die Augen; ich habe es selbst gesehen. Man trug sie fort. Nun weint der Vater stets, wenn er an sie denkt, und ich muß mir fast alle Tage eine neue Rache aussinnen, damit er wieder lacht. Aber er lacht nicht mehr und prügelt auch nicht mehr, und das ist beides falsch!“
    Er ließ bei diesen Worten sein Auge durch den Laden schweifen. Es fiel auf den Käufer, der sein rundes Turbankäppchen vom Kopf genommen und zur Seite gelegt hatte, um sich einen passenden Fez aufzuprobieren, was nach morgenländischer Weise immer lange dauert und mit vielen Reden und Gegenreden verbunden ist. Sein Kopf war vollständig kahl und glänzend blank und glatt, wie poliert. Da zuckte ein schelmischer Gedanke über das dreiviertel ausgewischte Gesicht des Knaben, und er fügte hinzu: „Da kommt mir gleich wieder eine Rache! Ich bitte euch, stört mich nicht, sondern schaut lieber dorthin, wo ich nicht bin!“
    Er schlängelte sich nach der hinteren Ecke, wo der Kochherd für den Kaffee stand und verschiedene Geräte allerlei Zwecks dabei. Dort war auch der Platz des Negers, der ihn aber verlassen hatte, um auf einen Wink seines Herrn aus einigen weichen Warenballen und einem Teppichtuch einen Diwan für meine Frau

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