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41 - Unter heisser Sonne

41 - Unter heisser Sonne

Titel: 41 - Unter heisser Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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dem ‚Falken‘ her die Bahn zu sondieren hatte.
    So erreichte man die Ostseite der Insel, wo die Barkasse eine kleine Einbuchtung entdeckte, in welcher der Schoner vor Anker gehen konnte. Dies war kaum geschehen, so bestieg Surcouf mit zwanzig Mann die Boote, um die Südseite der Insel zu umfahren, und ließ die übrigen zur Bewachung des Schiffes zurück. Da sämtliche Ruder genügend umwickelt waren, so verursachten sie kein Geräusch, und auch unter den Männern selbst herrschte die tiefste Stille.
    Der Kapitän fuhr in der Schaluppe den anderen voran. Alle waren nur mit Messer und Enterbeil bewaffnet, weil Surcouf die Absicht hegte, die Boote in gehöriger Entfernung zurückzulassen und dann den ‚Adler‘ anzuschwimmen; doch ist das Enterbeil die gefährlichste Waffe in der Hand eines kräftigen Seemannes. Sie waren noch nicht zehn Minuten lang gefahren, so sahen sie die Schiffslaterne des gesuchten Fahrzeuges leuchten. Surcouf gab ein Zeichen, zu halten, und glitt leise aus der Schaluppe in das Wasser.
    Es war notwendig, zu rekognoszieren, denn noch wußte man nicht, ob es auch wirklich der ‚Eagle‘ sei, und wenn er es war, so galt es, zu erfahren, ob sich alle Mann an Bord befanden und in welcher Weise die Wache gehandhabt wurde. Surcouf war ein ausgezeichneter Schwimmer; er zerteilte die Flut, ohne dieselbe mehr als ein Fisch zu bewegen. In der Nähe des Schiffes tauchte er und kam erst hart an der Wand desselben wieder empor. Er umschwamm es langsam und vorsichtig und überzeugte sich, daß es der ‚Adler‘ sei. Das Schiff stand nur an einem Anker, und zwar an dem am Kranbalken befindlichen Nachtanker, und neben dem Tau hing die Ankertalje bis in das Wasser nieder.
    Surcouf zog an der Talje und bemerkte, daß sie oben angefixt sei und ihn also tragen werde. Er griff sich empor und hütete sich dabei sehr, durch ein Anstreifen an der Bugwand das kleinste Geräusch zu verursachen. Als sein Auge in Bordhöhe gelangte, bemerkte er, daß sich nur zwei Männer an Deck befanden, nämlich die Vorder- und Hinterdeckwache. Er hatte genug gesehen, glitt wieder hinab und kehrte zu seinen Booten zurück. Er schwamm zunächst nicht zu seiner Schaluppe, sondern zur Barkasse, welche Lieutenant Ervillard befehligte und zu deren Bemannung auch der Deutsche gehörte, welcher sich vorher auf dem ‚Eagle‘ befunden hatte. Als dieser hörte, unter welcher Bewachung der Kapitän den Piraten gefunden hatte, bat er, der erste an Deck sein zu dürfen, was ihm auch sofort gewährt wurde.
    Nun ward eine kurze Beratung gehalten, deren Ergebnis darin bestand, daß Surcouf mit dem Deutschen und dem Lieutenant zunächst allein an Bord klettern wollte, um die beiden Wachen zu beschleichen und sie unschädlich zu machen; dies sollte durch einfache Knebelung und nur im äußersten Fall durch Tötung geschehen; dann erst sollten die anderen nachfolgen, indem sie, an der Ankertalje kletternd oder am Ankertau reitend, emporkämen. Sodann hatte man den Kapitän und die Offiziere zu überrumpeln, die Waffen- und Pulverkammern zu besetzen, und nach diesen Vorbereitungen durfte man hoffen, mit der Bemannung leicht fertig zu werden.
    Nachdem einem jeden seine Rolle zugeteilt worden war, wurden die Boote an die Inseln gerudert, wo sie unter der Aufsicht eines einzigen Mannes zurückblieben. Die übrigen, mit dem Kapitän grad zwanzig Mann, gingen in das Wasser und schwammen, einer immer hinter dem anderen, dem Engländer entgegen, den sie auch wirklich unbemerkt erreichten. Eine Minute später standen die drei bereits hinter der Bugverkleidung. Die Vorderdeckwache lehnte am Fockmast, ihnen den Rücken zukehrend.
    „Er steht gut“, flüsterte Surcouf dem Deutschen zu. „Leise hinan, und drück ihm die Kehle fest zusammen. Er darf keinen Laut ausstoßen!“
    Der Angeredete schlich sich nach dem Mast; ein rascher Griff seiner kräftigen Hände genügte, und in den nächsten Sekunden hatte die Wache einen Knebel vor Mund und Nase und war mit Armen und Beinen an den Mast gebunden. Die Hinterwache wurde ebenso glücklich überrascht, und nun gab Surcouf den unten im Wasser harrenden Leuten das Zeichen, emporzuklettern. Dies geschah so vorsichtig, daß diejenigen, welche am Ankertau emporritten, nur ein fast ganz unmerkliches Neigen des Bugs hervorbrachten. Kaum waren alle an Deck, so schlich ein jeder sofort nach seinem Posten.
    Der Kapitän ließ sich mit dem Lieutenant von dem Deutschen nach der Kapitänskajüte führen. Die Türe derselben

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