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41 - Unter heisser Sonne

41 - Unter heisser Sonne

Titel: 41 - Unter heisser Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Dank verdient. Abd en Nom hat uns gesagt, wer der eigentliche Urheber des heutigen Zusammentreffens ist. Das Mitleid, welches die Mutter dir in die junge Seele legte, hat Frucht und Segen gebracht. Schamah, die Verzeihung, wird bei uns wohnen und – – –“
    „In unserem Haus?“ fiel da der Bub schnell ein.
    „Ja.“
    „Mit ihrer Mutter?“
    „Ja.“
    „Wie lange?“
    „Für alle Zeit, so hoffe ich.“
    Da tat der Knabe den größten Luftsprung, der ihm möglich war, und rief aus:
    „So muß ich schleunigst fort, um ihnen zu sagen, daß sie kommen!“
    „Wem?“
    „Unserm Habakek, dem Gehilfen, unserem Bern, dem Kaffeeneger, und unserer Köchin, seiner Frau!“
    „Das hat noch Zeit, denn die Schwägerin bleibt heute noch hier bei Abd en Nom. Wir holen sie erst morgen ab, wenn alles vorbereitet ist, sie festlich zu empfangen.“
    „Festlich empfangen!“ jubelte Thar, indem er einen zweiten Luftsprung machte. „Dazu gehören meine Löwen und meine Elefanten! Erlaubst du mir, sie einzuladen?“
    Der Vater zog ein ganz und gar nicht zustimmendes Gesicht, aber meine Frau winkte ihm bittend zu und so antwortete er:
    „So lade sie!“
    „Auch die Nilpferde?“
    „Ja.“
    „Und die Walfische?“
    „Auch sie. Sie sollen im Garten sitzen und bewirtet werden.“
    „Hamdullillah! Ich danke dir, mein lieber, mein guter Vater! Ich eile, es ihnen gleich zu sagen!“
    „Warum doch gleich?“ widersprach Mustafa Bustani, indem er ihn festhalten wollte.
    „Weil ich sie jetzt noch einholen kann. Sie sind ja soeben erst fort!“
    Er riß sich los, schüttelte der kleinen Schamah noch schnell die Hand und sprang mit beiden Beinen davon.
    „Ich werde bei ihm wohnen?“ fragte das Kind, indem es ihm bewundernd nachschaute.
    „Ja, das wirst du“, antwortete die Mutter. „Ihr werdet immer beisammen sein.“
    „Das will ich auch, und darüber freue ich mich, denn ich habe ihn lieb und über solche Helden muß man wachen. Nun aber bin ich müde vom weiten Weg. Darf ich jetzt schlafen gehen?“
    Dieser Wunsch gab Veranlassung, uns zu verabschieden, und zwar mit einem sehr frohen „Auf Wiedersehen!“ für morgen. Dann sahen wir, daß die Mutter mit dem Kind zunächst noch in das Grab ging, um jene innere Pflicht zu erfüllen, die weit noch über das Grab hinüberreicht. Wir drei anderen aber stiegen den schon bekannten Weg über Bethphage nach Kafr et Tur hinauf und blieben, als wir den Johannisbrotstrauch erreichten, stehen. Die Sonne stand soeben im Begriff, hinter dem Horizont zu verschwinden. Mit ihren letzten Strahlen umarmte sie die heiligste der Städte, die es auf Erden gibt. Welchen Anblick Jerusalem während eines solchen Sonnenunterganges vom Ölberg aus bietet, muß man gesehen und empfunden haben; es zu beschreiben ist nicht möglich. Wir standen lange Zeit in diesen Blick versunken. Dann sagte Mustafa Bustani, indem er tief Atem holte: „Noch schöner, noch tausendmal schöner als gestern zur selben Zeit! Aber diese Steigerung liegt in uns selbst. Ich bin ein ganz anderer, als ich gestern war, darum sehe und fühle ich auch ganz anders. Es liegt eine Welt zwischen gestern und heute. Ich weiß, ihr verlangt nicht, daß ich jetzt, nach so einer Stunde, reden und berichten soll. Ihr erlaubt mir zu schweigen. Ich bitte euch, geht heim! Laßt mich hier, allein mit mir und allein mit dem, der mir heute verzieh, obgleich ich ihn einst verstieß!“
    Wir gingen. Noch ehe wir die nächste Biegung des Weges erreichten, begannen die Abendglocken der Gottesstadt zu läuten. Ein Meer von heilig wallenden Tönen stieg zu uns auf und faßte uns, als ob es uns gen Himmel tragen wolle. Uns umschauend, sahen wir, daß Mustafa Bustani betete – – ein Mohammedaner, beim Klang der Kirchenglocken! Kann ich mehr erzählen? Nein!
    Für diejenigen Leser, welche keine Lücke dulden, habe ich noch hinzuzufügen, daß ich den Paschasattel doch noch bekam. Mustafa Bustani ermöglichte es, und zwar, wie ich glaube, nicht ohne persönliche Opfer. Zwar ist ein solches Prunkstück in der Heimat unbrauchbar, aber ich halte ihn dennoch lieb und wert, weil er mich an jene zwei Tage im Heiligen Lande erinnert, die mir in Thar und Schamah, also in der ‚Rache‘ und in der ‚Verzeihung‘, einen Wink gegeben haben, den ich nicht vergessen darf.

Merhameh
    Es war im östlichen Teil von Ardistan, also tief im orientalischen Hinterland. Der Ritt, auf dem wir uns befanden, war für mich und meinen kleinen, treuen Hadschi Halef

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