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41 - Unter heisser Sonne

41 - Unter heisser Sonne

Titel: 41 - Unter heisser Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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gegenüber meine Befehle und Handlungen mit Gründen zu belegen, aber in Rücksicht auf Ihr krankhaftes Denkvermögen will ich mich doch zu einer Erklärung herbeilassen. Ja, es gibt ein Völkerrecht, aber eben dieses Völkerrecht verbietet einem Kaper, ein Pirat zu sein; jedem ehrlichen Kapitän aber gebietet es, einen Piraten auch als Pirat, das heißt, als Seeräuber zu behandeln. Ob Sie mit Kaperbriefen versehen sind, ist mir durchaus gleichgültig; ich habe die Beweise, daß Sie wehrlose Ansiedler überfielen und friedliche Seefahrer töteten, obgleich dieselben sich Ihnen ohne Widerstand ergaben; daß Sie sogar einen Krieg, einen Vernichtungskrieg gegen fromme Priester führen, welche keine anderen Waffen besitzen als Worte der Liebe oder der Ermahnung. Ihre Briefe kann ich also nicht achten, denn Sie sind kein Privateer, sondern ein Seeräuber. Auch Genugtuung muß ich Ihnen versagen, da kein Dieb und Räuber satisfaktionsfähig ist. Ihre Rache fürchte ich nicht. Und endlich will ich Ihnen noch bemerken, daß ich keineswegs gezwungen bin, Sie im nächsten Hafen abzuliefern; ich bin vielmehr berechtigt und sogar verpflichtet, einen jeden Seeräuber ohne weiteres baumeln zu lassen. Mit Ihnen habe ich bereits zu viel Worte gemacht. Ihr Schicksal ist einfach folgendes: Beantworten Sie mir meine Frage, so werde ich geneigt sein, Sie dem Gouverneur der nächsten mir im Kurs liegenden französischen Besitzung als eingefangenen Piraten auszuliefern; bleiben Sie jedoch bei Ihrem Schweigen, so lasse ich Sie zunächst auspeitschen, sodann kielholen und endlich, wenn auch das zu keinem Ergebnis führt, an die Rahe hängen.“
    „Versuchen Sie es!“ rief Schooter sinnlos vor Wut. „Es soll Ihnen schlecht bekommen!“
    „Lieutenant Ervillard, vorwärts!“ gebot Surcouf.
    Auf einen Wink des Lieutenants wurde Schooter von sechs kräftigen Fäusten gepackt und nach dem Vorderdeck geschafft.
    „Bei Gott, er wagt es!“ hörte man Schooter rufen. „Führt mich zurück; ich werde die Antwort geben!“
    Er wurde zurückgebracht und gestand, daß er heute am Morgen den Priester den wilden Sakuru-Dayaks übergeben habe.
    „Welchen Preis haben Sie erhalten?“ fragte Surcouf.
    „Den Beutel mit Goldstaub, den Sie in meiner Kassette finden“, lautete die Antwort.
    „Wo wohnen diese Dayaks?“
    „Eine Stunde weit von der Mündung des Flüßchens aufwärts.“
    „Gut! Ich habe Ihnen nur noch zu sagen, daß ich Sie allerdings ausliefern werde, falls es mir gelingt, den Gesuchten unbeschädigt zurückzuerhalten; ist ihm aber das Geringste geschehen, so werden Sie dennoch aufgeknüpft. Ich handle also in Ihrem eigenen Interesse, wenn ich Sie auffordere, mir einen Ihrer Leute zu nennen, der geeignet ist, als Ihr Bote zu den Dayaks zu gehen; den Beutel soll er mitbekommen, doch werden ihn zwei meiner Männer begleiten, welche gewohnt sind, mit diesen Wilden zu verkehren. Nennen Sie den Namen!“
    „Untersteuermann Harcroft.“
    „Das genügt. Nun will ich Ihnen noch einen braven Mann vorstellen, der an sich selbst erfahren hat, daß Sie Seeräuber sind, und dem wir es verdanken, daß wir so schnell und erfolgreich in Ihr Kielwasser gekommen sind.“
    Er gab einen Wink – die Leute traten auseinander – die Gestalt des Deutschen war zu sehen.
    „Holmers! Schurke!“ rief der Gefangene und erhob die Fäuste, um sich trotz seiner gefesselten Hände auf den Genannten zu werfen; doch wurde er sofort gefaßt und auf Befehl des Kapitäns hinüber nach dem ‚Falken‘ gebracht.
    Sobald der Morgen zu grauen begann, stieß ein Boot ab, um die drei Boten an das Festland zu bringen. Der Untersteuermann Harcroft hatte ausgesagt, daß er es sei, welcher mit Karima, dem Häuptlinge der Dayaks, zu verhandeln gehabt hatte, und die beiden ihm beigegebenen Männer verstanden das Malaiische hinlänglich, um ihrem Auftrag genügen zu können.
    Es war ausgemacht worden, daß Surcouf bis Mittag warten, dann aber, falls sie noch nicht zurückgekehrt seien, annehmen wollte, daß er ihnen zu Hilfe kommen müsse. Auch Holmers, der Deutsche, erzählte, daß er bei dem vorigen Aufenthalt Schooters hier mit am Land gewesen sei und die Gegend genügend kenne, um als Führer dienen zu können. Nach seinen Angaben konnte der Kapitän einen Situationsplan entwerfen. Er hatte überhaupt diesen Mann trotz der kurzen Zeit ihres Beisammenseins bereits liebgewonnen. Holmers' Trübsinn war eine Folge seiner Sehnsucht nach dem Vaterland, welches er von ganzer

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